Im Vergleich zu den Vorjahren ist das Getreide üppiger – um nicht zu sagen labbriger – entwickelt. Auch der Ausgangsbefall mit Krankheiten ist deutlich höher. Der milde Winter und die feuchte Witterung in den vergangenen Wochen haben die Entwicklung von Krankheiten wie Halmbruch und Septoria tritici begünstigt. Die Halmbruch-Gefahr richtet sich eher nach dem Saattermin als nach der Vorfrucht. Frühe Saaten sind stärker betroffen. Auch gibt es Sortenunterschiede. Eher anfällig gegenüber dem Fußkrankheitserreger sind Akasha, Bergamo, Complice, Knut, KWS Talent, und Obivan.
Besonders in diesen Sorten und bei Saaten vor Ende November empfiehlt sich bei anhaltend feuchter Witterung der Einsatz eines Fungizides, das auch eine Halmbruch-Wirkung mitbringt.
Bei weniger anfälligen Sorten gilt es, in Abstimmung mit der regionalen Beratung abhängig von den gefallenen Niederschlägen zu entscheiden.
Beim Behandlungstermin geht es auch um die Bekämpfung von Septoria tritici. Hier lohnt eine Maßnahme nicht vor BBCH 31/32. Im Übergang von BBCH 31 auf 32 schiebt die Pflanze das drittletzte Blatt. Eine Behandlung gegen diese beiden Krankheiten würde also ab diesem BBCH-Stadium, möglichst vor einer Phase mit intensiveren Niederschlägen, erfolgen.
Mögliche Produkte/Kombinationen in Winterweizen
Unix + Pecari (Pack) 0,5 kg Unix + 0,5 l/ha Pecari (Halmbruch, etwas Mehltau, ausreichend gegen Roste, ausreichend gegen schwachen Septoria-Befall). Bei starkem Ausgangsbefall mit Septoria tritici (dieser findet sich aktuell z. B. auf Schlägen mit der Sorte Keitum) empfiehlt sich die Zumischung von 1,5 l/ha Folpan 500 SC. Bei den genannten Produkten gelten keine besonderen Abstandsauflagen zu Gewässern (5 m bei dicht bewachsenem Randstreifen, 10 m ohne einen solchen).
Alternativ zu Unix + Pecari, mit stärkerer Mehltau-Wirkung, bietet sich ein Einsatz von 1 l/ha Input Triple an. Hier ist allerdings ein Mindestabstand zum Gewässer von 10 m zu beachten (gilt auch bei vorhandenem, dicht bewachsenen Randstreifen).
Wintertriticale
Hinsichtlich Halmbruch und Mehltau gilt das zum Weizen geschriebene. Da Septoria tritici keine Rolle spielt, entfällt der Zusatz von Folpan 500 SC (wäre auch nicht zugelassen). Spielt Halmbruch keine Rolle, kann gegen Mehltau alternativ zu Input Triple auch Vegas Plus (0,48 bis 0,8 l/ha) und gegen Gelbrost 0,7 l/ha Orius zum Einsatz kommen.
Hinweis zu Vegas Plus: Bis BBCH 29 ist dieses mit maximal 0,48 l/ha zugelassen. Der Abstand zum Gewässer beträgt dann 5 m. Ab BBCH 30 sind bis 0,8 l/ha vom Produkt einsetzbar. Dann ist ein Gewässerabstand von 10 m einzuhalten.
Winterroggen
Hier besteht derzeit selten Handlungsbedarf: Bei starkem Befall mit Mehltau bietet sich ein Einsatz von 0,48 bis 0,8 l/ha Vegas Plus an. Bei starkem Ausgangsbefall mit Blattflecken kann ein Protioconazol-haltiges Produkt, wie Proline, mit 0,5 l/ha zugemischt werden.
Wintergerste
Der Ausgangsbefall mit Krankheiten ist sehr unterschiedlich, allgemein aber deutlich stärker als in den Vorjahren. Auch hier sind Behandlungen aber frühestens ab BBCH 31/32 sinnvoll. Bei Bedarf, dann auch in Kombination mit Wachstumsreglern. Geeignet und breit wirksam ist z. B. Input Triple mit 0,5 bis 0,75 l/ha. Alternativ (mit schwächerer Wirkung gegen Mehltau) kann unter anderem eine Mischung aus 0,3 kg/ha Unix + 0,3 l/ha Pecari + 0,3 l/ha Orius zum Einsatz kommen. Mit besserer Mehltauwirkung sind Mischungen aus 1 l/ha Pronto Plus (15 m Gewässerabstand) + 0,3 l/ha Precari oder 0,6 l/ha Vegas Plus + 0,4 l/ha Pecari möglich.
Unkrautbekämpfung in Getreide
Nach ergiebigen Niederschlägen in der vergangenen Woche wird es je nach Standort einige Tage dauern, bis die Flächen wieder befahrbar sind. Noch ausstehende Behandlungen gegen Ungräser und/oder Unkräuter (Hundskerbel beachten) sollten dann baldmöglichst (vor Düngungsmaßnahmen) zum Abschluss kommen. Dies gilt für Bestände, die gut bestockt sind.
Bei Spätsaaten ist der Unkrautdruck oft sehr gering. Bei den spät schließenden Beständen kommt es im April nicht selten zum Auflauf von Sommerunkräutern (Knöterich-Arten, Melde/Gänsefuß). Sofern Ungräser keine Rolle spielen, können und sollten Behandlungen noch warten.
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