2023 ist angesichts der Witterungsbedingungen ein ungewöhnliches und unberechenbares Jahr. Aufgrund der hohen Bodenfeuchten und prognostizierten Niederschlägen dürfen die Herbizidbehandlungen nicht zu nah am Durchstoßtermin erfolgen, damit die auflaufenden Pflanzen keine Schäden erleiden.
Nicht zu dicht am Durchstoßtermin
Aclonifen- oder Clomazone-haltige Mittel (z. B. Bandur oder Centium) sollten etwa fünf bis zehn Tage vor dem Durchstoßen zum Einsatz kommen. Prosulfocarb- (z. B. Boxer) und Metribuzin-haltige Mittel (z. B. Sencor/Mistral) können nah am Durchstoßtermin positioniert werden.
Mechanische Maßnahmen sinnvoll?
Eine mechanische Unkrautbekämpfung ist aufgrund der hohen Bodenfeuchte aktuell nicht durchführbar. Falls die Temperaturen, wie vorhergesagt, deutlich ansteigen und die Böden auftrocknen – das heißt, die Böden wieder zu trocken sind – müssen die Herbizidmaßnahmen situationsspezifisch angepasst werden.
Die Herbizide und Herbizidkombinationen sollten abhängig vom Unkrautspektrum, von der Sorte (ob diese z. B. Metribuzin-empfindlich ist) und vom Behandlungstermin gezielt ausgewählt werden. Eine Übersicht zu den Wirkungsspektren ausgewählter Herbizide und Tankmischungen in Kartoffeln finden Sie hier:
Auf Bodenfeuchte achten
Ansprüche ausgewählter Herbizide an die Bodenfeuchte (von gering bis hoch): Bandur / Centium / Novitron < Metric < Sencor / Mistral / Proman < Arcade < Boxer < Artist
Auflagen von Prosulfocarb und Clomazone-haltigen Mitteln beachten
In der Vergangenheit kam es bei der Anwendung von Prosulfocarb in Einzelfällen zu Wirkstoffeinträgen in benachbarte Gemüse- oder ökologisch angebauten Kulturen sowie zu Blattschäden an Zuckerrüben. Um Verflüchtigung und Abdrift zu vermeiden, sind für den Einsatz von Prosulfocarb die Anwendungsbestimmungen NT 145, NT 146 und NT 170 zu beachten, das heißt:
- Zur Begrenzung der Abdrift sind Düsen der Abdriftminderungsklasse 90 % auf der gesamten Fläche vorgeschrieben.
- Der vorgeschriebene Mindestaufwand von 300 l/ha Wasser verringert den Feintropfenanteil.
- Flankierend wird die Fahrgeschwindigkeit auf 7,5 km/h limitiert, weil nur dann die Verlustminderung von 90 % erreicht wird.
- Die Vorschrift, das Mittel nur bei einer Windgeschwindigkeit von höchstens 3 m/s auszubringen, soll sowohl die Abdrift des Spritznebels als auch Verfrachtung durch Bodenerosion vermeiden.
- Der Einsatz sollte bei Temperaturen unter 20 °C und einer Luftfeuchtigkeit von über 40 % erfolgen.
Empfehlung des Pflanzenschutzdienstes:
- Herbizideinsatz im Vorfeld mit dem benachbarten Gemüse- oder ökologisch wirtschaftenden Anbauer abstimmen.
- Behandlung aufschieben, wenn die benachbarte Gemüse- oder ökologisch produzierte Kultur unmittelbar zur Ernte ansteht.
- Im Zweifelsfall auf den Einsatz von Boxer verzichten. Eine Alternative ist Bandur.
Clomazone-Auflagen
Auch beim Einsatz von Clomazone kam es in Einzelfällen zu Wirkstoffeinträgen in angrenzende Kulturen, Feldränder und Gehölze sowie in benachbarte Gärten. Im Juni 2022 traten einzelne Clomazone-Schäden in NRW auf, teilweise wurden private Anzeigen erstattet.
Die Anwendung des Wirkstoffs Clomazone darf bei Tageshöchsttemperaturen von 20 bis 25 °C ausschließlich zwischen 18 Uhr abends und 9 Uhr morgens erfolgen. Über 25 °C darf Clomazone nicht zum Einsatz kommen (NT 127). Beim DWD können die agrarmeteorologischen Bedingungen für den Einsatz von Clomazone abgerufen werden. Für mögliche Fachrechtskontrollen unbedingt einen Ausdruck von den Einsatzbedingungen aufheben.
Weiterhin gilt die Anwendungsbestimmung NT 149, das heißt, der Anwender muss in einem Zeitraum von einem Monat nach der Anwendung wöchentlich in einem Umkreis von 100 m um die Anwendungsfläche prüfen, ob Aufhellungen an Pflanzen auftreten. Diese Fälle sind sofort dem amtlichen Pflanzenschutzdienst und dem Zulassungsinhaber zu melden.
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