Mut zum Einmischen

Der Ring der Landjugend ist in Westfalen die Stimme der Jugend in agrarpolitischen Fragen. Markus Stratmann ist Teil seiner Doppelspitze. Der Agrarstudent zeigt Engagement, muss aber auch manchmal unbequem sein.



Der Deutsche Bauernverband ist reich an verdienten Funktionären. Die meisten haben aber schon ein paar Jahre auf dem Buckel. Dass sich auch junge Landwirte für den Berufsstand engagieren, zeigt Markus Stratmann aus Schmallenberg-Grafschaft im Hochsauerland. Der 25-Jährige ist seit 2014 Vorsitzender des Rings der Landjugend und damit eines der vier Mitglieder des geschäftsführenden Vorstandes.

Der Ring bündelt die agrarpolitischen Positionen der Landjugendverbände in Westfalen-Lippe (siehe Kasten) und gilt als Ansprechpartner für die Politik und viele andere Verbände. So sind wichtige Termine für Markus die regelmäßigen Vorstandssitzungen des Westfälisch-Lippischen Landwirtschaftsverbandes (WLV).

Der Ring der Landjugend
Seit über 60 Jahren gibt es den Ring der Landjugend. Die Arbeitsgemeinschaft besteht aus jeweils fünf Delegierten des Junglandwirteforums, der Katholischen Landjugendbewegung (KLJB) Münster und Paderborn sowie der Westfälisch-Lippischen Landjugend (WLL). Der Ring vernetzt die Positionen der einzelnen Landjugend-Verbände Westfalens in Agrarthemen. Im Vorstand sitzen aus jeder Mitgliedsorganisation zwei Delegierte. Der geschäftsführende Vorstand wiederum besteht aus vier Personen und einer männlichen und weiblichen Spitze.


Der Ring darf als stimmberechtigtes Mitglied teilnehmen. Dort treffen sich die WLV-Vorsitzenden der einzelnen Kreise. „Am Anfang musste ich mich erst einmal zurechtfinden“, sagt der 25-Jährige. Er ist der einzige Teilnehmer, der jünger als 30 Jahre ist. Zu Beginn seiner Amtszeit war es schwierig, sich in der Runde Gehör zu verschaffen.

Mittlerweile fühlt sich der Hüne aus dem Sauerland aber als vollwertiger Teilnehmer und die Positionen der Landjugend als angemessen respektiert. „Wichtig ist, dass man Präsenz zeigt und Kontakte knüpft.“ Vor allem wenn es um die sozialen Medien geht, ist der Ring mittlerweile ein wichtiger Ansprechpartner des WLV. „Über unsere Facebook-Seite erreichen wir die jungen Landwirte und Verbraucher meist besser.“

Auch mal unbequem sein

Der Ring der Landjugend ist dem WLV partnerschaftlich zugeordnet. Das heißt aber nicht, dass Markus und seine Kollegen alle Entscheidungen ohne Wiederworte abnicken. „Wenn die Landjugend sich nicht einbringen würde, besteht die Gefahr, dass die Anliegen des Berufsnachwuchses vergessen werden“, sagt der Sauerländer und spricht die Debatte um die Hof­abgabeklausel an. Nerven alleine reicht aber nicht. Die Mitglieder des Ringes erarbeiten auch Lösungen für den Nachwuchs.

Unbequem will der Ring auch als Mitglied des Aktionsbündnisses Ländlicher Raum sein. Zusammen mit 17 Verbänden vom Land wollen sie die Landesregierung in Düsseldorf mehr für die Belange des ländlichen Raums sensibilisieren. Die Junglandwirte wenden sich gegen Gesetze, die das Leben und Wirtschaften auf dem Land vor unnötige Hürden stellen. In unregelmäßigen Abständen trifft sich Markus im Düsseldorfer Landtag mit Vertretern der anderen Verbände, um der Landesregierung ihre Präsenz zu zeigen.

Gespräch mit Minister

Im Landtag trifft sich der Ring auch mit dem Landwirtschaftsminister. Die Mitglieder diskutieren mit Johannes Remmel über Gesetzesvorhaben des Ministeriums. Mit Beispielen aus der landwirtschaft­lichen Praxis versuchen sie den Minister von Anpassungen zu überzeugen. „Er ist sehr offen und notierte sich vieles. Doch ob unsere Anliegen umgesetzt werden, ist eine andere Frage“, macht sich Markus nur wenige Illusionen.

Er und seine Vorstandskollegen versuchen im Vorfeld der Landtagswahl 2017 mit allen im Landtag vertretenen Fraktionen ins Gespräch zu kommen. Dabei möchten sie vor allem für die Belange der Junglandwirte werben.

Um als gemeinsame Stimme der Landjugend sprechen zu können, kommt auf den geschäftsführenden Vorstand einiges an Arbeit zu. „Wir sind froh, dass wir die Aufgaben im Vorstand zurzeit auf vier Schultern verteilen können“, sagt der Südwestfale, der über das Jung­landwirteforum zum Ring gekommen ist. Aktuell ist aus jeder Mitgliedsorganisation ein Vertreter im geschäftsführenden Vorstand. So landen die Anliegen der einzelnen Verbände direkt beim Ring, der über die Geschäftsstelle in Münster koordiniert wird.

Als Vorstandsvorsitzender hat Markus täglich mit neuen Anliegen zu tun. Er beantwortet E-Mails, tauscht sich per WhatsApp mit seinen Vorstandskollegen aus und gibt gemeinsame Stellungnahmen und Protokolle frei. Alle sechs Wochen trifft sich der zehnköpfige Vorstand des Rings. Die Mitglieder diskutieren Pläne der Landesregierung und planen Veranstaltungen wie den Berufswettbewerb oder die Ausbildertagung.

Die Junglandwirte verfassen Stellungnahmen zum Beispiel zu dem Landeswassergesetz und dem Landesnaturschutzgesetz. Der Ring schickt Vertreter in die Fachausschüsse des WLV und Fachbeiräte der Landwirtschaftskammer. In der Arbeitsgemeinschaft zur Vermeidung von Bodenverdichtung der Landesregierung sitzt auch ein Mitglied des Rings.

Hof im Nebenerwerb

Markus ist im Ausschuss zur ökologischen Landwirtschaft des WLV und der Kammer. Da kann er Erfahrungen von zu Hause mit einbringen. Seine Eltern halten im Sauerland extensiv 35 Mutterkühe der Rasse Limousin mit Nachzucht und vermarkten sie nach Bioland-Richtlinien. Geschlachtet wird in Winterberg und die Vermarktung läuft über einen Biolandmetzger bei Paderborn.
Im Nebenerwerb bewirtschaften sie 45 ha Grünland und 40 ha Wald. Schon von Kindesbeinen an hilft er auf dem Hof mit. Eng arbeiten er und sein Vater mit den anderen Betrieben im Dorf zusammen, zum Beispiel in einer Siliergemeinschaft.

„Ich bin Agrarier durch und durch“, sagt Markus, der seit Beginn des Jahres wieder auf dem heimischen Hof wohnt. Nach dem Studium möchte er den Hof zumindest im Nebenerwerb weiterführen. Zuvor hat er an seinem Studienort in Soest in einer WG gelebt. Zu seinen Kommilitonen pflegt er immer noch engen Kontakt. Für sie gilt Markus als Ansprechpartner für Agrarpolitik.

Manchmal ist er aber auch von dem ganzen Aufwand genervt, der mit einer geringen Aufwandsentschädigung vergolten wird. Viele Treffen und Versammlungen sind in Münster. Dann sitzt er bis zu vier Stunden am Tag im Auto, um von seinem Wohnort zu den Sitzungen zu kommen. Manche Versammlungen entpuppen sich als zähe Veranstaltungen, in denen um jeden Kompromiss gerungen wird.

Für ihn als Student, der am Ende seines Masterstudiums steht, lassen sich die Termine flexibel planen. Er kann aber Junglandwirte verstehen, die aus beruflichen und privaten Gründen wenig Zeit für Verbandsarbeit haben. Das erklärt aus seiner Sicht auch das relativ hohe Alter der Amtsträger im Bauernverband. Dennoch wünscht er sich mehr jüngere Vertreter. Denn um deren Zukunft geht es schließlich.

Er selbst möchte im Herbst für ein weiteres Jahr als Vorsitzender kandidieren. „Die Verbandsarbeit ist eine Stütze der Demokratie. Jeder kann sich einbringen. Ich finde das total spannend“, bringt es Markus auf den Punkt. Patrick Otte