Mit dem Rad gegen den Krebs

Einer großen Herausforderung stellen sich Eike Daldrup und Daniel Woestmann. Die beiden Auszubildenden gehen beim Radrennen „Big Challenge“ an den Start und unterstützen damit die Deutsche Krebshilfe.



Gegen 18 Uhr machen Eike Daldrup und Daniel Woestmann Feierabend auf dem Betrieb Franz-Josef Ermann in Senden. Danach tauschen die Auszubildenden zweimal die Woche den Overall gegen Trikot und Radlerhose und schwingen sich aufs Rennrad. Nach einem langen Tag im Stall und auf dem Acker treten die beiden 19-Jährigen fast zwei Stunden in die Pedale. Denn sie stehen vor einer großen Herausforderung, der „Big Challenge“.

So heißt ein Sportereignis am Niederrhein, das am 20. Juni stattfindet. Dort unterstützen Radfahrer, Läufer und Wanderer die Krebsforschung. Alle Spenden gehen zu 100 % an die Deutsche Krebshilfe. Der Verein „Big Challenge Deutschland“, eine Gruppe von Landwirten, organisiert zum zweiten Mal die Sponsorentour.

Anfangs noch Muskelkater

Zum ersten Mal dabei sind Eike und Daniel. In diesem Frühjahr haben die beiden angefangen zu trainieren. „Ich bekam ein altes Rennrad von unserem Ausbilder“, sagt Eike, der von einem Schweinemastbetrieb in Dülmen-Hiddingsel stammt. Daniel hat sich ein Rennrad von einem Bekannten aus Schöppingen besorgt. Dort halten seine Eltern Schweine im geschlossenen System.

„Am Anfang hatte ich schon Muskelkater“, sagt Eike. Der Hobbyfußballer merkte die Anstrengung nicht in den Beinen, sondern im Rücken und den Schultern. „Es ist ungewohnt, in die Beuge zu gehen und fast auf dem Rennrad zu liegen“, ergänzt sein Kollege Daniel. Nach Feierabend können sie sich die Rennräder aus dem Schuppen nehmen.

Big Challenge
Die Idee zur „Big Challenge“ stammt von dem niederländischen Agrarberater Herman Houweling (1962–2010), der selbst an Krebs erkrankte. Neben der Hilfe für die Krebsforschung wollte er etwas für das Image der Tierhalter leisten. So gründete er „Big Challenge“, eine Gruppe von Tierhaltern und Freunden, mit der er am Alpe d’HuZes teilnahm, einem Radrennen in den Alpen.
Davon inspiriert hat 2014 der Verein „Big Challenge Deutschland“ zum ersten Mal das Sportereignis auf deutschem Boden ausgerichtet. Es nahmen 215 Radler und 15 Läufer teil. Insgesamt konnten 220 000 € eingesammelt werden. Das möchte der Verein am 20. Juni toppen.
Am Sportplatz in Winnekendonk findet das Rahmenprogramm mit Kuchentheke der Landfrauen, Ferkelrennen, Tombola, Cheerleading und Musikgruppen statt.

Meistens fahren sie in der Umgebung von Senden. Mit knapp 30 km haben sie angefangen. Jetzt liegt ihre Trainingsdistanz bei 60 km. In den Baumbergen bei Nottuln haben sie auch schon trainiert, um sich auf die Hügel am Niederrhein vorzubereiten.

Auf der 43 km langen Runde bei der „Big Challenge“ erwartet sie mehr Steigung als im flachen Münsterland. Die Strecke führt von Winnekendonk über die Sonsbecker Schweiz nach Xanten und zurück.

Dienstags trainieren Eike und Daniel mit anderen Rennradfahrern aus Senden. „Anfangs war das Fahren in der Gruppe neu. Das üben wir dann mit den anderen Fahrern“, sagt Eike. Sie verständigen sich mit Handzeichen, wenn Hindernisse wie Steine oder Schlaglöcher auf der Strecke sind. Wenn der Vordermann nicht mehr kann, lässt er sich zur Seite fallen und der Hintermann übernimmt die Führung. „Ich hätte nicht gedacht, dass das Fahren im Windschatten so einen großen Unterschied ausmacht“, sagt Daniel.

„Münsterland Ferkel“

Bei der „Big Challenge“ gehören sie zum Team „Münsterland Ferkel“. Das sind ihr Ausbilder Franz-Josef Ermann und seine drei Söhne Sebastian, Michael und Martin. Das Team ging auch schon im vergangenen Jahr bei der ersten deutschen „Big Challenge“ an den Start.

Der Hobbyrennradfahrer Franz-Josef Ermann hat seine beiden Auszubildenden für die „Big Challenge“ begeistert. „Ich kenne sonst keinen Landwirt, der so viel Rennrad fährt“, sagt Daniel. Jeder Teilnehmer verpflichtet sich, mindestens 500 € Spendengeld einzusammeln. Das hat Franz-Josef Ermann für seine Auszubildenden übernommen.

Unter anderem haben für ihn und sein Team die Landjugend, die Landfrauen und der landwirtschaftliche Ortsverband aus dem benachbarten Lüdinghausen Geld gesammelt.

Für die „Big Challenge“ haben sich Eike und Daniel drei Runden, also knapp 120 km, vorgenommen. Sie werden gegen 6 Uhr am Morgen starten und fahren über den ganzen Tag verteilt. „Wir wollen an unsere Grenzen gehen, wie es ein Krebspatient in der Therapie auch muss“, sagt Daniel. Er selbst kann sich aus Kindertagen noch erinnern, wie seine Großmutter Brustkrebs hatte. Sie hat die Krankheit gut überstanden und ist mittlerweile 80 Jahre alt. Das hat ihm gezeigt, wie wichtig die Krebsforschung ist. Patrick Otte