Das Thema Gülle beschäftigt zwar in erster Linie die Tierhalter. Der Mehrnährstoffdünger aus der heimischen Viehhaltung lässt sich jedoch auch in reinen Marktfruchtbetrieben sinnvoll nutzen. Ein gutes Beispiel dafür ist Gut Fürstenberg im südlichen Kreis Paderborn. Auf dem Betrieb des Grafen von Westphalen hat Betriebsleiter Maximilian von Laer vor zehn Jahren damit begonnen, externen Wirtschaftsdünger einzusetzen. Dadurch spart er einen beachtlichen Teil des sonst notwendigen Zukauf-Mineraldüngers ein. Die regelmäßige Zufuhr von Gülle, Rindermist und Biogas-Gärresten dient der Kreislaufwirtschaft. Sie verbessert aber vor allen Dingen die Bodenfruchtbarkeit und das Bodenleben.
Unseren Schwerpunkt zum Thema "Gülle: Umweltfreundlicher Dünger mit Konfliktpotential" finden Sie hier.
Den Boden im Blick
Der Schutz und die Verbesserung des Bodens liegt schließlich am Herzen. Seit fast 20 Jahren wird der Gutsbetrieb überwiegend pfluglos bewirtschaftet. „Angefangen hat das mal mit der Teilnahme an einem freiwilligen Erosionsschutzprogramm. Wir haben dann aber schnell gemerkt, dass diese Wirtschaftsweise für unsere Flächen von Vorteil ist“, erklärt der Landwirt.
Weitere positive Effekte sieht von Laer durch die : „Diese ist – richtig platziert – viel besser als ihr gesellschaftlicher Ruf. Wir finden auf unseren Flächen dank Mulchsaat und Gülledüngung beispielsweise unzählige Regenwürmer.“ Das zeigt sich jedes Mal, wenn von Laer zusammen mit seinen Auszubildenden ein „Express-Bodenprofil“ anlegt, um den jungen Menschen die Zusammenhänge zwischen Bodenzustand und erfolgreichem Pflanzenbau näherzubringen: „Dazu heben wir einfach mit dem Teleskoplader eine kleine Grube mit scharfem Rand aus. Das ist zwar kein professionell-wissenschaftliches Bodenprofil. Es erlaubt trotzdem einen guten Blick auf die unterschiedlichen Bodenschichten und -strukturen.“
Eigene Lagerbehälter
Mit der organischen Düngung hat von Laer indessen gute Erfahrungen gemacht. Etwa 1100 ha Marktfrüchte werden in Fürstenberg jährlich mit Gülle, Mist und Biogas-Gärresten gedüngt. Der Wirtschaftsdünger deckt hierbei je nach Frucht etwa 50 bis 70 % des Nährstoffbedarfs. Den Rest liefert die ergänzende mineralische Düngung. „So bleiben wir flexibel und können stets schnell auf den Pflanzenbedarf reagieren“, erklärt der Betriebsleiter, der seit vielen Jahren erfolgreich mit den Fachleuten der Landwirtschaftskammer NRW zusammenarbeitet.
Um den organischen Dünger im Frühjahr zum optimalen Zeitpunkt einsetzen zu können, hat der Gutsbetrieb vor einigen Jahren zwei Lagerbehälter mit jeweils 2500 m3 Fassungsvermögen gebaut. Als viehloser, aufnehmender Ackerbaubetrieb ist es je nach zuständiger Behörde nicht immer leicht, dafür eine Baugenehmigung zu erhalten. Aus praktischer Sicht hat die Lagerung auf dem Betrieb des Gülleabnehmers jedoch große Vorteile:
- Die beiden Lagerbehälter in Fürstenberg werden regelmäßig im frühen Winter befüllt. Die Lkw-Touren verteilen sich auf zwei bis drei Monate, statt auf wenige Tage: Davon profitieren Autofahrer und Anwohner.
- Weil der Dünger schon vor Ort ist, kann die Ausbringung außerdem sehr kurzfristig starten, sobald es Witterung und Bodenverhältnisse im Februar und März zulassen. „Wir bringen an solchen optimalen Tagen mit mehreren Gespannen von 7 bis 19 Uhr Gülle aus. Und weil viele Flächen gut arrondiert sind, schaffen wir dann richtig was weg“, freut sich der Betriebsleiter über die effiziente Düngung und große Schlagkraft.
Mehrere Partner
Der organische Dünger stammt von mehreren Partnerbetrieben. Die Hansmeier Biogas KG aus Rietberg liefert Gärsubstrat, welches im Winter in den Fürstenberger Silos gelagert wird. Daneben erhält Maximilian von Laer regelmäßig Gülle und zum Teil auch Mist von einigen ortsnahen Schweine- und Rinderhaltern bzw. Biogasanlagen. Diese Gülle wird in der Regel direkt am Tag der Ausbringung auf kurzen Wegen ans Feld transportiert und verteilt. „Damit erreichen wir eine ökonomische Düngung zum pflanzenbaulich und vom Bodenzustand her optimalen Zeitpunkt“, erklärt der Betriebsleiter.Die unterschiedlichen Dünger werden gezielt eingesetzt: Rindergülle beispielsweise enthält relativ viel Kalium. Davon profitiert vor allem die Zuckerrübe. In Schweinegülle steckt neben dem Stickstoff dagegen viel Phosphat. Darüber „freut“ sich besonders der Mais. Biogas-Gärreste wiederum sind ein sehr ausgewogener Mehrnährstoffdünger, der breit einsetzbar ist. Gezielt zum richtigen Zeitpunkt ausgebracht, ist die organische Düngung für die Pflanzen und den Boden jedenfalls ein Segen. Von der Partnerschaft profitieren die Güllelieferanten ebenso wie der Ackerbaubetrieb. Auf Gut Fürstenberg soll das System deshalb weiter optimiert werden.
Ständige Verbesserungen
Die Technik der Wirtschaftsdüngerausbringung wurde dabei über die Jahre stets weiterentwickelt. So arbeiten die Schlepper auf Gut Fürstenberg beispielsweise mit einer Reifendruckregelanlage, um den Bodendruck so gering wie möglich zu halten. Eine zeitnahe Einarbeitung der Gülle auf unbestellten Flächen bzw. der Einsatz von Schlitztechnik sorgen zudem für eine sehr gute Nährstoffausnutzung mit geringen Ammoniakverlusten und wenig Geruchsemissionen.
„Mit den Umweltbehörden pflegen wir einen offenen Informationsaustausch. Schließlich ist der überbetriebliche Nährstoffaustausch nichts Anrüchiges. Im Gegenteil: Er folgt dem Kreislaufgedanken“, wirbt Maximilian von Laer für ein gutes Miteinander und für die gemeinsame Fortentwicklung der heimischen Landwirtschaft bei gleichzeitiger Ressourcenschonung. Dazu gehören auch Anstrengungen zum Klimaschutz wie die Technik der Gülleseparation.
Ziel ist es, möglichst viele Nährstoffe zu transportieren und wenig Wasser. Deshalb versucht der Betrieb auch auf diesem Gebiet weiterzukommen. „Wir haben in den vergangenen Jahren viel erreicht. Aber die Entwicklung geht ständig weiter. Und daran wollen wir aktiv mitarbeiten“, beschreibt Maximilian von Laer die Herausforderung.
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