Haustiere

Kaninchen mit Familienanschluss

Sie klettern gern und buddeln so ausdauernd wie ihre Verwandten in der Natur. Was Hauskaninchen alles können, hat uns Familie Schotte gezeigt.

Wenn Krümel und Momo turnen, staunen die Zuschauer. Mit geschmeidigen Hopsern durchquert das braune Männchen Momo die „Wohnung“, die aus mehreren Holzverschlägen auf Stelzen besteht. Das Weibchen Krümel macht einen Satz aus der Tür. Schon landet sie auf einem Holzblock 40 cm tiefer und springt auf den Boden des Auslaufes. Dort liegen hölzerne Tunnel und Kunststoffrohre. Noch interessanter ist aber ein Holzständer mit hölzernen Haken. „Daran befestige ich manchmal Obst zum Knabbern. Die Kaninchen lieben das. Sie sind neugierig und brauchen Abwechslung“, erklärt Andrea Schotte. Sie wohnt mit ihrer Familie auf einem landwirtschaftlichen Betrieb in Dülmen. Die Kaninchen leben in einem Gehege angrenzend zur Terrasse des Wohnhauses. Dort hat die Familie die Tiere gut im Blick.

Das Gehege bietet den Tieren Wetterschutz und Auslauf. Die vorm Zaun abgetrennte Fläche ist gerade neu mit Rasen eingesät und wird demnächst wieder freigegeben. (Bildquelle: B. Lütke Hockenbeck)

Start mit sieben Kaninchen

Andrea Schotte ist mit einem Kaninchen als Haustier aufgewachsen und möchte auch ihren Kindern Haustiere ermöglichen. Sie ist Mutter von drei Kindern – Enno ist zwei, Moritz sechs und Franziska zehn Jahre alt. Vor allem Franziska ist interessiert an Tieren: „Ich möchte Tierärztin für Kleintiere werden“, berichtet sie. Wer beobachtet, wie ruhig und souverän das Mädchen mit dem Kaninchen ­Momo umgeht und ihm die täglich benötigten Augentropfen gibt, der kann sich das vorstellen.

Fürs Foto hält Opa Walter Schnieders das Kaninchen Momo auf dem Schoß. So kommt auch Enno nah heran. Seine Schwester Franziska, hier mit Weibchen Krümel, versorgt die Tiere regelmäßig. (Bildquelle: B. Lütke Hockenbeck)

Momo, ein Widder-Kaninchen mit den typischen hängenden Ohren, musste im vergangenen halben Jahr viel aushalten und wäre beinahe gestorben – getötet durch seine Art­genossen. Binnen kurzer Zeit verwandelte sich die siebenköpfige Kaninchenherde bei Schottes in einen Mob. Momo wurde von den anderen ausgegrenzt und misshandelt. Und das trotz des 30 m2 großen Außengeheges und eines 10 m2 Innenbereiches mit vielen Rückzugsmöglichkeiten. „Unsere Tochter Franziska bemerkte als Erste, dass mit Momos Auge etwas nicht stimmt“, erinnert sich Andrea Schotte. Ein Tierarzt stellte eine unheilbare ­Augenerkrankung fest.

Ob die Krankheit der Grund für das aggressive Verhalten der Tiere war oder auch Momos Rasse, lässt sich kaum klären. Fest steht: Schlappohr-Kaninchen haben es in gemischtrassigen Gruppen oft schwer und werden bei Rangkämpfen häufiger als Kaninchen anderer Rassen verletzt. Andrea Schotte lernte durch den „Fall Momo“ viel über Kaninchenhaltung hinzu. „Ich würde nicht mehr mit einer Gruppe von jungen Tieren beginnen, die noch die Pubertät und den damit verbundenen Stress vor sich haben.“ Auch denkt sie für die Zukunft über andere Kaninchenrassen nach.

Futterlexikon gibt Infos

Um Momo zu retten, gab Andrea Schotte fünf ihrer Kaninchen an Freunde ab. Als Partnerin für das kranke, kastrierte Männchen Momo behielt sie nur das Weibchen Krümel. „Momo hat sich gut erholt. Daher bleibt es erst mal bei den zwei Kaninchen“, sagt die Besitzerin. Zu tun gibt es dennoch einiges. Franziska Schotte sammelt Grünzeug wie Löwenzahn und schneidet Zweige von Sträuchern als Knabberzeug. Sie prüft, ob genug frisches Heu in der kleinen Metallraufe steckt. „Unser Supermarkt sammelt das Gemüsegrün und gibt mir beim wöchentlichen Einkauf reichlich davon mit“, berichtet Andrea Schotte. Was Kaninchen fressen dürfen und was nicht, hat sie sich angelesen. Mithilfe der App „Mein Futterlexikon“ prüft sie, welche Pflanzen ­kaninchentauglich sind.

Franziska hat Spaß daran, die Kaninchen zu versorgen, ihre jüngeren Brüder machen hin und wieder mit. Hochheben und Kuscheln mögen die Kaninchen nicht so gern. Sie lassen sich zwar anfassen, und bei Momo ist das wegen der Augenbehandlung auch nötig. Aber sie sind an Menschen nicht sehr interessiert. „Kaninchen brauchen Artgenossen“, bringt es Andrea Schotte auf den Punkt. Sie findet es reizvoll, das Verhalten der Tiere zu beobachten. Besonders aktiv sind die Tiere im Dämmerlicht morgens und abends. Die Mittagszeit verschlafen sie meistens.

Ganzjährig draußen

Beim Bau des Geheges erhielt Andrea Schotte Unterstützung von ihrem Vater Walter Schnieders. Auch die Enkelkinder fanden die Bauphase spannend und werkelten mit. Den Auslauf gruben die Kaninchen beizeiten in eine Höhlenlandschaft um. „Beim Betreten des Außenbereiches brach ich öfters ein“, lacht Andrea Schotte. Sie beobachtete auch, dass die Kaninchen recht hoch sprangen. Es ist also sinnvoll, das Freigehege etwa 40 cm tief unter der Erde und für größere Rassen mindestens 1,20 m hoch einzuzäunen.

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