Die in diesem Jahr kühle und oft feuchte Witterung lässt das Getreide nur langsam wachsen. Jetzt – mit dem Eintritt in den Langtag und der langsamen Erwärmung – wird aber deutliches Wachstum eintreten. Die Witterung hat nur wenig Infektionen zugelassen, sodass das Getreide meist gesund ist.
Gerste: Die Gerste ist aktuell unterschiedlich weit entwickelt. Auf schweren, nassen Standorten, die erst spät und vor allem mit Gülle gedüngt wurden, befindet sie sich oft noch in BBCH 29 bis Anfang Schossen. In wärmeren Lagen und bei guter Stickstoffversorgung erreichen die Pflanzen dagegen schon BBCH 32/33 – und schieben das zweitletzte Blatt.
Durch das verhaltene Wachstum sind viele Bestände gut ausdifferenziert. Vielfach haben sich nur kräftige Haupt- und Nebentriebe gebildet, zu hohe Bestandesdichten sind selten. In weiten Beständen, besonders dort, wo organisch gedüngt wurde, kann die Gerste zügig fertig gedüngt werden.
Landwirte sollten Wachstumsreglerbehandlungen nun zügig durchführen – allerdings nur bei ausreichend warmer Witterung (über 14 °C und sonnig) am Tag der Behandlung sowie an den folgenden Tagen. In den meisten Fällen ist die Einkürzung wohl erst zum Wochenende, bei dann hoffentlich warmer Witterung, möglich.
Besonders auf leichten Standorten sollten die Aufwandmengen nicht zu hoch (um 0,25 bis 0,35 l/ha Moddus oder vergleichbare Produkte, bzw. um 0,3 bis 0,4 l/ha Prodax) sein. Viele Bestände zeigen eine gute natürliche Standfestigkeit – zudem könnte die Gerste durch das verzögerte Wachstum kleiner bleiben.
In sehr weit entwickelten Beständen, wenn nur noch 1,5 Blätter kommen, hat Medax Top Vorteile. Hierbei müssen Anwender die Aufwandmenge aber extrem – von 0,4 bis 1,0 l/ha – an Witterung, Bestandesdichte und Sorte anpassen. Höhere Mengen von 0,8 l/ha + 0,8 l/ha Turbo sind bei kühler Witterung um 13 °C zu empfehlen. Ab 18 °C dürfen Landwirte die Aufwandmenge um mindesten 30 % reduzieren.
In fast allen Beständen findet sich Zwergrost, aber mit stark unterschiedlicher Befallsstärke. Mehltau und Netzflecken kommen nur sehr verhalten vor. Anbauer in Höhenlagen sollten ihre Gerste auch auf Rhynchosporium kontrollieren. Preiswert und breit wirksam ist eine Fungizidkombination aus 0,6 bis 0,8 l/ha Kajak + 0,3 bis 0,4 l/ha Orius. Gegen Rhynchosporium helfen 125 g/ha Prothioconazol. Zur „Fitnesssteigerung“ ist eine Zumischung von 5 kg/ha Epso Combitop sinnvoll. Wo noch immer Manganmangelsymptome vorkommen, hilft 1 l/ha Mangannitrat.
Triticale: Auch die Triticalebestände sind unterschiedlich weit entwickelt: Ramdam ist beispielsweise oft deutlich weiter als Lombardo. Die meisten Bestände sind in BBCH 31, in den oft dünneren Beständen können Anbauer jetzt die letzte N-Gabe geben.
Dort, wo bisher noch nicht gekürzt wurde, ist nun eine Kombination aus CCC + Trinexapac in angepassten Aufwandmengen von 0,75 bis 1 l/ha CCC + 0,1 bis 0,2 l/ha Moddus angeraten. Doch auch hier gilt das Gleiche wie in der Gerste: Die Bestände sind standfest – vor allem auf leichten Standorten sollten Anbauer nicht zu intensiv kürzen. Im Zweifel ist es sinnvoller, bei Bedarf bis kurz vor dem Ährenschieben nachzulegen.
Auch Triticale ist – abgesehen vom Gelbrost – recht gesund. Wer jetzt erstmalig behandelt, sollte zum Wachstumsregler 0,75 l/ha Orius oder, sofern noch vorhanden, 1 l/ha Osiris zumischen, um eine erste, breit wirksame (und teurere) Behandlung weit nach hinten (vielleicht sogar bis Mitte Mai) zu schieben. So gelingt eine preiswerte und gut wirksame Strategie. Mehltau spielt fast keine Rolle, sodass Anwender auf Talius oder Vegas verzichten können. Wo jetzt Mehltau vorkommt, ist im Vorfeld deutlich zu viel gedüngt worden.
Bestände, die schon vor 14 Tagen ohne ein Fungizid gegen Gelbrost gekürzt wurden, sollten Landwirte jetzt intensiv kontrollieren. In den meisten Fällen werden sie Gelbrost finden, der sich weiter ausbreitet. Hier sollte eine preiswerte Behandlung – ebenfalls mit 1 l/ha Orius oder Osiris – eingeplant werden. Falls erforderlich, können Triticaleanbauer dabei eine zweite Wachstumsreglerbehandlung mit z. B. 0,3 bis 0,5 l/ha CCC oder in sehr dichten Beständen in Kombi mit 0,15 bis 0,25 l/ha Moddus durchführen.
Wer vor 14 Tagen Orius zum Wachstumsregler gemischt hat, muss nichts unternehmen: Für breit wirksame Fungizidbehandlungen ist es noch zu früh, Halmbruch hat noch keine besondere Bedeutung und ist auch mit späteren Anwendungen noch gut zu kontrollieren. Erst wenn mehr Regen oder erneuter Gelbrost auftritt, sind Maßnahmen sinnvoll.
Winterroggen: Hier eilt der Wachstumsreglereinsatz, sofern die Bestände stramm entwickelt sind. Aber: eine gute Wirkung ist nur bei sonniger warmer Witterung möglich. Wahrscheinlich müssen Anbauer auch hier bis zum nächsten Wochenende warten. Wenn der Roggen schon weit entwickelt (BBCH 33/34) ist, sollten reduzierte Aufwandmengen von z. B. 0,5 l/ha CCC + 0,15 bis 0,25 l/ha Prodax zum Einsatz kommen. Dort, wo der Roggen erst in BBCH 31/32 ist, dürfen Anwender die CCC- Menge, bei Zumischung von Prodax, auf 0,6 bis 0,8 l/ha erhöhen. Aber auch hier gilt: Auf sehr leichten Sandböden vorsichtig kürzen. Im Zweifelsfall besser warten, um bei Bedarf spät – in BBCH 37/39 – zu handeln.
Fungizide sind im Roggen momentan noch nicht notwendig: Für Braunrost ist es deutlich zu kalt und andere Krankheiten spielen keine Rolle. Mehltau kommt nur dort vor, wo falsch – also viel zu viel – gedüngt wurde.
In den meisten Beständen sollte jetzt auch die letzte Düngung stattfinden, wobei der Roggen mit wenig Stickstoff – von 120 kg/ha auf schlechten Sandböden bis 150 kg/ha auf guten Standorten – auskommt.
Winterweizen: Auch hier stehen noch viele Erstbehandlungen mit Wachstumsreglern an. In früh gedrilltem Weizen, der jetzt aber auch erst BBCH 30 bis maximal BBCH 31 erreicht, sind Kombinationen aus 0,8 bis 1 l/ha CCC + 0,1 bis 0,2 l/ha Moddus/Prodax angeraten. Nach dem 25. Oktober gedrillter Weizen ist noch in der Bestockungsphase. Hier ist reines CCC ausreichend wirksam, meistens auch mit 1 bis maximal 1,25 l/ha. Zum zweiten Wachstumsreglereinsatz sollten Anbauer dann stärker nach den Sorteneigenschaften differenzieren.
Weizen ist noch gesund. Fungizidbehandlungen – auch gegen Gelbrost – sind abgesehen von ganz wenigen Ausnahmen nicht erforderlich. Auch gegen Mehltau, für den die kalte Witterung nicht förderlich war, sollten Anwender nicht vorsorglich Talius oder Vegas zumischen – schon gar nicht ohne eine vorherige Feldkontrolle.