Berufsschüler in der Öffentlichkeit

Lernort Schweinestall

Worin unterscheiden sich die konventionelle und die biologische Tierhaltung? Das erklärten Landwirtschaft-Azubis einer Abiturklasse aus Rheine vor Ort.

Am Montag vergangener Woche trafen landwirtschaftliche Schüler der Oberstufe des Wilhelm-Emmanuel-von-Ketteler-Berufskollegs aus Münster auf rund 45 Fachoberschüler des Berufskollegs in Rheine, die mit Landwirtschaft bislang nichts zu tun hatten. Im Rahmen eines Öffentlichkeitsprojektes wollten die Berufsschüler den Abiturienten die Unterschiede zwischen konventioneller und ökologischer Tierhaltung näher bringen.

Die Idee für das Projekt hatte Lehrer Wenzel Everwand: „Die Schüler und ich haben die Inhalte im Unterricht vorbereitet. Ziel war es, das landwirtschaftliche Fachwissen für jeden verständlich zu erklären“, sagt er.

Treffpunkt war der konventionelle Sauenbetrieb von Matthias Finkenbrink in Warendorf. Als Vergleich diente der Biobetrieb von Georg Schwienhorst, nur wenige Minuten entfernt gelegen. Die Schüler besichtigten in zwei Gruppen abwechselnd die beiden Höfe. Die eine Gruppe blieb zunächst auf dem konventionellen Betrieb. Dort erklärten die Junglandwirte den Schülern in drei Kleingruppen alles Wesentliche zum Ackerbau, zum Deckzentrum und zum Abferkelstall.

Der konventionelle Betrieb

Viele der Abiturienten sahen zum ersten Mal einen Schweinestall von innen. Sie lernten beispielsweise, warum die Muttersauen im Deckzentrum eines konventionellen Betriebs nur über begrenzten Platz verfügen oder die Schwänze der Ferkel kupiert werden. „Die erste Reaktion der Schüler im Deckzentrum war, dass die Sauen ja eingesperrt sind“, erzählt Florian Westerhoff, der neben seinen Klassenkameraden eine Führung übernahm. „Aber die Begründung, warum das so ist, überzeugte die meisten Schüler dann doch.“

Außerdem schlugen die angehenden Landwirte den Bogen zum Thema Ernährung. Denn das Fach belegen die Abiturienten aus Rheine im Leistungskurs. So erfuhren sie, dass das Futtermittelgesetz in vielen Fällen sogar strenger ist als das für Lebensmittel. Einer der Junglandwirte hatte einen griffigen Vergleich parat: „Schweine bekommen nur das als Futter, was auch wir Menschen essen würden. Das müsst ihr euch vorstellen wie Müsli.“

Der Biohof als Vergleich

Nach ungefähr einer Stunde fand ein Wechsel der Gruppen statt. Auf dem Biohof übernahm Betriebsleiter Georg Schwienhorst die Führung durch den Abferkelstall und das Deckzentrum. Die Schüler hatten den Eindruck, dass die Sauen hier ruhiger als auf dem konventionellen Betrieb waren. Das Stroh im Stall und den zusätzliche Auslauf hoben die Jugendlichen ebenfalls positiv hervor.

Zum Abschluss des Ausflugs fand eine Diskussionsrunde statt, zu der sich alle Schüler sowie die Betriebs­inhaber trafen. Dabei wurden die wichtigsten Facetten noch einmal angesprochen, wie das Tierwohl, die niedrige Bionachfrage sowie die sehr unterschiedlichen Kosten- und Preisaspekte. „Uns war es vor allem wichtig, den Schülern aus Rheine zu zeigen, dass nicht alle Bilder aus den Medien echt sind“, so die Azubis in der Abschlussdiskussion. Alle waren sich darüber einig, dass es für beide Tierhaltungsformen Vor- und Nachteile gibt und jeder selbst entscheiden sollte, wo er sein Fleisch kaufen möchte.

Landwirt Georg Schwienhorst betonte: „Bio ist gut, aber Bio ist auch teuer.“ Beide Landwirte seien abhängig davon, dass der Stellenwert der Lebensmittel in der Gesellschaft wieder steigt.

Den vollständigen Artikel lesen Sie im Wochenblatt Folge 50/2017.