Unterricht im Schweinestall

Unterricht muss nicht trocken sein. Das erfuhren 36 landwirtschaftliche Auszubildende mit Schwerpunkt Schwein am Montag dieser Woche. Statt im Wilhelm-Emmanuel-von-Ketteler-Berufskolleg in Münster für die praktischen Abschlussprüfungen zu lernen, verlegte ihr Lehrer Erwin Köster den Unterricht auf den landwirtschaftlichen Betrieb von Andreas Exeler in Rheine, Kreis Steinfurt.

Beim „Schweinetag“ ging es nicht nur um Wiederholung im Hinblick auf die Abschlussprüfung, sondern auch darum, Neues zu lernen.

In vier Themenfeldern holte sich Erwin Köster professionelle Unterstützung:

Hygienemanagement: „Mit zunehmender Tierzahl wird die Hygiene immer wichtiger“, machte Erwin Köster klar. Deshalb hatte er Anna-Catharina Heitgress, Menno Chemie, eingeladen. Sie informierte darüber, was bei Reinigung und Desinfektion im Schweinestall wichtig ist. Insbesondere erklärte sie die Handhabung der Desinfektionsmittelliste der Deutschen Veterinärmedizinischen Gesellschaft (DVG) und diskutierte mit den Schülern die Schritte der Stall-Desinfektion.

Besamungsmanagement: Einen Scanner bzw. Ultraschall, der die Trächtigkeit oder auch mögliche Zysten bei einer Sau anzeigt, hatten einige der Auszubildenden noch nie gesehen. Gerd Vahrenhorst von der Genossenschaft zur Förderung der Schweinehaltung (GFS) demonstrierte ihnen ein solches Gerät und deutete auf die Wichtigkeit des Besamungsmanagements hin: „Hier werden die Grundlagen gelegt.“

Schweinezucht: Beim Rundgang durch Abferkelstall und Wartebereich erklärte Heinz Budde von der Herrensteiner Agrar Gesellschaft (HAG) den Schülern unter anderem, dass die Entscheidung für das Tiermaterial die Ausrichtung des Betriebes grundlegend mitbestimmt. Doch bei der Züchtung gehe es nicht nur um Fruchtbarkeit und Fleischqualität, sondern auch um eine gewisse Mütterlichkeit und Ruhe der Sauen.

Schweinegesundheit: Werner Winkelkötter vom Erzeugerring Westfalen fragte manches Mal: „Was fällt euch hier auf?“ Er zeigte den angehenden Landwirten Beispielbilder, an denen sie auffällige Tiere oder Haltungsbedingungen ausfindig machen sollten, um so ihren Blick zu schärfen. Selbst als Prüfer in der Landwirtsausbildung aktiv, ist ihm klar, dass die Auszubildenden nur das wissen können, was sie schon einmal gesehen haben. Zwei seiner Beispiele: ein Bild mit verschiedenen Kot-Formen, die auf die Magen-Darm-Erkrankung PIA hindeuten sowie ein Schwein, das ähnlich einem Hund auf den Hinterläufen sitzt – eine Haltung, die es einnimmt, um die Lunge zu entlasten.

Mögliche Prüfungsfragen, beispielsweise zur Größe der Abteile bei der Gruppenhaltung von Sauen, kamen im Betrieb sowie in den Vorträgen immer wieder auf. Vor Ort hatten die Schüler die beste Gelegenheit, manch eine Wissens- oder Erfahrungslücke füllen zu lassen.

Übrigens: Die Auszubildenden mit Schwerpunkt Rind durften zwei Tage später einen entsprechenden „Rindertag“ erleben. Gee