Grabpflege

Friedhofsgärtner im Einsatz

Sie gestalten Gräber und kümmern sich um Wege, Hecken und Bäume. Luca Bremer und Heiner Knostmann sind Friedhofsgärtner. Wir haben ihnen auf dem katholischen Friedhof in Schwerte über die Schultern geschaut.

Luca Bremer kniet an einem Grab. Er pflanzt violette und gelbe Hornveilchen. Zusammen ergeben sie einen Bachlauf – von der Quelle zur Mündung, ­Anfang und Ende des Lebens.

Der 19-Jährige legt auf der kleinen Fläche einer letzten Ruhe­stätte ein stimmiges Arrangement an. Auf wenig Platz viel zeigen, das ist die große Herausforderung. Luca ist mittlerweile im dritten Jahr seiner Ausbildung zum Friedhofsgärtner – einer von sieben Fachrichtungen der Ausbildung im Gartenbau. Manche nennen sie die Feinmechaniker unter den Gärtnern.

Luca ordnet die Hornveilchen so an, dass sie ein passendes Gesamtbild auf dem Grab ergeben. Vor allem zu Ostern sind leuchtende Farbe erwünscht. (Bildquelle: B.Lütke Hockenbeck)

Friedhofsgärtner sind keine finsteren Gesellen

Luca schwingt sich auf den Minikipper und fährt mit einem Hänger voller Hornveilchen zum nächsten Grab. Es geht auf Ostern zu. Zum Fest der Auferstehung wollen die Kunden die Gräber ihrer Angehörigen in hellen, kraftvollen Farben sehen. Sein Chef und Ausbilder Heiner Knostmann von der gleichnamigen Friedhofsgärtnerei in Schwerte unterstützt ihn dabei.

Die sieben Mitarbeiter des Betriebes pflegen knapp ein Viertel der Gräber auf dem katholischen Friedhof. Dieses Gräberfeld mit seinen 2,8 ha und über 2200 Gräbern ist das Hauptrevier der Gärtnerei. Ab dem Friedhofstor haben die Gärtner hoheitliche Auf­gaben. Abseits der Gräber halten sie Wege und Hecken in Schuss und stutzen Bäume und Büsche.

Nichts haben er und seine Kollegen gemein mit dem Klischee des menschenscheuen Totengräbers, der mit Spitzhacke und Schaufel im Nebel über den Gottesacker zieht. Mit ihrer grünen Montur erkennt der Besucher sie schon von Weitem.

Gräber ausschachten gehört zum Beruf des Friedhofsgärtners dazu

Zu ihrem Beruf gehört es aber auch, auf dem katholischen Friedhof bei Wind und Wetter ­Gräber auszuschachten und sie wieder zu verschließen. Mit einem Minibagger heben sie die Erde aus. Dabei kann schon mal der Rest ­eines Schädels oder Hüftknochens zum Vorschein kommen, der aus einem Vorgängergrab stammt.

„Beim ersten Mal habe ich mich ganz schön erschrocken“, erinnert sich Luca, der im benachbarten Hagen wohnt. Mittlerweile macht ihm das nichts mehr aus. Als Friedhofsgärtner haben sie sonst keinen direkten Kontakt zu den Leichen. Sie sind weder Bestatter noch Sargträger.

Wenn ein Mensch zu Grabe getragen wird, dann heißt es für Luca und seine Kollegen, Maschinen und Werkzeuge ruhen zu lassen. Entweder verrichten sie dann leise Arbeiten am anderen Ende des Gräberfeldes oder sie wechseln den Friedhof.

Viel Arbeit für die Friedhofsgärtner vor Allerheiligen

Für Luca ist die Arbeit am Grab wie in einem kleinen Garten. Die Pflanzen müssen zum Beispiel passend zum Grabstein stehen und ihr Gesicht – die attraktivste ­Ansicht – zum Besucher zeigen. Darauf muss Luca achten. Die ­Qualität der Erde und der Pflanzen – seien es Bodendecker, Sträucher oder Blumen – ist besonders hoch. „Die Kunden wollen das ­beste für ihre Angehörigen“, sagt Heiner Knostmann.

Meist werden die letzten Ruhestätten dreimal im Jahr bepflanzt – im Frühjahr, im Sommer und im Herbst. Vor allem zu Allerheiligen müssen die Gräber herausgeputzt sein. Auf den Gräbern soll dann auch kein Laub zu sehen sein. Das heißt für Luca, im Herbst ständig mit dem Laub­sauger zu arbeiten.

Ihn haben die Friedhofsgärtner als Anbaugerät für ihren Kleinradlader. Mit dem Gerät fahren sie auch die Blumenerde. Vorbei ist das Schleppen schwerer Säcke. Insgesamt sind viel mehr Maschinen im Einsatz – mittlerweile meist mit Akku. Sie sind emissionsarm und leise. „Das ist ideal für den Friedhof“, sagt Heiner Knostmann.

Eine Tätigkeit bleibt aber Handarbeit: das Jäten des Unkrauts auf den Gräbern. Dafür zieht Luca sich die Handschuhe aus und zupft Ackerschachtelhalm von der Fläche. „Innerhalb einer Woche ist der Schachtelhalm wieder da“, sagt sein Ausbilder. ­Eine echte Sisyphosarbeit. Auf den Gräbern können sie das Unkraut aber weder chemisch noch mechanisch bekämpfen.

Gemeinsam mit seinem Ausbilder Heiner Knostmann stimmt Luca sich ab, ­welche Gräber auf dem Friedhof bepflanzt werden sollen. (Bildquelle: B.Lütke Hockenbeck)

Pietät und Humor sind für den Beruf unerlässlich

Ganz wichtig für Luca und seine Kollegen ist es, dass sie sich an die Friedhofssatzung halten. Sie dürfen nicht laut schreien, lachen oder fluchen. Auch die Kleidung muss passen. T-Shirts mit Totenköpfen oder dunkle Kapuzen sind tabu. Auch im Sommer, wenn die Sonne brennt, bleibt das Oberteil an.

Er legt Wert darauf, dass ­seine Mitarbeiter weitestgehend unsichtbar, aber bei Bedarf ansprechbar sind. Ein kleiner Plausch mit den Friedhofsgästen ist immer möglich. Zu manchen ist das Verhält­nis so gut, dass sie ihnen Schokolade oder Kuchen mit­bringen.

Dass die Friedhofsgärtner keine Trauerklöße sind, zeigt der Slogan des Betriebes: „Mit uns ­liegen sie richtig.“ Der ständige Umgang mit dem Tod lässt sich mit einer Prise schwarzen Humor ­besser ertragen.

Die Lehre zum „Ruhebewahrer“

Voraussetzung: Mindestens der Hauptschulabschluss.
Dauer: Drei Jahre; mit Abitur lässt sich die Ausbildung auf zwei Jahre verkürzen.
Entlohnung: Im ersten Jahr liegt die Entlohnung in NRW laut Tarif bei 630 € brutto. Im zweiten Jahr bei 700 € und im dritten Jahr bei 800 €.
Einstiegsgehalt: In NRW erhalten Friedhofsgärtner im ersten Jahr der Festanstellung einen Stundenlohn von knapp 14 € brutto. Hochgerechnet auf einen Monat sind das etwa 2600 €.
Tätigkeit: Grabstätten designen, Bepflanzungen anlegen und pflegen, Schalen bepflanzen und dekorieren, Kunden beraten.
Fortbildung: Gärtnermeister nach zwei Jahren Berufspraxis, staatlich geprüfter Agrarbetriebswirt im Garten­bau.
www.ruhebewahrer.de

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