Glyphosat-Alternative

Kann Stahl Chemie ersetzen?

Landwirte sollen bis 2030 50% weniger Pflanzenschutzmittel ausbringen, Glyphosat steht vor dem Aus. Die Landwirtschaftskammer NRW hat gezeigt, inwieweit ultraflaches Ackern das Herbizid ablösen kann.

Über das Jahr hinweg gibt es zwei Schwerpunkte, in denen Glyphosat hauptsächlich zum Einsatz kommt. Zum einen im Frühjahr, wenn winter­harte Zwischenfrüchte vor einer Sommerung stehen und diese nicht mechanisch, sondern chemisch beseitigt werden sollen. Und zum anderen im Spätsommer oder Herbst zur Behandlung von Flächen mit Altraps, Ausfallgetreide, zur Bekämpfung von Problemunkräutern oder vor der Aussaat auf Mulch- und Direktsaatflächen. Aber was leisten die mechanischen Alternativen tatsächlich?

Heterogene Anforderungen

Als Ersatz für Glyphosat kommt ­eine ganzflächige ein- bis mehrmalige mechanische Bearbeitung der Fläche mit einem geeigneten Gerät oder einer Gerätekombination infrage. Und genau hierzu hat die Landwirtschaftskammer NRW 2022 an mehreren Standorten Maschinenvorführungen veranstaltet und die Arbeitsergebnisse direkt sowie einige Wochen nach der Bearbeitung erfasst und zusammengetragen.

Im Frühjahr wurde die Beseitigung von winterharten Zwischenfrüchten thematisiert. Im Herbst wurden die Maschinen im Großraum (Ost-)Westfalen gegen Ausfallraps, Ausfallgetreide sowie eine Kleegraszwischenfruchtmischung eingesetzt. Das Ziel war es, Glyphosat zu ersetzen, indem man die Flächen mit möglichst wenigen Schritten bereinigt und einen Nachauflauf verhindert. Dabei sollte möglichst flach gearbeitet werden.

Scheibenegge mit ...?

Scheibeneggen zeichnen sich unter anderem durch ihre schräg in Fahrtrichtung angestellten Scheiben und ihre intensiv mischende Arbeit aus. Um ordentliche Arbeitsergebnisse zu erzielen, sind Geschwindigkeiten von 12 km/h und mehr vorteilhaft. Bei den Scheibeneggen fiel die Auswahl auf eine Lemken Rubin 10, welche mit ihren großen Scheibendurchmessern von 645 mm auch mit ­hohen Mengen Organik zurechtkommen sollte.

Der Weg weg von der Chemie
Am 11. Dezember 2019 hat die EU-Kommission den Green Deal vorgestellt. Dessen Hauptanliegen ist die Klimaneutralität des Kontinents bis 2050. Er betrifft viele Bereiche, auch die Landwirtschaft. Die Farm-to-Fork-Strategie definiert Ziele wie Er-nährungssicherheit, nachhaltige Le­bensmittelproduktion oder weniger Lebensmittelverluste. Grundlegend sind sie begrüßenswert, allerdings stoßen sich viele an den Reduktionszielen für Antibiotika, Mineraldünger und Pflanzenschutzmittel.
Konkret ist vorgesehen, bis 2030 den Anteil der biologisch bzw. ökologisch bewirtschafteten landwirtschaftlichen Nutzfläche auf 25 % zu steigern, den Einsatz von Düngemitteln um mindestens 20 % zu reduzieren, bei gleichzeitigem Erhalt der Bodenfruchtbarkeit. Zudem soll der Einsatz und das Risiko chemischer Pflanzenschutzmittel um 50 % verringert werden.
Auf nationaler Ebene hat Deutschland mit der fünften Änderung der Pflanzenschutz-Anwendungsverordnung vom 8. September 2021 die Regeln für den Einsatz chemisch-synthetischer Pflanzenschutzmittel weiter verschärft. Darin wurde ergänzt, dass in Naturschutzgebieten und Nationalparks der Einsatz von bienengefährlichen Insektiziden und Herbiziden generell verboten wird. Entlang von Gewässern gilt bei der Anwendung von Pflanzenschutz seither ein Abstand von 10 oder 5 m, wenn eine ­geschlossene, ganzjährig begrünte Pflanzendecke vorhanden ist.
Die Änderung hat für erhebliche Aufmerksamkeit gesorgt, da in ihr erhebliche Einschränkungen für den Einsatz von Herbiziden mit dem Wirkstoff Glyphosat festgehalten sind. Konkret ist seit der Änderung der Einsatz von glyphosathaltigen Pflanzenschutzmitteln in Wasserschutz- und Heilquellenschutzgebieten, zur Spätanwendung vor der Ernte, auf Flächen, die für die Allgemeinheit bestimmt sind und im Haus- und Kleingartenbereich verboten. Zur Vorsaatbehandlung bei Mulch- und Direktsaat ist eine Anwendung weiterhin zulässig, jedoch nur dann, wenn die Flächen nicht in Wasser- oder Naturschutzgebieten liegen. Die genauen Details gibt es im Internet.
Die Einschränkungen betreffen schon jetzt NRW-weit über 100  000 ha
und werden gegebenenfalls ab 2024 für ganz Deutschland gelten. Denn in § 9 der Pflanzenschutz-Anwendungsverordnung wurde ein „Generelles Anwendungsverbot“ für Glyphosat und Glyphosat-Trimesium ab dem 1. Januar 2024 aufgenommen. Somit dürfte das aktuell noch bedeutendste Herbizid nicht mehr verwendet werden.
www.wochenblatt.com/pflschanwv

Ihre X-förmige Scheibenanordnung soll den von Scheibeneggen bekannten Seitenzug verhindern. Darüber hinaus konnten Vorführungsbesucher eine Amazone CatrosXL mit integrierter, vorlaufender Messerwalze im Einsatz begutachten. Mit der Messerwalze ist sie in der Lage, stehende Zwischenfrüchte zu ­zerkleinern und einzumischen, wodurch auch ein Einsatz auf ­un­bearbeiteten Zwischenfrüchten problemlos möglich war. Arbeitsintensität und -qualität der Messerwalze nimmt mit steigender...