Ausbildung zur Fachkraft Agrarservice

Mehr als nur ackern

Jonas Sanders steckt mitten in seiner Ausbildung zur Fachkraft Agrarservice. Dabei lernt er nicht nur den Schlepper zu steuern, sondern noch einiges mehr. Darunter auch, wie er sich im Notfall auf dem Feld selbst hilft.

Zwischen den Maschinen in der Halle von Lohnunternehmer Wilhelm Plogmaker in Selm im Kreis Unna taucht immer wieder ein blonder Schopf auf. Jonas Sanders kontrolliert das Maislegegerät. Dann hängt er es an den Schlepper und fährt zum Kunden. Der 18-Jährige erkundigt sich bei dem Landwirt nach dem Standort und worauf er bei der zu säenden Fläche achten muss. Er berechnet, wie viel Dünger in den Tank kommt.

Dann bestückt der Selmer die Ag­gregate mit Maiskörnern und stellt die Abstreifer ein, damit keine zwei Körner gleichzeitig gelegt werden. Nachdem der Azubi alles eingestellt hat, prüft er seine Einstellungen noch einmal und fährt los. Das Maislegen gehört zu den Aufgaben von Fachkräften Agrarservice, welche meistens ihre Ausbildung bei Lohnunternehmen machen. Jonas ist in seinem zweiten Lehrjahr.

Jeder Tag ist anders

Die Arbeit beim Lohnunternehmer ist saisonabhängig. Das macht die Ausbildung zu einer Herausforderung. Denn viele Aufgaben, die anfallen, können nur innerhalb kürzester Zeit erlernt werden. „Wer die Gelegenheit verpasst, wartet ein Jahr auf eine zweite Chance", sagt Wilhelm Plogmaker. Er ist Maschinenbauingenieur und hat 1979ein bestehendes Lohnunternehmen übernommen. Er verfügt heute über einen Fuhrpark mit sechs Dreschern, neun Schleppern und weiteren Maschinen.

Jonas hat schnell erkannt: „Jeder Tag ist hier anders, einen alltäglichen Arbeitsablauf gibt es nicht." Aber das findet der 18-Jährige gut, denn so wird es nicht langweilig. Der Westfale absolviert alle drei Jahre auf dem Betrieb.

Jonas weiß, worauf er achten muss. Kleinere Reparaturen schafft er selbst. (Bildquelle: Drießen)

Im Sommer und im Winter fallen unterschiedliche Aufgaben an. Während der Ernte ist um 7 Uhr Aufgabenverteilung, bevor es dann mit den Mähdreschern zu den Landwirten geht. Da ist es keine Seltenheit, dass Überstunden anfallen, denn die Ernte muss rein, so lange das Wetter es zulässt.

Im Winter folgt die körperlich anstrengendere Arbeit. Dann schneidet Jonas Hecken zurück oder, wie es im Fachjargon heißt, „setzt sie auf den Stock". Für die Gehölzpflege hat er extra einen Motorsägen-Führerschein gemacht. Der Trecker-Führerschein ist zwar keine Voraussetzung, um die Ausbildung zu beginnen, aber er sollte dann im ersten Lehrjahr gemacht werden.

Anpacken gewohnt

„Das Beste am Beruf ist, mit der Landwirtschaft zu arbeiten", sagt Jonas. „Ich kann sehen, was ich geleistet habe, wenn die Maispflanzen wachsen, die ich gesät habe." Aber auch das Reparieren und das Instandhalten der Maschinen machen ihm Spaß. Durch die viele Arbeit an den Geräten kann er sich bei Maschinenschäden auf dem Feld selbst helfen.

Lohnunternehmer Wilhelm Plogmaker erklärt seinem Auszubildenden, was er bei den Einstellungen an dem Maislegegerät beachten muss. (Bildquelle: Drießen)

Wer meint, die Ausbildung bestehe nur daraus, auf dem Trecker zu sitzen, der irrt sich. Es gehört schon mehr dazu, um sich „Fachkraft Agrar­service" nennen zu dürfen. „Der Job ist eindeutig eine Typfrage. Es sind Flexibilität und Freude an der Landwirtschaft und den Maschinen gefragt. Wer Interesse an dem Beruf hat, sollte körperlichen Einsatz nicht scheuen", sagt der 18-Jährige. Er kommt selbst vom Hof und ist das Anpacken gewohnt.

Jonas und sein Chef kontrollieren den Drescher für die anstehende Ernte. (Bildquelle: Drießen)

Trotz der Mitarbeit im heimischen Gemüsebetrieb war die erste Zeit bei dem Lohnunternehmen eine Umstellung für ihn. „Im ersten Lehrjahr war ich abends ziemlich erschöpft, wenn ich nach Hause kam, aber das gab sich mit der Zeit", erinnert sich der Lehrling. Das Fahren mit dem Schlepper gehört zu den angenehmeren Aufgaben, aber auch da ist höchste Konzentration gefragt. Heutzutage ist es im Umgang mit den schweren Arbeitsmaschinen besonders wichtig, auf ihre Breite im Straßenverkehr und auf die anderen Verkehrsteilnehmer zu achten.

Kundenkontakt und Dünger

Im Blockunterricht im Internat des Versuchs- und Bildungszentrums „Haus Riswick" der Landwirtschaftskammer NRW erfährt er Details zur Pflanzenproduktion, Marketing, Arbeits- und Betriebsorganisation und Agrartechnik. Der richtige Umgang mit Kunden und die Düngeberechnung sind nur zwei Themen, welche die angehende Fachkraft Agrarservice in Kleve lernt. „Er ist zuverlässig und kommt gut mit den Kunden zurecht. Wenn er auf die Höfe fährt, stellt er sich auf die Landwirte ein und bei Problemen weiß er sich durchaus zu helfen", lobt ihn sein Ausbilder.

Was die Zukunft angeht, ist sich Jonas noch nicht ganz sicher, wie es nach der Ausbildung weitergehen soll. „Aber ich kann mir vorstellen, noch meinen Meister dranzuhängen", sagt er.