Vor knapp drei Wochen hat Familie Naber aus Albersloh im Kreis Warendorf vier Geflüchtete aus der Ukraine aufgenommen. Zwei Schwestern, und ihre beiden Töchter sind in die Lehrlingswohnung der Nabers eingezogen. Kleidung, Schultornister und einige Einrichtungsgegenstände erhielten die Ukrainerinnen von Hilfsstellen und Bekannten der Nabers. Nun können sie in den „Alltag“ starten.
„Für uns war schnell klar, dass wir Menschen aufnehmen wollen“, sagt Maria Naber, die gerade 75 geworden ist. Sie wohnt zusammen mit ihrem Mann Theo auf einem Hof bei Albersloh. Nur einige Schritte weiter leben ihr Sohn Gregor und seine Frau Uta mit ihren Kindern. Die Lehrlingswohnung im Keller von Maria und Theo steht leer. „Wir wollten den Flüchtlingen eine ruhige Bleibe, anstelle einer Sammelunterkunft, bieten“, erzählt Maria.
Mensch oder Koffer
Die Geflüchteten erreichten das Haus der Nabers spätabends an einem Tag Mitte März. Vier Tage waren sie auf der Flucht gewesen. „Im Grunde hatten sie nur dabei, was sie auf dem Leib trugen,“ schildert Gregor. „Nachher berichteten sie uns, dass es beim Einstieg in den Zug nach Deutschland hieß, entweder den Menschen oder den Koffer sicher in den Zug zu bekommen.“
Zoja und Oksana, so heißen die beiden Mütter, sind gemeinsam geflohen. Ihre Männer mussten sie zurücklassen, ebenso wie einen erwachsenen Sohn. Nur ihre Töchter Taja und Sascha, die acht und elf Jahre alt sind, konnten mitkommen. „Wir haben wirklich Glück“, lächelt Uta. „Unsere eigenen Töchter, Leonie und Lara, sind im selben Alter.“ Mit Hilfe eines Dolmetschers konnte Uta die ukrainischen Kinder schon nach einer Woche in der Schule anmelden. Taja und Lara gehen nun gemeinsam auf die weiterführende Schule. Sascha besucht mit Leonie die Grundschule. „Taja und Sascha können quasi als Schatten unserer Kinder mitlaufen. Das ist einfach super!“, erzählt Uta.
Zum Kennenlernen hat Familie Naber am Tag nach der Ankunft gemeinsam mit den Ukrainerinnen gegrillt. Wenn sich die neu gebildete Hofgemeinschaft unterhalten möchte, tut sie das über einen sprechenden Übersetzer auf dem Handy. Die ukrainischen Frauen sind selbst auch auf dem Land groß geworden und haben dort kein Englisch gelernt.
In der ersten Woche hat Familie Naber jeden Tag für die vier Ukrainerinnen gekocht. „Heute kochen sie für uns“, erzählt Maria „das haben sie schon einige Male gemacht. Dann gibt es ukrainische Suppen.“
Hilfe von allen Seiten
Oksana arbeitet in der Heimat als Köchin. Zoja ist normalerweise im Büro ihres Mannes tätig, der in der Ukraine zurückgeblieben ist. „Aber sie telefonieren regelmäßig per Videoanruf“, berichtet Maria. Zum Zeitpunkt des Interviews geht es den Männern der Familie gut. Falls doch etwas Schlimmes passieren sollte, wissen die Nabers, dass ihr Dolmetscher Kontakt zu ukrainisch sprechenden Seelsorgern hat. „Das haben wir vorher abgeklärt“, sagt Uta „Im Fall des Falles könnten wir keine professionelle Hilfe bieten.“
Mittlerweile haben sich die zwei Schwestern so gut es geht in der Lehrlingswohnung eingerichtet. Die Nabers bekommen nach wie vor viele Hilfsangebote von Freunden und Bekannten. „Das ist nett, aber am besten hilft es, die Hilfsgüter an den öffentlichen Stellen abzugeben“, stellt Uta klar. „Dort wird alles umverteilt und die Flüchtenden können sich selbst passende Dinge aussuchen.“ So haben es auch Oksana, Zoja, Taja und Sascha gemacht.
Sie sind äußerst dankbar für die Hilfe und vor allem für das Zuhause, das ihnen geboten wird. „Wir verstehen uns. Die vier sind wirklich freundlich und hilfsbereit“, betont Uta. „Bei uns passt es einfach.“
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