Landjugend

Rüthen: Landjugend füllt Lücke

Seit dem Sommer gibt es in Rüthen eine neue Ortsgruppe der Westfälisch-­Lippischen Landjugend. Die Gründer wollen ortsübergreifend ein Angebot für junge Erwachsene schaffen – und das im Revier der KLJB Paderborn.

In Rüthen im Kreis Soest und den kleineren Nachbarorten gibt es Schützenvereine, Freiwillige Feuerwehren, eine Kolpingjugend und Messdiener sowie zahlreiche Sport- und Musikvereine. Dennoch fehlte Manuel Höttecke etwas.

Er wünschte sich einen Verein, der ein Angebot bietet für junge Frauen und Männer vom Land, die sich für ihre Dörfer einsetzen möchten abseits von Sportplatz und Kirche. Der 23-Jährige scharte in den vergangenen Monaten junge Erwachsene um sich, die einen ähnlichen Wunsch hatten. Gemeinsam gründeten sie Mitte Juni die „Landjugend Rüthen und Umgebung“. Mittlerweile hat der Verein über 40 Mitglieder.

Bekannte aus anderen Orten der Gemeinde Rüthen

„Vor Jahrzehnten gab es eine Landjugend im Ort“, sagt Manuel, der jetzt Erster Vorsitzender ist. Doch die hatten weder der Junglandwirt noch seine Mitstreiter kennengelernt. Manuel stieß während seiner Lehrzeit im Münsterland auf aktive Gruppen der Landjugend und kannte das Engagement aus Nachbargemeinden. Vor zwei Jahren hatte er schon mal versucht, eine Landjugend in seinem Heimatort zu gründen. Doch damals scheiterte die Idee.

Diesmal knüpfte der Rüthener Kontakt zu Bekannten in den kleineren Nachbarorten und stieß auf Gleichgesinnte, zum Beispiel auf Alexander Köller aus Kellinghausen, einem Dorf mit gerade mal 80 Einwohnern. Der Fachschüler hatte während seiner Lehre zum Landwirt in Bottrop-Kirchhellen die Arbeit der Landjugend kennengelernt. „Was die alles auf die Beine gestellt haben“, schwärmt der Zweite Kassierer noch heute.

Weitere Gleichgesinnte fanden sie in anderen Dörfern nördlich von Rüthen. Im Januar trafen sie sich im Keller der Familie Höttecke und eröffneten eine WhatsApp-­Gruppe mit Personen, die sich für eine Landjugend interessieren könnten.

Für Westfälisch-Lippische Landjugend entschieden

Doch bevor sie die neue Landjugend am 13. Juni in der Gemeinschaftshalle in Drewer aus der Taufe hoben, überlegten sie, wie sie den Verein ausrichten wollen und wo sie mögliche Unterstützung bekommen. Manuel erkundigte sich beim Deutschen Bauernverband, wie sich eine Landjugend gründen lässt. Darüber erreichte er die Geschäftsstelle der Westfälisch-­Lippischen Landjugend (WLL) in Münster.

Geschäftsführerin Katja Reinl machte ihm zu Beginn klar, dass für Rüthen eigentlich die KLJB Paderborn zuständig sei. „Wir wildern nicht im Verbandsgebiet des anderen“, sagt sie. Manuel und seine Mitstreiter wollten aber nicht unter dem Einfluss der Kirche stehen und klar überkonfessionell sein.

Daher luden sie Katja Reinl und die WLL-Landesvorsitzende Franziska Trepte ein, um sich zur Gründung beraten zu lassen. Kostenfrei stellten die beiden ihnen vor, was sie für eine Gründung bräuchten und welche Vorteile eine Mitgliedschaft im Dachverband der WLL hätte. „Das haben sie sehr sachlich präsentiert, ohne einseitig Werbung zu machen“, erinnert sich Schriftführerin Johanna Kahr. Die Geschäftsführerin der WLL klärte die Gründung mit der KLJB Paderborn ab.

Einstimmig entschieden sich die Initiatoren für die Mitgliedschaft ihrer Landjugend bei der WLL. Sie legten fest, dass die Mitglieder mindestens 16 Jahre alt sein sollen, und orientierten sich an der Mustersatzung der WLL. Der Jahresbeitrag liegt bei 25 € pro Person. Davon gehen 15 € an den Dachverband nach Münster.

Mitglieder der Landjugend motivieren

Für das achtköpfige Vorstandsteam geht es nun darum, die Mitglieder bei Laune zu halten. Zwar stammen die Vorstandsmitglieder alle aus der Landwirtschaft, doch ihnen war klar, dass sie Angebote bieten möchten, die Frauen und Männer – egal ob vom Hof oder nicht – ansprechen. „Sonst hätten vor allem viele junge Frauen nicht mitgemacht“, sagt die Zweite Schriftführerin Jutta Dünschede.

Mitte August organisierten sie einen Abend zum Kennenlernen im alten Steinbruch in Rüthen. Dort tauschten sich die Mitglieder entspannt am Lagerfeuer aus. Denn sie stammen aus verschiedenen Dörfern und kennen sich zum Teil nur flüchtig.

Die Gemeinschaft will der Vorstand durch regelmäßige Treffen und gemeinsame Aktionen stärken. Auf Dauer wollen sie sich alle zwei Wochen treffen. „Das pendelt sich ein“, meint Manuel. Noch sind sie auf der Suche nach einem eigenen Raum.

Erntedank wollen sie zusammen mit dem Landwirtschaftlichen Ortsverein organisieren. „Uns ist die Zusammenarbeit mit anderen Vereinen wichtig“, sagt Ale­xander. Sie wollen Kochduelle, Menschenkickerturniere und sogar ein Treckerkino auf die Beine stellen. Der örtliche Landtagsabgeordnete hat schon einen Trip nach Düsseldorf zum Landtag angeboten. Außerdem soll es auf Dauer jedes Jahr eine Scheunenparty geben.

„Meine Mutter ist schon neidisch, da es eine Landjugend damals nicht gab“, erzählt Jutta. Die Landjugend nimmt aber auch passive Mitglieder auf, die älter als 35 Jahre sind. Sie dürfen die Landjugend gerne finanziell unterstützen.