Über das Jahr hinweg gibt es zwei Schwerpunkte, in denen Glyphosat hauptsächlich zum Einsatz kommt. Zum einen im Frühjahr, wenn winterharte Zwischenfrüchte vor einer Sommerung stehen und diese nicht mechanisch, sondern chemisch beseitigt werden sollen. Und zum anderen im Spätsommer oder Herbst zur Behandlung von Flächen mit Altraps, Ausfallgetreide, zur Bekämpfung von Problemunkräutern oder vor der Aussaat auf Mulch- und Direktsaatflächen. Aber was leisten die mechanischen Alternativen tatsächlich?
Heterogene Anforderungen
Als Ersatz für Glyphosat kommt eine ganzflächige ein- bis mehrmalige mechanische Bearbeitung der Fläche mit einem geeigneten Gerät oder einer Gerätekombination infrage. Und genau hierzu hat die Landwirtschaftskammer NRW 2022 an mehreren Standorten Maschinenvorführungen veranstaltet und die Arbeitsergebnisse direkt sowie einige Wochen nach der Bearbeitung erfasst und zusammengetragen.
Im Frühjahr wurde die Beseitigung von winterharten Zwischenfrüchten thematisiert. Im Herbst wurden die Maschinen im Großraum (Ost-)Westfalen gegen Ausfallraps, Ausfallgetreide sowie eine Kleegraszwischenfruchtmischung eingesetzt. Das Ziel war es, Glyphosat zu ersetzen, indem man die Flächen mit möglichst wenigen Schritten bereinigt und einen Nachauflauf verhindert. Dabei sollte möglichst flach gearbeitet werden.
Scheibenegge mit ...?
Scheibeneggen zeichnen sich unter anderem durch ihre schräg in Fahrtrichtung angestellten Scheiben und ihre intensiv mischende Arbeit aus. Um ordentliche Arbeitsergebnisse zu erzielen, sind Geschwindigkeiten von 12 km/h und mehr vorteilhaft. Bei den Scheibeneggen fiel die Auswahl auf eine Lemken Rubin 10, welche mit ihren großen Scheibendurchmessern von 645 mm auch mit hohen Mengen Organik zurechtkommen sollte.
Der Weg weg von der Chemie
Am 11. Dezember 2019 hat die EU-Kommission den Green Deal vorgestellt. Dessen Hauptanliegen ist die Klimaneutralität des Kontinents bis 2050. Er betrifft viele Bereiche, auch die Landwirtschaft. Die Farm-to-Fork-Strategie definiert Ziele wie Er-nährungssicherheit, nachhaltige Lebensmittelproduktion oder weniger Lebensmittelverluste. Grundlegend sind sie begrüßenswert, allerdings stoßen sich viele an den Reduktionszielen für Antibiotika, Mineraldünger und Pflanzenschutzmittel.
Konkret ist vorgesehen, bis 2030 den Anteil der biologisch bzw. ökologisch bewirtschafteten landwirtschaftlichen Nutzfläche auf 25 % zu steigern, den Einsatz von Düngemitteln um mindestens 20 % zu reduzieren, bei gleichzeitigem Erhalt der Bodenfruchtbarkeit. Zudem soll der Einsatz und das Risiko chemischer Pflanzenschutzmittel um 50 % verringert werden.
Auf nationaler Ebene hat Deutschland mit der fünften Änderung der Pflanzenschutz-Anwendungsverordnung vom 8. September 2021 die Regeln für den Einsatz chemisch-synthetischer Pflanzenschutzmittel weiter verschärft. Darin wurde ergänzt, dass in Naturschutzgebieten und Nationalparks der Einsatz von bienengefährlichen Insektiziden und Herbiziden generell verboten wird. Entlang von Gewässern gilt bei der Anwendung von Pflanzenschutz seither ein Abstand von 10 oder 5 m, wenn eine geschlossene, ganzjährig begrünte Pflanzendecke vorhanden ist.
Die Änderung hat für erhebliche Aufmerksamkeit gesorgt, da in ihr erhebliche Einschränkungen für den Einsatz von Herbiziden mit dem Wirkstoff Glyphosat festgehalten sind. Konkret ist seit der Änderung der Einsatz von glyphosathaltigen Pflanzenschutzmitteln in Wasserschutz- und Heilquellenschutzgebieten, zur Spätanwendung vor der Ernte, auf Flächen, die für die Allgemeinheit bestimmt sind und im Haus- und Kleingartenbereich verboten. Zur Vorsaatbehandlung bei Mulch- und Direktsaat ist eine Anwendung weiterhin zulässig, jedoch nur dann, wenn die Flächen nicht in Wasser- oder Naturschutzgebieten liegen. Die genauen Details gibt es im Internet.
Die Einschränkungen betreffen schon jetzt NRW-weit über 100 000 ha
und werden gegebenenfalls ab 2024 für ganz Deutschland gelten. Denn in § 9 der Pflanzenschutz-Anwendungsverordnung wurde ein „Generelles Anwendungsverbot“ für Glyphosat und Glyphosat-Trimesium ab dem 1. Januar 2024 aufgenommen. Somit dürfte das aktuell noch bedeutendste Herbizid nicht mehr verwendet werden.
www.wochenblatt.com/pflschanwv
Ihre X-förmige Scheibenanordnung soll den von Scheibeneggen bekannten Seitenzug verhindern. Darüber hinaus konnten Vorführungsbesucher eine Amazone CatrosXL mit integrierter, vorlaufender Messerwalze im Einsatz begutachten. Mit der Messerwalze ist sie in der Lage, stehende Zwischenfrüchte zu zerkleinern und einzumischen, wodurch auch ein Einsatz auf unbearbeiteten Zwischenfrüchten problemlos möglich war. Arbeitsintensität und -qualität der Messerwalze nimmt mit steigender Geschwindigkeit zu. Beide Geräte haben einen realistischen Arbeitstiefenbereich von 5 bis 15 cm.
Wieder flach schälen
Als mögliche Alternative für den klassischen Volldrehpflug wird in letzter Zeit häufiger der Schälpflug genannt. Die Geräte zeichnen sich dadurch aus, dass sie einen „reinen Tisch“ hinterlassen, dabei allerdings deutlich flacher arbeiten als Standardpflüge. Der OVLAC MINI von Einböck ist ein Schälpflug, der sich darüber hinaus auch noch durch das Onland-Pflügen auszeichnet. Dabei wird neben der Furche auf der Ackerkrume gefahren. Das soll Pflugsohlenverdichtungen vorbeugen. Realistische Arbeitstiefen liegen im Bereich zwischen 12 und 20 cm.
Einige Spezialmaschinen
Zur Kategorie der Spezialmaschinen zählen die Bio-Bodenfräse von Celli, die Spatenmaschine von Imants und der Lemken Koralin Hybridgrubber.
Die Celli Tiger Bio-Bodenfräse ist häufig auf regenerativ wirtschaftenden Betrieben anzutreffen. Sie soll den Boden flach und ganzflächig bearbeiten. Die großen Tiefenführungsräder lassen eine präzise und flache Arbeitstiefeneinstellung zwischen 2 bis maximal 10 cm zu. Die Ablage der Organik auf der Bodenoberfläche leitet nach der Bearbeitung den Rotteprozess ein.
Die Spatenmaschine Eco-Mix von Imants durchmischt den Boden mit den auf einer Welle angebrachten Spaten intensiv. Dadurch, dass die Spaten versetzt zueinander montiert sind, ist das Arbeitsbild nicht von einem klassischen horizontalen Schnitt geprägt. Die aktiv angetriebene Eggenwalze soll einen saatfertigen Acker hinterlassen. Die Maschine ist auch für flacheres Arbeiten ab 5 cm geeignet. Maximal sind 20 cm möglich.
Die dritte Maschine im Bunde der Spezialgeräte stellte der Lemken Koralin dar. Die Kombination aus Heliodor-Scheiben-, Zinkenfeld und Nachlaufwalze oder Striegel nennt Lemken Hybrid-Grubber. Auf das möglichst flach einzustellende Scheibenfeld folgen die mit DeltaCut-Scharen bestückten Zinken. Mit ausreichender Überlappung sollen diese einen flächigen Bearbeitungshorizont hinterlassen.
Die DeltaCut-Schare sind für das flache Arbeiten sehr niedrig angestellt und haben eine Breite von 38 cm. Die nachlaufende Walze oder der optionale Striegel sollen den Boden leicht rückverfestigen bzw. das abgeschnittene Material wenige Meter verschleppen, um so die Wurzeln zusätzlich zu enterden. Die Arbeitstiefe beträgt zwischen 3 und 10 cm.
Zahlreiche Flachgrubber
Aus dem großen Bereich der Flachgrubber wurden der Einböck Taifun, Kerner Stratos SA, Köckerling Bio-Allrounder sowie der Treffler Präzisions-Grubber TG ausgesucht. Die Geräte waren allesamt mit Gänsefußscharen ausgerüstet, diese sind für einen flächigen Schnitt unabdingbar.
Das Arbeitsprinzip der Flachgrubber beruht, wie beim Koralin von Lemken, auf einem horizontalen flächigen Schnitt und anschließendem Verteilen auf der Bodenoberfläche. Zudem ist es wichtig, dass die Schare ausreichend überlappen, damit sie möglichst alle Pflanzen erfassen und nicht bloß seitlich wegdrücken.
Alle vorgeführten Geräte arbeiteten in einem Bereich zwischen 2 und 6 cm. Mit Schmalscharen könnten sie auch bis 15 cm Tiefe lockern. Der Einböck Taifun hatte eine Nachlaufwalze, die den Boden leicht rückverfestigt und gleichzeitig die Tiefenführung übernimmt. Nachlaufend war ein Striegel montiert, der noch etwas Boden aus den Wurzeln herauskämmen sollte. Beim Kerner Stratos SA war vorlaufend das X-Cut Vorwerkzeug, eine Kombination aus Messerwalze und Wellscheiben, montiert. Dies soll gewährleisten, dass kein Material unbearbeitet in das Zinkenfeld des Stratos gelangt.
Ohne Nachlaufwalze kommt der Bio-Allrounder von Köckerling daher. Hier wird bewusst auf eine Walze verzichtet, um das abgeschnittene Material möglichst wenig mit Boden in Kontakt zu bringen. Die Tiefenführung erfolgt über in und an der Maschine verbaute Tiefenführungsräder.
Bisher ist der Treffler Präzisions-Grubber vor allem bei Biobetrieben bekannt. Der patentierte Zinken ermöglicht bewusst ein Vibrieren, wodurch der Effekt eines Brotmessers erreicht werden soll, welches sich durch die Bewegung/Vibration leichter bewegen lässt. Der gleiche Effekt soll beim horizontalen Abtrennen des Bodens erzielt werden. Durch das Vibrieren kann sich die Arbeitstiefe an der Scharspitze um bis zu 1 cm verändern. Mehrere Stützradpaare in der Front in Kombination mit der Walze im Heck lassen den Grubber der Feldkontur folgen. Auch hier ist ein Striegel als letzte Werkzeugeinheit montiert.
Teilweise ein Gang vorweg
Die Hersteller hatten die Aufgabe, möglichst flach zu arbeiten, was sich stellenweise aufgrund der Beschaffenheit der Flächen herausfordernder als erwartet offenbarte. So waren die Böden an den Standorten in Köln und Moers beispielsweise noch recht feucht und für die Bearbeitung noch nicht im optimalen Zustand. In Köln kam erschwerend hinzu, dass die Oberfläche nicht vollkommen eben war, da die Ernte im Vorjahr bei feuchten Bedingungen stattgefunden hatte.
In Summe ergaben sich schnell einige Grenzen und Herausforderungen für das ganzflächige, flache Arbeiten. Die Flächen im Frühjahr sind nach Rücksprache mit den Bewirtschaftern und Herstellern zum Teil mit dem Mulcher oder der Messerwalze vorweg behandelt worden, zum Teil wurde die Zwischenfrucht allerdings auch stehen gelassen und die Geräte konnten auch in den stehenden Beständen ihr Können beweisen.
Scheibeneggen im Herbst
Als Vertreter der Scheibeneggen war im Herbst die Väderstad CarrierXL dabei. Das Besondere an der Maschine sind die vorlaufende, integrierte Messerwalze und die Cross-Cutter Discs, welche Väderstad insbesondere für das ultraflache Arbeiten bewirbt. Die Scheiben sollen den Boden durch ihr Zick-Zack-Muster ganzflächig und 1 bis 6 cm flach bearbeiten. Durch die übliche Anwinkelung in Fahrtrichtung wird der Boden abgeschert.
Als weitere Scheibenegge war die Kelly Kettenscheibenegge vor Ort. Die einzeln ineinander verhakten Kettenglieder versprechen lange Laufzeiten und geringen Wartungsaufwand. Die Arbeitstiefe kann nicht aktiv verändert werden, diese lag zwischen 0 und 3 cm. Einmalige Überfahrten reichen für die ganzflächige Bodenbearbeitung in der Regel nicht aus, daher empfiehlt Kelly, die Flächen mehrfach zu überfahren, um möglichst alle Pflanzen zu erwischen.
Ganz flach grubbern
Die Vertreter der Flachgrubber setzten sich aus dem Güttler SuperMaxx® BIO, Horsch Finer, Kerner Stratos S und Köckerling Allrounder flatline zusammen. Hierbei sind alle Geräte mit Federzinken ausgerüstet gewesen, zum Teil auch mit Doppelfederpaket.
Der Güttler SuperMaxx® BIO hatte anstelle einer Walze einen zweireihigen Striegel montiert. Mit seinem siebenbalkigen Aufbau war der Flachgrubber das Gerät mit den meisten Balken, trotz 3-Punkt-Anbau am Schlepper. Die Tiefenführung erfolgte über am Rahmen und in der Maschine verbaute, einzeln in der Höhe verstellbare Räder.
Der Horsch Finer hatte auch Doppelfederzinken verbaut. Auf den teilweise sehr harten Böden zeigte sich, dass diese stabiler im Boden laufen und weniger nach hinten und zur Seite ausweichen. Der Striegel als letzte Werkzeugeinheit verschleppt Material und sorgt für zusätzliche Enterdung, die sich vor allem bei bindigen, feuchten Bedingungen als nützlich erwies.
Beim Kerner Stratos S kann zwischen zwei Zinkenträgern gewählt werden: Federzinken oder starre Zinken. Das vierbalkige Zinkenfeld wird serienmäßig hydraulisch in der Tiefe verstellt. Über Koppelpunkte können die Sternräder zur Einebnung vor der Walze oder die Walze selbst vom Rahmen entkoppelt werden.
Beim gezogenen Allrounder flatline hat Köckerling eine vorlaufende Messerwalze montiert. Das recht lange Gerät wird durch die Hangscheibe auf Höhe des Fahrwerks auch im kupierten Gelände spurgetreu gehalten. Wichtig ist die Einstellung des Drucks auf die hydraulisch geklappten Seitenteile der Maschine, um über die gesamte Maschinenbreite dieselbe Arbeitstiefe zu halten. Der Arbeitstiefenbereich der vorgestellten Flachgrubber lag bei 2 bis 7 cm.
Einige Hersteller von Universalgrubbern bieten mittlerweile spezielle Schare an, um diese für die flache und ganzflächige Bodenbearbeitung umzurüsten. Horsch hat die sogenannten TerraCut-Schare und Lemken die beim Koralin bereits angesprochenen DeltaCut-Schare im Programm. Bei Horsch können die Schare am Standardscharstiel des Terrano angebaut werden. Da die Scharspitze etwas tiefer läuft als die montierten Flügel ließ sich bei den extrem harten Bedingungen im Herbst 2022 teilweise eine leichte Rillenbildung im Bodenprofil feststellen.
Das DeltaCut-Schar von Lemken wird als einzelnes Schar über das serienmäßige Schnellwechselsystem des Karat an den Scharstiel montiert. Die Ausrüstung als Hartmetallversion ist bei trockenen, harten Bedingungen empfehlenswert, da der Verschleiß ansonsten zügig voranschreitet. Für beide Maschinen gilt, dass die minimal mögliche Arbeitstiefe bei 2 cm Tiefe liegt. Unterhalb von 7 cm haben klassische Flügelschare Vorteile.
Spezialisten im Herbst
Zu den Spezialgeräten im Herbst zählen der KvickFinn vom finnischen Hersteller Lyckegård und der österreichische Breitscharhobel von LAGROTechnik.
Der KvickFinn besteht aus einem dreibalkigen Spiralfederzinkenfeld mit Gänsefußscharen und einem aktiv über die Zapfwelle angetriebenen Rotor. Der Rotor mit den 12 mm starken Spiralfederzinken wirft das abgeschnittene Material nach hinten heraus und legt dieses oberflächlich ab. Seine Arbeitstiefe war konstant auf 3 bis 4 cm eingestellt.
Der Breitscharhobel wurde aus einem Strip-Till-Gerät heraus entwickelt und für den flachen Einsatz umkonstruiert. Die einzeln im Parallelogramm geführten Schare haben eine Breite von 85 cm. Für gute Ergebnisse sollte die Arbeitsgeschwindigkeit mindestens 12 km/h betragen. Mit etwa 3 t Eigengewicht bei 4,50 m Arbeitsbreite ist ein sicherer Einzug gegeben, der (Hub-)Leistungsbedarf allerdings auch entsprechend hoch. Die Arbeitstiefe lag zwischen 0 und 5 cm.
Die Verhältnisse im Herbst variierten von sehr einfach bis sehr herausfordernd. Anhaltende Trockenheit, Hangneigung sowie feuchte und bindige Böden stellten hervorragende Bedingungen für einen umfassenden Gesamteindruck dar.
Diskussionen auf dem Acker
Die Veranstaltungen sind vor allem vom direkten Austausch zwischen Landwirtschaftskammer, Betrieben und Herstellern und deren Vertretern geprägt gewesen. Die bei jedem Gerät und jedem Standort freigelegten Bodenprofile der Geräte wurden intensiv diskutiert.
Hierbei entstand nicht nur ein Mehrwert für die Besucherinnen und Besucher, sondern auch für die Hersteller sowie die Beratung der Kammer. Das Gesamtfeedback war durchweg erfreulich. Positiv zu erwähnen sei an dieser Stelle, dass die Hersteller stets jemanden vor Ort hatten, der das Gerät einzustellen wusste und es nach besten Möglichkeiten tat.
Die Diskussionen, die hierbei zustande kamen, sind ein wertvoller Beitrag gewesen, um den Anwesenden ein realistisches Bild aufzuzeigen. Auf die Ergebnisse der Maschinenvorführtouren aus dem Frühjahr und Herbst 2022 wird in der nächsten Folge eingegangen.
Lesen Sie mehr: