Junglandwirte-Forum: Investitionen planen

Ob ein Landwirt 2 % oder 9 % Zinsen für seinen Kredit bezahlen muss, entscheidet meist die Bank. Welche Faktoren zur positiven Bewertung des Betriebsleiters führen, war Thema beim Junglandwirte-Forum auf Haus Düsse im Kreis Soest.

Wenn ein Landwirt zur Bank geht und seinem Kundenberater erklärt, er brauche 100 000 €, weil er sich bei der Agritechnica spontan einen neuen Schlepper gekauft habe, überzeugt sein Verhalten wohl kaum einen Kundenberater. Aber genau diesen Fall schilderte Robert Butterschlot, Berater bei der Volksbank Beckum-Lippstadt, aus seinem Alltag bei der Kreditvergabe.

Der Berater machte vor rund 140 Junglandwirten deutlich, wovon es abhängt, ob ein Landwirt 2 % oder 9 % Zinsen für sein Darlehen bei der Bank zahlen muss. Die künftigen Betriebsleiter waren am Donnerstagabend vergangener Woche der Einladung des Westfälisch-Lippischen Landwirtschaftsverbandes und des Junglandwirte-Forums nach Bad Sassendorf, Kreis Soest, gefolgt, um sich über die Rahmenbedingungen zukünftiger Investitionen zu informieren.

Risiko bei der Bank

„Wenn die Bank und nicht der Landwirt das Risiko einer Investition trägt, lässt sie sich das bezahlen“, machte der Banker seinen Zuhörern klar und betonte: „Bei einer Kreditvergabe entscheiden nicht maßgeblich Faktoren wie Markt- und Wettbewerbsposition.“

Viel mehr stünden Faktoren wie Kontoverhalten, Unternehmensplanung und bestehende Nachfolgeregelungen im Zentrum und entscheiden letztlich über die Höhe der Zinsen, so der Experte. „Wenn ein 55-jähriger Landwirt keine Antwort auf die Frage nach einem Nachfolger hat, dann überlegt sich die Bank, ob sie das Risiko mittragen möchte“, so der Berater.

Zur Vermutung aus den Reihen der Junglandwirte, dass bei einer unterschiedlichen Vorstellung über die zukünftige Entwicklung des Betriebes von Vater und Sohn eine negative Bewertung erfolge, gab es eine klare Positionierung. Butterschlot erklärte, dass für die Bank dieser Fall gerade in den vergangenen Jahren häufig im Bereich des Biogasanlagenbaus vorgekommen sei.

Zwei Standbeine haben

Während sich der Jung­landwirt für einen neuen Betriebszweig entschieden hatte, war die vorherige Generation weniger überzeugt von der Umstrukturierung des Betriebes. Eine solche Situation wird aus Sicht der Bank jedoch nicht nur skeptisch betrachtet: „Der Betrieb erhält ein zweites Standbein“, machte Butterschlot deutlich und sei so für den Wettbewerb in verschiedenen Märkten besser gerüstet. Er riet dazu, die zukünftige Ausrichtung eines Betriebes immer frühzeitig anzusprechen. CS