"Lecker, Buffalowurm!"

Insekten als Nahrung – für das Start-up „Bugfoundation“ ist das mehr als eine exotische Idee. Sie wollen Burger-Frikadellen aus Käferlarven vertreiben. Im Test kommt der Patty an. Nun muss er auf dem Markt bestehen.



Es ragen weder dünne Beinchen noch zarte Flügel oder glänzende Chitinpanzer aus dem Burger-Brötchen. Auf den ersten Blick scheint es ein ganz normaler Hamburger zu sein. Aber die Bulette hat es in sich: Sie besteht zu über 40 % aus zermahlenen Buffalowürmern, der Made des Getreideschimmelkäfers.

Mit dem Burger-Patty möchte der 31-Jährige gemeinsam mit seinem Partner und Kumpel Baris Özel (30) Insekten auch in Europa als Lebensmittel etablieren. Für 2 Mrd. Menschen – vor allem entlang des Äquators – stehen die Sechsbeiner bereits auf dem Speiseplan. In unseren Breiten springt bei vielen Verbrauchern aber sofort das Kopfkino an: Sie sehen kriechende Tierchen – der Ekel siegt.

Zucht der Maden

Die Bugfoundation bezieht ihre Buffalowürmer von einem Zuchtbetrieb in den Niederlanden. „Die Massentierhaltung ist das Paradies der Käferlarve“, sagt Max Krämer. Knapp
50 000 Käferlarven gedeihen in einer Box. In fahrbaren Regalen stehen diese Boxen in Gebäuden, die an Gewächshäuser erinnern. In ihnen lässt sich das Mikroklima am besten steuern. Für die wechselwarmen Insekten muss die Temperatur konstant auf 30 °C gehalten werden. In den Boxen gedeihen die Larven auf einem Substrat auf Getreide­basis.

„Der Burger soll keine Mutprobe sein, sondern durch seinen Geschmack überzeugen“, sagt Max im Gespräch in seinem Büro in Osnabrück. Für ihn gehören Insekten in Zukunft auch auf europäische Teller – vor allem, wenn der Ruf nach mehr Nachhaltigkeit lauter wird. Denn ihre Produktion verbraucht wenig Ressourcen und stößt kaum Treibhausgase aus.

Kurz vorm Markteintritt

Ob der Burger-Bratling auch auf dem Markt bestehen wird, zeigt sich in den kommenden Monaten. Dann wird es ernst für die beiden gebürtigen Bremer. Nach knapp drei Jahren des Planens, Testens und Aufbauens geht der Insekten-Patty in knapp 30 Restaurants in den Niederlanden und Belgien an den Start.

Auch den Gastronomie-Großhändler Metro konnten sie überzeugen. Ab Mitte des Jahres nimmt er ihren Patty in einigen Märkten in den Niederlanden ins Sortiment.

In Deutschland verboten

Die Verarbeitung und der Verzehr zerkleinerter Insekten ist in Deutschland noch nicht gestattet. Zurzeit ist für die Gründer nur die niederländische und belgische Gastronomie inte­ressant.

Ab dem 1. Januar 2018 tritt eine neue Novel-Food- Verordnung der EU in Kraft. „Dann wird die Zulassung auch in Deutschland nur noch eine Frage der Zeit sein“, ist Max sich sicher.

In den Niederlanden befindet sich auch ihre komplette Produktionskette. Die Zucht der Larven, Patty-Produktion, Lager und Logistik sind ausgegliedert. „Eigene Käferzucht und Verarbeitung wären extrem teuer. Das überlassen wir lieber Profis“, stellt Max klar.

Nachhaltigkeit überzeugt

Bereits 2013 rief die Welternährungsorganisation FAO dazu auf, mehr Nahrung aus Insekten zu essen. Die Aufzucht benötige weniger Platz, Wasser und Futter als Schweine und Rinder. Insekten haben als Kaltblüter eine hohe Futterverwertungseffizienz und stoßen weniger Treibhausgase aus. Laut der FAO weisen Insekten viel Eiweiß, gesunde Fettsäuren und Mineralien auf. Weltweit gibt es allein 1900 essbare Arten der Sechsbeiner. Patrick Otte

Mehr zu dem Start-up im aktuellen Wochenblatt 22/2017 auf Seite 86 und 87.