Hauptkurs in Freckenhorst

Fridays for Future trifft Landwirtschaft

Wie die Landwirtschaft dem Klimawandel begegnen kann, war Thema bei der Podiumsdiskussion des Hauptkurses der Landvolkshochschule in Freckenhorst. Auf dem Podium kamen Landwirte mit einem Aktivisten von Fridays for Future ins Gespräch.

Dass Fridays For Future nicht nur Schüler und Studierende sind, beweist Gotwin Elges aus Münster. Er engagiert sich schon seit über 30 Jahre für den Umweltschutz und hat im vergangenen Jahr die Proteste in Münster unterstützt. Mit ihm diskutierten auf dem Podium des Hauptkurses in Freckenhorst am Dienstagabend die aktiven Landwirte Johannes Bühlmeyer, der Kreisverbandsvorsitzende Hermann-Josef Schulze-Zumloh und Simon Ickerott von der Landwirtschaftskammer sowie Margret Möllmann, Vorsitzende der Landfrauen im Kreis Warendorf.

Auf dem Podium diskutierten Margret Möllmann, Johannes Bühlmeyer, Hermann-Josef Schulze-Zumloh, Simon Ickerott und Godwin Elges. (Bildquelle: Otte)

Gemeinsam mit dem Publikum an der Landvolkshochschule redeten sie darüber, inwiefern die Landwirtschaft Teil und Lösung des Klimawandels seien kann. Die beiden Kursteilnehmer Vivien Rathmann und Max Brebaum moderierten die Diskussion.

Milchviehhalter Hermann-Josef Schulze-Zumloh machte deutlich, dass die Landwirtschaft Mitverursacher und Betroffener des Klimawandels sei, aber auch ein Teil der Lösung, um Klimaziele einzuhalten. Wie sie ein Teil der Lösung seien könnte, erklärte Junglandwirt Johannes Bühlmeyer. Über den Ansatz der regenerativen Landwirtschaft ließe sich mehr Humus im Boden aufbauen. Dafür nutzt er winterharte Zwischenfrüchte und verzichtet auf das Aufbrechen des Bodens. So kann Kohlendioxid aus der Atmosphäre gebunden werden. Das müsse seitens der Politik mehr honoriert werden, forderte er.

Zeit zum Handeln ist jetzt

Der Münsteraner Gotwin Elges meinte, dass auch in der Landwirtschaft oft weniger mehr sei, und forderte eine Abstockung der Tierbestände und schlug eine stärkere Extensivierung der Landwirtschaft vor. "Wir müssen gemeinsame Lösungen finden. Denn es bleibt uns nicht mehr viel Zeit bis bestimmte Kipppunkte im Weltklima erreicht sind. Und danach wird es auch ökonomisch sehr teuer", appellierte er an das unternehmerische Denken der Landwirte.

Simon Ickerott von der Landwirtschaftskammer sah das etwas anders. Für ihn sorgt die Intensivierung zum Beispiel in der Milchviehhaltung für mehr Klimaschutz. Pro Liter Milch wird so weniger Klimagas ausgestoßen. Er berät die Betriebe unter anderem dahin, wie sie ihre Klimagas-Bilanz verbessern können. Er räumte ein, dass es keine klimaneutrale Milchproduktion gebe. Der Klimagasausstoß aber von Betrieb zu Betrieb sehr unterschiedlich sei. Da müsste man aus seiner Sicht anpacken.

Hermann-Josef Schulze-Zumloh skizzierte einige Zielkonflikte in der Debatte. Außenklimaställe seien zwar besser für das Tierwohl, aber aus ihnen entweichen mehr Emissionen. Für den Humusaufbau brauchen die Landwirte Dünger und Herbizide, auf der anderen Seite steht der Grundwasserschutz und das Verbot von Pflanzenschutzmitteln.

Einspieler und Sketche gaben Anstöße für die Runde

Einspieler und kleine Sketche lockerten die Runde auf. So trat Herta Thunberg, die fiktive Schwester von Greta Thunberg, auf. An ihrem gespielten Verhalten wollten die Kursteilnehmer die vermeintliche Doppelmoral vieler junger Demonstranten aufgreifen, frei nach dem Motto freitags demonstrieren und trotzdem weiter fliegen.

Das sah Godwin Elges etwas anders: Er meinte, dass die jungen Menschen, die er bei den Demonstrationen erlebt hat, wirklich bewusster konsumieren und ihren Lebensstil ändern. Im Konsum sah auch Margret Möllmann eine große Stellschraube, um Klimaziele zu erreichen. Sie appellierte an die Verbraucher wieder mehr saisonal und regional einzukaufen. Denn so fallen klimagasintensive Transportwege weg.

Einig waren sich alle, dass was passieren muss. Über die einzelnen Stellschrauben müsse man gemeinsam sprechen, Landwirte und Umweltschützer. Daher lud Hermann-Josef Schulze-Zumloh alle Fridays For Future-Aktivisten zum Tag der Landwirtschaft Ende Juni nach Telgte ein.

Moderierte und begleitet wurde die Diskussion vom 122. Internationalen Hauptkurs der Landvolkshochshcule Freckenhorst. (Bildquelle: Otte)