Itcan SL 270 flüssig zugelassen: Das flüssige Itcan SL 270 (Wirkstoff: Maleinsäurehydrazid 270 g/l) ist jetzt auch zur Keimhemmung in Kartoffeln zugelassen. Es darf einmal mit 11 l/ha von Anfang Juli bis Ende Itcan SL 270 flüssig zugelassen
September im BBCH-Stadium 69 bis 89 eingesetzt werden. Das heißt, von Ende der Blüte des ersten Blütenstandes bis Beeren des ersten Fruchtstandes (Hauptspross) welk. Samen sind sortentypisch dunkel gefärbt. Das Mittel sollte in 300 bis 600 l/ha Wasser ausgebracht werden. Zu beachten ist die Gewässerauflage NW 642-1 (länderspezifischer Mindestabstand zu Gewässern, in NRW gilt ab Böschungsoberkante ein Abstand von 10 m oder von 5 m, wenn eine geschlossene, ganzjährig begrünte Pflanzendecke vorhanden ist) und eine Wartezeit von 21 Tagen. Das Mittel ist bienenungefährlich (B4).
Einsatz von Maleinsäurehydrazid: Eine Vielzahl der Bestände in NRW wurde bereits mit Maleinsäurehydrazid behandelt. Aktuell stellt sich die Frage, vor der vorhergesagten heißen Witterung behandeln und gegebenenfalls Ertrag einbüßen oder abwarten, bis es wieder kühler wird. Das hängt von der Sorte, dem aktuellen Abreifegrad der Pflanzen und dem Behandlungsziel ab. Die Kartoffeln sind durch die Witterung innerhalb der vergangenen Wochen sehr gestresst worden, sodass eine erhöhte Gefahr für Durch- und Zwiewuchs (Keime, Knollen, Kindel, Ketten, Puppigkeit) besteht. Anfällige Sorten, besonders wiederergrünte Bestände, müssen vor der Hitze behandelt werden. Bei der Keimhemmung sollte beachtet werden, dass einige Sorten während einer Hitzephase schnell zusammenbrechen können, dann muss jetzt schon behandelt werden. Bei späteren, noch grünen Sorten kann gegebenenfalls noch gewartet werden, allerdings ist unklar, wie lange die Hitzephase anhalten wird. Wichtig für den Einsatz von Maleinsäure ist, dass die Bestände noch mindestens drei Wochen lang grünes Laub aufweisen. Diese Zeit benötigt der Wirkstoff, um in die Knollen zu gelangen. Einige der unteren Kartoffelblätter dürfen sich schon gelb verfärben, aber der Großteil des Kartoffelkrautes muss noch grün und wüchsig sein. Wenn der Saftstrom behindert wird, zum Beispiel wenn aufgrund von hohen Temperaturen die Bestände „stehen“, also kein Stofftransport in die Knolle stattfindet, oder die Bestände schon sehr weit in der Abreife sind oder stark liegen, kann der Wachstumsregler keine volle Wirksamkeit entfalten.
Mittel: Fazor oder Himalaya 60 SG mit 1 x 5 kg/ha in 500 l/ha Wasser, sowie Itcan 270 SL flüssig mit 1 x 11 l/ha in 300 bis 600 l/ha Wasser.
Einsatzzeitpunkt Durch-/Zwiewuchs: Optimaler Einsatzzeitpunkt gegen Durch-/Zwiewuchs: ca. 80 bis 90 % des Bestandes weisen eine Keimlänge von gerade gespitzt bis 5 mm auf. Gute Wirkung noch bis 10 mm, ab 20 mm häufig keine ausreichende Wirkung mehr.
Einsatzzeitpunkt Keimhemmung: 80 % der Knollen sollten bei kleinfallenden Sorten eine Mindestgröße von ca. 25 bis 30 mm und bei großfallenden Sorten von ca. 35 bis 40 mm erreicht haben. Ab dieser Größe ist die Zellteilung in den Knollen abgeschlossen, danach erfolgt nur noch die Zellstreckung. Erst ab diesem Zeitpunkt sind keine Ertragseinbußen zu erwarten.
Witterung: Anwendung nur bis 25 °C. Bei heißem, trockenen Wetter sind Spritzungen in die frühen Morgenstunden zu verlegen.
Mischbarkeit: Eigene Kammerversuche zeigen, dass die Kombination von Maleinsäurehydrazid mit Cymbal Flow, Ranman Top, Revus Top, Shirlan, Tanos oder Zorvec möglich ist.
Beachten: Aufgrund der Rückstandsproblematik ist es unerlässlich, zuvor mit der abnehmenden Hand abzuklären, ob ein Einsatz von Maleinsäurehydrazid erwünscht ist.
Krautfäule, Alternaria, Schwarzbeinigkeit, Kartoffelkäfer, Blattläuse, Spinnmilben: Auch bei der prognostizierten heißen Witterung muss weiter auf Krautfäule geachtet werden, denn auf einzelnen Flächen wird aktuell, trotz der Hitze, sporulierender Befall gefunden. In abreifenden Beständen bis zur Ernte zwei bis drei Abschlussbehandlungen mit Sporiziden (Fuazinam-haltige Mittel, Leimay, Ranman Top) in vollen Aufwandmengen einplanen, um einen Braunfäulebefall der Knollen zu verhindern.
Durch die warme Witterung wird Alternaria gefördert. Revus Top 0,6 l/ha, Narita 0,5 l/ha (darf nur 1 x eingesetzt werden), Propulse 0,5 l/ha oder Signum 0,25 kg/ha einsetzen.
Die heiße Witterung kann ebenfalls die Schwarzbeinigkeit fördern. Tritt sie vermehrt auf, Funguran progress 2 x 1,5 bis 2 kg/ha in die Krautfäulestrategie integrieren. Es sind zwar keine Wunder zu erwarten, aber die weitere Übertragung im Bestand lässt sich reduzieren.
Aktuell tritt eine neue Generation Kartoffelkäfer auf, auch werden schon wieder neue Larven gefunden. In abreifenden Sorten ist keine Behandlung mehr erforderlich. In den späteren Sorten kann eine Behandlung gegebenenfalls noch notwendig sein, regelmäßig kontrollieren.
Blattläuse spielen aktuell keine Rolle. In der Region Kleve-Wesel trat in den Vorjahren aber manchmal noch im August ein bekämpfungswürdiger Befall auf, weiter kontrollieren und gegebenenfalls behandeln.
Die aktuellen Witterungsbedingungen bieten optimale Entwicklungsbedingungen für Spinnmilben. Anfällige Sorten kontrollieren. Leider hat das einzig wirksame Mittel Milbeknock Top keine Notfallzulassung bekommen. Genutzt werden kann die Nebenwirkung vom Blattlausmittel Movento. Eingesetzt werden kann auch Eradicoat/Kantara, hier müssen aber, um eine ausreichende Wirkung zu erzielen, Droplegs eingesetzt werden.