Das subjektive Empfinden täuscht häufig über die Statistik hinweg – so scheint die Entwicklung in der Pflanzenwelt in diesem Frühjahr ausgesprochen langsam voranzukommen.
Verglichen mit den vergangenen Jahren verläuft die phänologische Entwicklung tatsächlich verzögert. Aufgrund der kalten Nächte und der zum Teil feuchten Böden erfolgen auch die landwirtschaftlichen Arbeiten zum Teil später als in den Vorjahren. Nachdem Ende März eine fast schon sommerliche Phase eine rasante Pflanzenentwicklung forciert hatte, waren die Fortschritte im April bisher verhalten.
In der Summe betrachtet erleben wir allerdings einen ganz "normalen" Frühlingsverlauf. Dies bestätigt ein Blick auf unsere phänologische Uhr, die die phänologische Entwicklung 2021 im Vergleich zum vieljährigen Mittel zeigt. Zurzeit befinden wir uns mitten im Erstfrühling, welcher mit den strahlend gelben Blüten der Forsythie beginnt. Etwa zeitgleich entfalten sich die Blätter der Stachelbeere. In diesem Jahr startete der Erstfrühling ziemlich pünktlich und mit ihm die Obstblüte, die mit der Blüte von Stachel- und Johannisbeeren eröffnet wird. Es folgen Pflaume, Kirsche und Birne. In dieser phänologischen Jahreszeit entfalten die meisten heimischen Laubgehölze ihr Laub und in den Wäldern zaubert die Blüte der Buschwindröschen weiße Teppiche. Weißstorch, Schwalbe und Kuckuck kehren jetzt aus ihren Überwinterungsgebieten zurück. Die Apfelblüte – die den Beginn des Vollfrühlings markiert – beginnt in Deutschland entlang des Rheins und seiner Nebenflüsse und wurde dort auch schon vereinzelt beobachtet. Vom Rhein aus breitet sich die Blütenzone dann mit einer Geschwindigkeit von rund 40 Kilometern pro Tag Richtung Nordosten aus. Im vergangenen Jahr war die Pflanzenentwicklung zum selben Zeitpunkt deutlich weiter: Der Vollfrühling hatte bereits am 12. April begonnen – fast zwei Wochen verfrüht!