Ackerbau im Kreis Soest

Die Fruchtbarkeit der Bördeböden im Kreis Soest lässt Zuckerrüben und Gemüse gedeihen, wie Johannes Klewitz, Pflanzenbauberater der Landwirtschaftskammer NRW, berichtet.

Wochenblatt: Die Landwirtschaft ist geprägt von einem intensiven Pflanzenbau, doch die Böden sind nicht überall so gut wie im Kern der Börde. Welche Anteile haben die unterschiedlichen Böden?

Klewitz: Etwa 60 % der Ackerfläche im Kreis Soest besteht aus sehr guten Böden. Neben der Kernbörde mit bis zu 90 Bodenpunkten (Parabraunerde aus Löss) sind auch die tiefgründigen Braunerden entlang des Haarstranges hervorragende Ackerbaustandorte.
Das genaue Gegenteil findet man auf etwa 20 % der Ackerfläche im Kreisgebiet, in den sogenannten Kleigebieten, Kalkstein Verwitterungsböden mit einer Bodenauf­lage von häufig unter 30 cm. Die verbleibenden 20 % entlang der Lippe sind geprägt von schwersten Tonböden oder sehr leichten Sandböden.

Die Landwirte bauen ihre ­Kulturen in sehr unterschiedlichen Fruchtfolgen an. Welche sind für einzelne Regionen typisch?

In der Höhenlage entlang des Haarstranges bestand die Fruchtfolge bis in die 1990er-Jahre klassisch aus den Kulturen Raps-Weizen-Gerste. In den vergangenen Jahren wurde diese aber durch ­Zunahme von Triticale, Zucker­rüben und Leguminosen zunehmend erweitert.
In der Niederbörde spielten schon immer die Zuckerrübe und auch der Mais eine wesentlich größere Rolle. Hier nehmen seit einiger Zeit die Anteile an Kartoffeln und Leguminosen zu.

Die unterschiedlichen Bodenqualitäten lassen eine große Ertragsspreizung bei den Kulturen erwarten. Ist dem tatsächlich so? Wo liegen die Spitzenerträge?

Die besten Standorte im Kreis Soest zeichnen sich vor allem durch eine ­enorme Ertragssicherheit auch in Extremjahren aus. Selbst in den Dürrejahren 2018 und 2019 wurden hier zum Teil Winterweizenerträge von über 10 t erwirtschaftet. Auf den flachgründigen und leichten Standorten wurden in diesen extremen Jahren nicht einmal die Hälfte der Erträge erreicht.

Wie kamen die Ackerbauern mit den drei vergangenen Dürre­jahren zurecht?

Auf den guten Standorten waren die vergangenen Dürrejahre sehr gute Jahre.
Für die flachgründigen und leichten Standorte dagegen hatte die Trockenheit extreme Missernten zur Folge, Mais konnte beispielsweise häufig, wenn überhaupt, nur kolbenlos geerntet werden.

In einigen Städten und Gemeinden gibt es einen bedeutenden Gemüseanbau. Was wird dort angepflanzt?

Vor allem im westlichen Kreisgebiet entlang des alten Hellwegs in der Gemeinde Werl befindet sich ein traditionelles Gemüseanbaugebiet. Hier wurden und werden vor allem Kohlarten angebaut, unter anderem für die Herstellung von Sauerkraut. So ist Westönnen auch als westfälisches „Sauerkrautdorf“ bekannt.

Die Zuckerrübenanbauer liefern stabil hohe Erträge an die Zuckerfabrik in Lage bzw. Wabern. Ist der Anbau trotz der hohen Transportkosten stabil? Wie sieht die Prognose für die Zukunft aus?

Aktuell ist die Zuckerrübenanbaufläche im Kreis trotz der Schließung der Zuckerfabrik Warburg mit über 2500 ha stabil. Langfristig ist die Anbaufläche aufgrund der weiten Entfernungen zur Fabrik extrem von den Transportkosten abhängig und somit schwer vorherzusagen.

Im Kreis stehen etliche Biogasanlagen. Haben diese die Fruchtfolge beeinflusst?

Vor allem zwischen den Jahren 2008 und 2012 hat die Anzahl der Biogasanlagen im Kreisgebiet deutlich zugenommen. Damit verbunden stieg in vielen Regionen auch die Maisanbaufläche. Zum Teil kompensierte der Biogasmais aber auch die zurückgehende Anbaufläche für die Rindviehfütterung und den Körnermais. Der ­Anteil der Maisfläche liegt aktuell unter 20 % der Ackerfläche und damit deutlich unter dem Mittel in Nordrhein-Westfalen.

Intensive Kulturen wie Kartoffeln, Zuckerrüben oder Gemüse gedeihen in Sichtweite der Soester Kirchtürme. (Bildquelle: Klewitz)

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