Ideen für Südwestfalen

Auf der Jugendkonferenz „Utopia“ machten sich junge Erwachsene Gedanken über die Zukunft ihrer Heimat. Ein Praktikanten-Programm und ein Partybus könnten Schwung in die Region Südwestfalen bringen.



Wie soll Südwestfalen 2030 aussehen? Was macht eine Region für junge Menschen attraktiv? Warum sollten junge Erwachsene nach dem Studium in ihre Heimat zurückkehren?

Antworten auf diese Fragen suchten 30 junge Erwachsene auf der „Utopia“-Jugendkonferenz. Zum zweiten Mal organisierte die Südwestfalen-Agentur den Ideen-­Work­shop. In der Rock- und Pop­fabrik in Iserlohn-Letmathe im Märkischen Kreis rauchten für einen Tag die jungen Köpfe. Die Teilnehmer im Alter von 16 bis 26 Jahren skizzierten gemeinsam die Probleme der Region zwischen Soest und Siegen.

Sicht der Jugend

„Sonst haben wir es meist mit älteren Herren in schwarzen Anzügen jenseits der 50 zu tun“, spielte Marie Ting von der Südwestfalen-Agentur auf die Entscheider in Wirtschaft und Verwaltung an und begrüßte die freiwilligen Teilnehmer, die aus allen fünf Kreisen der Region Südwestfalen angereist waren.

Auf der Utopia-Konferenz drehten sie den Spieß um: Im Mittelpunkt stand die junge Generation und ihre Sicht und Wünsche für die Region. Dabei waren mutige Schritte und unkonventionelle Ideen gefragt.

Ein wichtiges Thema war der öffentlich Nahverkehr der ländlichen Region. Hier müsse angesetzt werden, waren sich die „Utopisten“ einig. Die Tickets für Busse und Bahn müssen für Schüler und Auszubildende bezahlbar sein. Auch mangelt es an Verbindungen – vor allem nachts. „Ohne Auto ist man in der Region als junger Mensch aufgeschmissen“, sagte Sonja Gosberg aus Olpe-Oberveischede.

Im Blick waren auch die Innenstädte. „Sie sind austauschbar – überall nur die gleichen Läden“, sagte Philipp Heinrich aus Lüdenscheid. Er forderte mehr Mut seitens der Kommunen für lokale Gründer und kleine Start-ups aus der Region.

Der „Juckel-Tripper“

Sieben Projektideen standen nach dem Vormittag auf dem Flipchart. Sie reichten von Dorf-TV per YouTube über ein Netzwerk für kreative Köpfe bis hin zu Start-ups und neuen Angeboten für die Mobilität. Zwei der Projekte gingen in die engere Auswahl und wurden am Nachmittag heiß diskutiert.

Unter dem Arbeitstitel „Juckel-Tripper“ ging es um einen Partybus, der junge Leute vom Land abholt und sie zu regionalen Events und Partys bringt. Dabei soll schon die Busfahrt besonders sein: Möglich wären eine integrierte Theke und ein passendes Soundsystem. Dieser Bus könnte auch buchbar für größere Gruppen sein.

„Jetzt geht es darum, die Nachfrage gemeinsam mit den Jugendlichen für einen Bus zu ermitteln und mögliche Partner wiedie Verkehrsverbünde anzusprechen“, sagte Dr. Stephanie Arens von der Südwestfalen-Agentur.

"Gap-Year-Programm"

Das zweite Projekt zielt auf die erfolgreiche Wirtschaft der Region. So befinden sich in Südwestfalen Mittelständler, die in ihren Spaten an der Weltspitze „mitspielen“. Max Beckmann aus Olpe schlug vor, dass Studierende zwischen ihrem Bachelor und Master ein Jahr drei Praktika bei verschiedenen Unternehmen in der Region machen könnten.

„Solche Gap-­Year-Programme gibt es schon bei großen Unternehmen“, sagt er. Das könnte junge Menschen zurück nach Südwestfalen locken, aber auch die Region für Außenstehende interessant machen. Wichtig ist, dass das Programm die Interessenten bei der Vermittlung und Unterbringung unterstützt.

Dieses Konzept ließe sich auch auf andere Gruppen wie Schüler und Auszubildende übertragen. Für beide Projekte wollen die Teilnehmer Partner in Wirtschaft und Verwaltung finden, damit die Ideen nicht einfach wieder verpuffen. pat