Landwirtschaftliche Ausbildung

"Grundkurs" im Mähdrescherfahren

Mähdrescherfahren ist eine Kunst, die in der landwirtschaftlichen Ausbildung nur selten vermittelt wird. Am Gregor-Mendel-Berufskolleg Paderborn wurde deshalb jetzt ein spezielles Seminar dazu angeboten.

Für Maximilian von Laer, dem Verwalter von Gut Fürstenberg im Paderborner Südkreis, ist klar: "Wir haben in der Landwirtschaft heute große, leistungsstarke Maschinen. Und viele davon werden vom Berufsnachwuchs im Alltag gerne und ausgiebig gefahren. Wenn es aber an saisonale Spezialtechnik wie den Mähdrescher geht, sind die Auszubildenden auf vielen Höfen außen vor. Das Dreschen übernimmt der Lohnunternehmer oder der Chef selbst. Dabei wäre es wichtig, die Jugend auch an diese Maschinen heranzuführen."

Kursangebot für Schüler

Der erfahrene Verwalter hat dieses Defizit in der landwirt­schaftlichen Ausbildung schon länger erkannt und möchte etwas dagegen tun: „Wir brauchen eine Art Grundkurs für Mähdrescherfahrer“, so von Laers Idee.

Für die Umsetzung nahm er Kontakt zu Jens Broer auf. Der Diplom-­Agraringenieur bewirtschaftet in Fürstenberg einen Betrieb mit Ackerbau und Schweinehaltung. Er kennt sich nach langjähriger Tätigkeit in der Landtechnikbranche zudem bestens mit Mähdreschern aus: Broers Unternehmen Agri-Experts Consulting GmbH berät und schult Landtechnikkunden, damit diese ihre Erntemaschinen möglichst effizient nutzen.

Als Dritter im Bunde kam Franz-Josef Meyer ins Spiel. Der Schulleiter des Gregor-Mendel-Berufskollegs in Paderborn war ebenfalls sofort angetan von der Idee der Zusatzausbildung. Gemeinsam organisierten die drei Initiatoren einen freiwilligen Mähdrescherkurs für Schüler des Berufskollegs. Die Kosten dafür wurden zur Hälfte vom Förderverein der Schule getragen. Die andere Hälfte mussten die Auszubildenden selbst aufbringen.

Theorie und Praxis des Mähdrusch

Die theoretischen Grundlagen vermittelte Mähdrescher-Experte Jens Broer den Teilnehmern in einem halbtägigen Intensiv-Seminar am Berufskolleg. Dort lernten die Jugendlichen und jungen Erwachsenen viel Wissenswertes rund um Dreschtrommeln und Schüttler sowie Rotoren, Abscheidung, Reinigung, Korn- und Strohmanagement.

Zum praktischen Teil trafen sich die Schüler dann am Montag vergangener Woche auf Gut Fürstenberg. Dort hatte Maximilian von Laer einen Drescher des Gutes einige Stunden lang für den Kurs reserviert, damit der Berufsnachwuchs unter fachkundiger Anleitung den Umgang mit der Erntetechnik üben konnte.

Mähdrescher-Profi Jens Broer zeigte den jungen Landwirten auf dem Feld die unterschiedlichen Einstellmöglichkeiten an der Maschine. (Bildquelle: Waldeyer)

Hier war erneut Jens Broer in seinem Element. Er erläuterte den künftigen „Mähdrescher-Piloten“, worauf man beim praktischen Einsatz achten muss und wie sich der Drescher einstellen lässt, um einen guten Kompromiss beispielsweise zwischen Hektar-Leistung und Druschverlusten zu erreichen.

Wie der Mähdrescher-Profi erklärte, gibt es hierfür im Übrigen keine statischen Vorgaben. Die optimale Einstellung hängt beispielsweise von den Druschbedingungen, der Kornabreife, aber auch vom angepeilten Durchsatz ab.

Für künftige „Mähdrescher-Piloten“

Zur Erfolgskontrolle kann man sich dann gut an der Höhe der Druschverluste orientieren, so Broer. Dazu werden an mehreren Stellen auf dem Acker die Körner im 10 x 10 cm-Faustquadrat gezählt. Danach lässt sich per Dreisatz oder Smartphone-­Drusch­verlust-­App ausrechnen, wie viel Gerste oder Weizen nicht auf dem Erntewagen landet.

Professioneller geht das mit speziellen Verlustschalen, mit welchen sich sehr genau erfassen lässt, wie viel Korn „über die Siebe geht“. Letztlich sind die Kornverluste aber nur ein Teilaspekt, so Broer: Wer sehr langsam fährt und das Getreide besonders sauber ausdrischt, riskiert beispielsweise gleichzeitig höhere Bruchkorn­anteile.

Mit speziellen Verlustschalen lässt sich sehr genau nachhalten, wie viel Korn der Mähdrescher bei der Überfahrt nicht erfasst hat. (Bildquelle: Waldeyer)

Deshalb gilt es, gute Kompromisse zu finden. Dazu muss der Fahrer die Funktionen seiner Maschine kennen und wissen, was er wie verändern bzw. beeinflussen kann. Das lernt man jedoch nicht von heute auf morgen, wissen Jens Broer, Maximilian von Laer und Franz-Josef Meyer. Aber der Anfang wurde mit dem Seminar auf Gut Fürstenberg schon mal gemacht.