Bereits in der vergangenen Ausgabe war der sich nach vorne verschiebende Vegetationsbeginn ein Thema. Aber die Verschiebung betrifft nicht nur den Vegetationsbeginn, sondern allgemein treten die phänologischen Frühlings- und Sommerjahreszeiten in den zurückliegenden Jahren deutlich früher auf als gewohnt.
Die phänologische Doppeluhr in der Abbildung zeigt dies eindrucksvoll. Sie vergleicht kein Einzeljahr, sondern zwei 30-jährige Zeiträume miteinander. Bei diesen handelt es sich analog zu den Klimareferenzperioden um die Mittel der Jahre 1961 bis 1990 und 1991 bis 2020. Erkennbar ist eine deutliche Verschiebung aller phänologischen Jahreszeiten vom Vorfrühling bis zum Frühherbst hin zu früheren Terminen. Dabei beträgt die Verschiebung meist ein bis zwei Wochen, beim Beginn des Vorfrühlings sind es ganze 17 Tage. Wenn man sich vor Augen hält, dass sich die beiden Zeiträume nur um 30 Jahre unterscheiden, ist das eine sehr markante Veränderung!
Der Herbst ist insgesamt länger geworden, beim Eintrittsdatum des phänologischen Winters gibt es kaum eine Veränderung. Allerdings hängt der für den Winterbeginn verwendete Blattfall der Stiel-Eiche auch von der Tageslänge ab, somit bildet die phänologische Uhr die auch zu dieser Jahreszeit in den vergangenen Jahrzehnten erfolgte Erwärmung nur unvollständig ab. Der phänologische Winter, definiert als die Zeit der Vegetationsruhe, hat sich verkürzt. Außerdem ist dieser „brüchiger“ geworden: In den zurückliegenden Jahren kommt es im Winter vermehrt zu längeren milden Perioden, in denen beispielsweise ein schwaches Wachstum von Gras beobachtet wird. Dies kann die phänologische Uhr nicht zeigen.
Zuletzt noch ein Blick auf die aktuelle Entwicklung: Besonders seit der zweiten Märzwoche wurde in tieferen Lagen verbreitet der Blühbeginn der Forsythie gemeldet, somit hat der Erstfrühling Westfalen erreicht. Damit liegen wir in diesem Jahr um wenige Tage vor dem mittleren Termin der vergangenen Jahrzehnte.