Agrarstudium

Onlinesemester: Tipps zum Zeitmanagement

Im Studium schiebt man oft wichtige Aufgaben vor sich her. Das Onlinesemester verstärkt das. Studierenden-Coach Alina Keggenhoff verrät, wie sich trotzdem die Spur halten lässt.

Wochenblatt: Das Sommersemester 2020 ist in NRW ein reines Onlinesemester. Die Herausforderung, sich selbst zu organisieren, wächst. Was raten Sie den Studierenden?

Keggenhoff: Noch wichtiger als sonst ist es, eine klare Tages- und Wochenstruktur zu haben. Die sollte man sich notieren: Wann sind Zeitfenster zum Studieren? Wann ist Zeit, andere Dinge zu erledigen? Studium und Freizeit dürfen nicht verwischen. Zum Beispiel sollten die Studierenden nicht schon beim Frühstück der Vorlesung im Internet folgen. Das sollte getrennt voneinander sein, auch wenn die Versuchung groß ist, die Vorlesung nebenherlaufen zu lassen.

Wer aber seiner Struktur nicht immer zu 100 % folgen kann, sollte sich nicht gleich entmutigen lassen. Sie dient vielmehr als Richtschnur. Wichtig ist jedoch, nicht in den Tag hinein zu leben. Daher sollten Routinen, die man sonst im Semester hätte, aufrechterhalten bleiben.

Wochenblatt: Was wären das für Routinen? Wie lassen sich Freizeit, Arbeit und Studium voneinander trennen?

Keggenhoff: Die Studierenden könnten sich zum Beispiel so kleiden, wie sie auch zur Vorlesung gehen würden. Eine andere Routine wäre der entspannte Kaffee am Morgen. Routinen sind wichtig. Der Kopf trennt so klar zwischen Studium und Freizeit. Viele lernen und studieren nun vom eigenen Zimmer aus. Hörsäle und Bibliotheken sind verschlossen. Ein Raumwechsel zum Studieren macht aber trotzdem Sinn. Wer dazu keine Möglichkeit hat, sollte sich vielleicht im Zimmer eine Studierecke einrichten und sie mit einem Vorhang trennen.

Ganz wichtig sind Pausen. Wer zum Beispiel 90 Minuten einer Onlinevorlesung gefolgt ist, braucht im Anschluss mindestens zehn Minuten Entspannung. Ein Spaziergang bietet sich da an. Das schafft einen anderen Blick und macht den Kopf frei.

Wochenblatt: Viele Agrarstudierende sind wieder auf den elterlichen Höfen und packen mit an. Das Studium wird zur Nebensache. Wie lässt sich diese Gefahr umgehen?

Keggenhoff: Auch hier sind klar definierte Zeitfenster zum Lernen der Weg. Das sollte mit den Eltern abgesprochen sein. Die meisten sind da offen. Sie wollen auch, dass ihr Kind das Studium erfolgreich abschließt. Daher sollten die Studierenden ihren Eltern ruhig den Tages- und Wochenplan zeigen. Dabei sollten Zeiträume feststehen, in denen Unterbrechungen okay sind und Zeiten, in denen man gar nicht gestört werden möchte. Sonst kommen die Studierenden immer wieder aus dem Lerntritt.

Daran sollten sich beide Seiten halten. Das heißt aber auch, dass die Studierenden ganz klar Nein sagen müssen und in den festen Zeiten wirklich lernen sollten, egal ob draußen Trecker und Tiere warten. Man sollte sich klarmachen, dass die Eltern es auch geschafft hätten, wenn man am Studienort gewesen wäre.

Das heißt aber auch, dass die Studierenden ganz klar Nein sagen müssen.

Wochenblatt: Das Aufschieben von Aufgaben ist so schon ein Problem. Im Onlinesemester kann man sich aber noch besser ablenken lassen. Was raten Sie hier?

Keggenhoff: Es hilft, klare Intervalle mit selbst gesteckten Deadlines zu setzen. Bis dann und dann müssen bestimmte Aufgaben erledigt sein. Da können externe „Schiedsrichter“, die ein Auge darauf haben, wichtig sein, vielleicht die Eltern, Freunde oder Kommilitonen. Zu ihnen sollte man auch jetzt den Kontakt halten. So hilft man sich nicht nur gegenseitig beim Lernen, sondern spornt sich auch an, Zwischenziele zu erreichen.

Außerdem kann das Abhaken handschriftlicher To-do-Listen motivierend sein. Ich empfehle den Zehn­-Minuten-Trick. Widmen Sie sich zehn Minuten einer Aufgabe, die nervt und die Sie ständig aufschieben. Das ist ein überschaubarer Zeitraum. So lässt sich aber der innere Schweinehund überwinden. Wichtig ist eine kleine Belohnung, wenn eine Aufgabe erledigt ist.

Wochenblatt: Das Semesterende naht. Die Klausuren stehen an. Wie verfällt man jetzt nicht in Panik?

MerKeggenhoff: Wem auffällt, dass er große Lücken hat, sollte sich nicht zu allen Klausuren anmelden. Da hilft es, sich zu fokussieren. Außerdem findet dieses Semester unter besonderen Bedingungen statt. Das wissen die Professoren und auch spätere Arbeitgeber. Die Welt geht nicht unter, wenn man eine Prüfung in diesem Semester nicht besteht.

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