Fachmann für´s Fällen

Vom Ruhrgebiet ins Sauerland – der Dortmunder Lukas Maaß macht im Arnsberger Wald seine Ausbildung zum Forstwirt. Seine Arbeit besteht aber nicht nur aus dem Fällen von Fichten und Buchen.

"Achtung! Baum fällt!“, schallt es durch den Wald und schon hört man ein lautes Krachen, gefolgt von einem dumpfen Knall. Lukas Maaß hat soeben eine gut 20 m hohe Fichte gefällt. Zuvor hat er den Fallkerb in den Stamm gesägt, damit der Baum an der geplanten Stelle aufkommt.

Diese Punktlandung benötigt Übung und Erfahrung. Davon hat Lukas aber genug. Denn der 22-Jährige befindet sich am Ende des zweiten Ausbildungsjahres zum Forstwirt beim Landesbetrieb Wald und Holz NRW im Arnsberger Forst.

Stadtkind wird Forstwirt

Nachdem der Baum auf den Waldboden gekracht ist, nimmt Lukas eine kleinere Kettensäge. Er befreit den Stamm von Ästen und Zweigen. Danach schneidet er ihn in gleich lange Stücke. Bis zu 20 Fichten fällt er an einem Arbeitstag.

Doch um das Gleichgewicht im Forst zu wahren, muss er auch junge Bäume pflanzen. An manchen Tagen setzt Lukas 50 bis 70 Bäumchen in der Stunde. Dafür haut er mit dem Neheimer Pflanzspaten in den Waldboden und steckt die jungen Rotbuchen ins Erdreich.

Damit sich die jungen Bäume entwickeln können, muss Lukas immer wieder pflegend eingreifen: Mit dem Freischneider oder dem Spacer – einer über dem Kopf hängenden kleinen Kettensäge – entfernt er störenden Bewuchs. „Räumliches Vorstellungsvermögen ist wichtig. Denn die Azubis müssen sich ausmalen können, wie ein Bestand in Jahrzehnten aussehen wird“, verdeutlicht sein Ausbilder Jürgen Feldmann. Denn was im Forst gepflanzt wird, ernten die Forstwirte nicht im Folgejahr, sondern meist erst in der nächsten Generation.

Forstwirt/-in

Voraussetzung: Kein bestimmter Schulabschluss vorausgesetzt.
Entlohnung:
1. Ausbildungsjahr 640 bis 850 €;
2. Ausbildungsjahr 675 bis 900 €;
3. Ausbildungsjahr 720 bis 950 €
Fortbildungsmöglichkeiten:
Nach der Ausbildung können Forstwirte eine Weiterbildung zum Forstwirtschaftsmeister oder Forsttechniker machen. Außerdem gibt es die Möglichkeit, sich zum Landschaftspfleger oder Baumkletterer fortzubilden. Mit Abitur können Forstwirte auch Forstwirtschaft oder -wissenschaft studieren.

Wichtig für den Beruf sind auch handwerkliches Geschick und Fitness. Trotz Motorsägen und Freischneider ist es immer noch ein Beruf, der körperlich anstrengend ist. „Zu Beginn der Ausbildung war ich nach Feierabend ziemlich fertig. Aber man gewöhnt sich an die Belastung“, sagt Lukas.

Das Arbeiten in der Natur entschädigt Lukas aber für manchen harten Tag. Denn obwohl Lukas in der Großstadt Dortmund aufwuchs, liebt er es in der Natur zu sein. „Ich komme aus einer Jägerfamilie und habe meinen Jagdschein schon mit 17 Jahren gemacht“, erklärt er. Durch das Jagen ist er auch auf den Beruf des Forstwirtes gekommen. Bei seinem Hobby lernte er Menschen kennen, die in der Forstwirtschaft tätig sind und ihn für den Beruf begeisterten.

Heute wohnt der Azubi in Oeventrop bei Arnsberg im Hochsauerlandkreis. Schnell gewöhnte er sich an das Leben in dem 6000 Seelendorf. Lukas fühlt sich wohl, denn hier befindet sich auch „sein“ Revier, der Forst auf dem Lattenberg. Diesen bewirtschaftet er gemeinsam mit seinen Kollegen unter der Leitung von Forstwirtschaftsmeister Jürgen Feldmann.

Sicherheit an erster Stelle

Von Beginn an arbeiten die Auszubildenden mit der Motorsäge. Sie halten sich nicht lange mit Trockenübungen auf: Schon im ersten Jahr wird das Fällen zur Normalität. Im zweiten und dritten Jahr führt ein Azubi die meisten Aufgaben eines „richtigen“ Forstwirtes aus. Dazu gehört auch das Fällen sogenannter „Gefahrenbäume“. Dies sind Stämme in schwierigen Lagen, zum Beispiel an steilen Hängen, aber auch Bäume, die auf Wege stürzen könnten.

„Kein Baum ist wie der andere und wir müssen jeden Baum individuell behandeln, sonst kann es schief gehen“, sagt Lukas. Darum wird das Thema Sicherheit bei den Forstwirten groß geschrieben. Gefällt wird immer im Team. Mindestens drei Personen sind notwendig, um die Rettungskette im Falle eines Unfalles zu bilden.

Der Bereich, in welchen der Baum fallen soll, muss mindestens doppelt so lang sein wie der Stamm selbst. „Wege müssen schon bei einem leichten Risiko abgesperrt werden. Wir sind für die Sicherheit von Spaziergängern verantwortlich“, sagt Jürgen Feldmann. Lukas hat die Sicherheitsregeln von Anfang an eingeimpft bekommen.

Die Sicherheit im Forst ist auch ein wichtiges Thema in der Berufsschule. Am Berufskolleg in Arnsberg lernt Lukas alles über die heimischen Bäume, den Umweltschutz im Forst und wie Waldbrände verhindert werden. Auch Arbeitsrecht und Entlohnung stehen auf dem Stundenplan. In überbetrieblichen Kursen am Forstlichen Bildungszentrum für Waldarbeit in Arnsberg-Neheim lernt Lukas weitere Forsttechniken.

Auffällig ist die geringe Zahl der weiblichen Auszubildenden. So sind in Lukas Berufsschule von 80 Schülern im Ausbildungsjahr nur vier weiblich. „Es wäre schön, wenn sich mehr junge Frauen trauen würden“, sagt Ausbilder Jürgen Feldmann. Denn die abgeschlossene Ausbildung bietet viele Wege der Weiterbildung. Forst­wirte können sich zum Forstwirtschaftsmeister oder Forsttechniker fortbilden. Auch Lehrgänge zum Baumkletterer oder Landschaftspfleger sind möglich. Lukas hingegen möchte nach der Ausbildung Forstwirtschaft studieren und ist überzeugt: „Eine solide Ausbildung ist die beste Voraussetzung für das spätere Studium.“ Simon Kerkhoff