In einem knallroten Blazer betritt Margot Käßmann die Bühne des Kreislandfrauentags im Hochsauerlandkreis. Die Autorin fackelt nicht lange: „Wir leben in einer Zeit der Krise“, beginnt sie, „Deshalb ist es wichtig, eine Haltung zu haben – eine positive Haltung“.
Die Theologin trägt einige Passagen ihres neuen Buchs „Nur Mut! Die Kraft der Besonnenheit in Zeiten der Krise“ vor. Knapp 230 Landfrauen lauschen der Lesung in der Schützenhalle in Brilon. Das Buch soll dabei helfen, eine positive Haltung zu bewahren. Als Werkzeuge nutzt Margot Käßmann einfache und bedeutsame Worte: Sie hat ein Alphabet von A, wie Achtsamkeit bis Z wie Zuversicht ausformuliert.
B wie Besonnenheit ist für die evangelische Pfarrerin ein besonders wichtiger Begriff. „Ich finde dieses alte Wort schön. Besonnen sein, das heißt, wahrzunehmen was passiert und trotzdem nicht in Panik zu verfallen“, erklärt sie.
A wie Achtsamkeit
Käßmann erinnert sich an den Beginn der Pandemie. Sie schildert Gefühle und Erlebnisse der vergangenen zwei Jahre. Ohne Freude, ohne Hoffnung, könnten wir Menschen nicht leben, deshalb sei es besonders wichtig, darauf zu achten, was uns gut tut, achtsam zu sein, meint die 63-Jährige.
„In einer Befragung kam heraus, dass 48% der Deutschen über-zeugt sind, durch die Corona-Kri-se achtsamer geworden zu sein. „Vielleicht“, so überlegt Käßmann, „hat die Krise uns das gelehrt.“
B wie Beten
Auch die aktuelle Krise, die sich derzeit in der Ukraine abspielt, hat Käßmann im Blick. Besonnenheit sei hier ganz besonders wichtig, betont sie. Einen kühlen Kopf zu bewahren, nicht jeder kruden These oder Nachricht hinterherzurennen, Fehler aus der Politik hinzunehmen, all das gehöre dazu.
Persönlich wichtig ist der Pfarrerin auch das nächste B: Beten. „Eine durchbetete Welt ist eine veränderte Welt“, sagt sie bestimmt. Wer für andere bete, der verliere ein Stück vom eigenen Egoismus. „Ich bete auch für die Russen“, sagt sie, auch sie seien Opfer von Putins Krieg. „Jedem Einzelnen kann nur bedingt geholfen werden. Spenden und andere Hilfen erreichen nicht immer jeden. Doch die Empathie, die im Beten steckt, verändert unsere Welt!“, ist sich Käßmann sicher.
Z wie Zuversicht
Bei all den positiven Anekdoten verliert Käßmann die harte Realität nicht aus den Augen.
So auch bei Z wie Zuversicht, mit der ihr Alphabet endet. Sie lächelt in die Runde: „Wir dürfen unsere Vorfreude und Zuversicht nicht verlieren, dass bessere Zeiten kommen werden.“ Jedoch solle man dem Gegenüber zum Abschied nicht nur ein „Bleib gesund“ wünschen, mahnt die Theologin. „Ebenso wichtig ist es, auch die Zuversicht weiterzugeben, dass Gott die Betroffenen hält, wenn eine Krankheit einmal nicht gut ausgeht“, schließt sie. Als Margot Käßmann in ihrem knallroten Blazer ihr Buch zuklappt und vom Rednerpult zurücktritt, steht der ganze Saal.
Klare Worte an die Politik
Der Kreislandfrauentag im HSK hatte auch sehr politische Momente. Einen Einblick in die angespannte Lage auf vielen Betrieben gab Annegret Langehaneberg, Landfrau aus Coesfeld. Sie skizzierte die Probleme von Schweinehaltern und appellierte an den anwesenden Bundestagsabgeordneten Dirk Wiese (SPD) und den Landtagsabgeordneten Matthias Kerkhoff (CDU) mehr Planungssicherheit für Landwirte zu schaffen.
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