Auch wenn die Ansprüche von Pferde haltenden Grünlandbewirtschaftern und Grünlandbewirtschaftern mit Hochleistungskühen extrem weit auseinanderklaffen, in einem sind sie sich einig: Sie müssen damit ihre Tiere satt bekommen.
Das gelingt umso eher, je mehr sie über ihr Dauergrünland wissen. Dabei hilft zunächst die genaue Beurteilung der Narbe. Aber nur zusammen mit dem Erfassen der Erträge und Qualitäten der einzelnen Schnitte zeigt sich die tatsächliche Leistung, offenbaren sich eventuelle Defizite und lassen sich mögliche Reserven gezielt erschließen.
Qualität im Vordergrund
Genau diese Strategie verfolgt Stefan Vogelsang aus Rheda-Wiedenbrück, Kreis Gütersloh. Er hält Schweine und 190 Milchkühe. Zwei Melkroboter melken einen Großteil der Herde. Die Durchschnittsleistung liegt bei knapp 11 000 kg, die Lebensleistung erreicht 40 000 kg. Der 35-jährige Betriebsleiter legt größten Wert auf einwandfreies Grundfutter und ärgert sich deshalb sehr über die Qualität des ersten Schnittes des vergangenen Jahres.
Die Laboranalyse weist weniger als 6,00 MJ NEL auf. Vogelsang war wegen ungünstiger Wetterberichte unter Druck geraten. Die geringen Verdunstungsraten hatten eine Trockenmasse von nur 23,4 % (30 bis 40 % sind Ziel) zur Folge. Um trotzdem eine Energiedichte von 6,7 MJ NEL in der Gesamtration zu erreichen, setzt er viel Silomais (7,3 MJ NEL) ein.
Häcksler ermittelt den Ertrag
Vogelsang erfasst in allen Bereichen akribisch die Leistungsdaten, um Fehler in der Produktionstechnik aufzudecken, um sein Management immer weiter zu verbessern. Das Grünland macht da keine Ausnahme. Den NIR-Sensor HarvestLab 3000 benutzt er eigentlich an seinem Güllefass, um die Gülle zusammen mit einem N-Sensor in der Fronthydraulik nach kg N/ha genau ausbringen zu können.
Doch zur Grasernte wird der NIR-Sensor an den Auswurfkrümmer des John Deere-Häckslers vom Lohnunternehmer montiert. Er ermittelt dort neben dem Ertrag auch andere relevanten Daten. Daraus entstehen dann Ertragskarten, wie links der Trockenmasseertrag. Die grünen Bereiche sind besonders ertragreich, in den roten Zonen sind die Erträge eher mager.
Datengrab oder doch mehr?
Doch welchen Nutzen kann Vogelsang aus der Unmenge von Daten ziehen, denn der aktuelle Schnitt wird deshalb nicht besser? Er speist die Daten in Auswertungsprogramme, die es ihm ermöglichen, sie zu beliebigen Applikationskarten zu verarbeiten.
Zwei Beispiele von der gleichen Fläche sind hier aufgeführt:
Grünlandnachsaat: Die Ertragskarte links zeigt nur die Daten vom ersten Schnitt des vergangenen Jahres. Vogelsang hat aber theoretisch die Möglichkeit, die Erträge der Schnitte der vergangenen zehn Jahre aufzusummieren. So zeigt sich das Ertragspotenzial der Fläche im Detail. Die in der Nachsaatapplikationskarte rot markierten Flächen sind besonders schwach im Ertrag und benötigen nach Einschätzung von Vogelsang 15 kg der Nachsaatmischung. Die intensiv grün markierten Bereiche sind bereits sehr ertragreich und benötigen nur 5 kg/ha, quasi um den Leistungsstand zu erhalten.
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Die Daten lassen sich auf den Rechner im Schlepper übertragen, der sie dann über ISOBUS an die Sämaschine, eine 3-m-Drillkombi von Pöttinger, weitergibt. Diese variiert die Saatgutmenge entsprechend. Die Gesamtmenge für die Fläche ist nicht ungewöhnlich hoch, die Verteilung auf der Fläche schwankt aber um den Faktor drei. Ein weiterer Vorteil besteht darin, dass sich der Saatgutbedarf genau ermitteln lässt. Auf Dauer werden die Grünlandflächen so homogener, das hat aber Grenzen bei krassen Bodenunterschieden.
Grünlandkalkung: Das zeigt sich auf der gleichen Fläche. Vogelsang hat den Schlag grob nach Bodenunterschieden in fünf Zonen unterteilt. Nach der Analyse der Bodenproben in den einzelnen Zonen schwanken die pH-Werte zwischen 4,9 und 6,5. Eine Gesamtprobe des Schlages würde zwangsläufig in einigen Bereichen zu zu hohen pH-Werten führen, pflanzenbaulich auch mit vielen Nachteilen verbunden. In der Zone 5 würde der Boden wohl dauerhaft zu sauer bleiben, was ebenfalls Ertragseinbußen bedeutet. Zusammen mit den Ertragskarten hat der Landwirt aus Rheda-Wiedenbrück die Kalkmengen zwischen 2000 und 5500 kg/ha kohlensaurem Kalk entsprechend variiert.
Weniger digital geht auch
In der Summe kommt Vogelsang seinem Ziel, einer ertragreichen, einigermaßen homogenen und stabilen Grünlandnarbe so deutlich näher. Dabei nutzt er alle ihm zur Verfügung stehenden Werkzeuge. Seine Affinität zu hochmoderner Technik erleichtert das Vorgehen. Doch auch andere Methoden helfen, wenigstens die Erträge von Einzelschlägen zu ermitteln. Das Wiegen jeder Fuhre auf einer Brückenwaage gehört dazu. Einzelne Wagenladungen zu wiegen und dann die Anzahl der Wagen festzuhalten gibt mehr Aufschlüsse über den Einzelschlag als das Ausmessen des Gesamtsiloinhalts.
Auch beim Ernten von Wickelssilage lassen sich Erträge sehr genau ermitteln und dann nutzen.
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