Deutsche Reiterliche Vereinigung

Freiwilligendienst im Reitsport

Rieke Ahrens sitzt auf dem Pferd, seitdem sie zehn ist. Diese ­Begeisterung fürs Pferd machte sie sich zunutze und leistete einen Bundesfreiwilligendienst bei der Deutschen Reiterlichen Vereinigung.

Rieke Ahrens Augen leuchten noch immer, wenn sie an die Deutschen Jugendmeisterschaften (DJM) 2019 in der Dressur und im Springen denkt. Die 20-Jährige durfte den Wettbewerb im rheinland-pfälzischen Zeiskam mit organisieren. Sie schrieb Turnierprotokolle und spielte die ­Musik für die Kür ein.

Vor allem hat sie die Stimmung des Länderabends fasziniert. „Nichts wurde dem Zufall überlassen. Alles war genau abgestimmt“, sagt sie. Es war eine organisatorische Herausforderung für Turnierfachleute – und Rieke mittendrin. Denn sie war Teil des Teams der Deutschen Reiterlichen Vereinigung (FN) in Warendorf, die die DJM ausrich­tete.

Im September vergangenen Jahres begann sie beim deutschen Dachverband der Reiterei und Pferdezucht einen Bundesfreiwilligendienst. Im März musste die junge Frau ihn wegen der Corona-­Krise vorerst pausieren lassen. Dennoch gewann sie bisher einen Einblick in die größte Pferdesportvereinigung der Welt.

Wegen Corona schon zurück in der Heimat

Mittlerweile wohnt Rieke wieder in ihrem Heimatort Buchholz im Heidekreis in Niedersachsen. Dort saß sie vor knapp zehn Jahren das erste Mal auf einem Pferd. Aus der anfänglichen Scheu vor den Vierbeinern entwickelte sich eine Leidenschaft für das Reiten. Fast täglich verbrachte Rieke nach dem Schulunterricht Zeit im Reitstall bei ihrem Pflegepferd Jessica. Gemeinsam gewannen sie einige Reitturniere.

Nach dem Abitur wollte Rieke nicht direkt mit einer Ausbildung oder einem Studium beginnen. Sie brauchte Zeit, um sich zu orien­tieren. Dabei stieß sie auf das Angebot der FN.

Seit der Kindheit gehören für Rieke Ahrens Pferde dazu. (Bildquelle: privat)

Drei Bundesfreiwillige pro Jahr

Pro Jahr leisten in Warendorf drei junge Erwachsene den Bundesfreiwilligendienst. Der Verband bietet die Schwerpunkte „Jugend“, „Marketing und Kommunikation“ sowie „Persönliche Mitglieder“ an. Rieke bewarb sich auf den Bereich „Jugend“. Denn in der Jugendarbeit hat sie Erfahrung.

Seit 2017 engagiert Rieke sich ehrenamtlich als Jugendwartin beim Reit- und Fahrverein Aller-Leine. „Der Bundesfreiwilligendienst verband perfekt mein Interesse an der Jugendarbeit mit meinem Interesse an den Pferden“, sagt Rieke.

Sie betreute die Landes- und Bundes­jugendsprecher, konnte die Jugend­leiterausbildung (JuLeiCa) machen und organisierte das Jugend­sprechertreffen, auf denen alle Sprecher im Frühjahr zusammenkamen. Ein weiteres Highlight für die Hobbyreiterin war die Messe „Pferd und Jagd“ in Hannover. Dort bastelte sie gemeinsam mit pferdebegeisterten Kindern „Steckenpferde“. Die Nachwuchsreiter konnten sich an kleinen Sprüngen selbst ausprobieren.

Rieke bekam so nicht nur einen Einblick in die Jugendarbeit, sondern weiß nun genau, dass sie ­später beruflich etwas mit Jugendlichen machen möchte. Voraussichtlich im Herbst beginnt sie ein Studium der Sozialen Arbeit.

Doch bei der FN fiel auch einiges an Büroarbeit an: Für ihre Kollegen suchte Rieke Turnierergebnisse ­heraus, schrieb Sitzungsprotokolle, verfasste Briefe und beriet Mitglieder des Verbandes am Telefon.„Anfangs habe ich mich kaum getraut, vor Kollegen zu telefonieren. Nach ein paar Wochen machte es mir aber richtig Spaß“, sagt sie. Während ihres freiwilligen Dienstes entwickelte Rieke ein neues Selbstvertrauen. Sie wohnte im benachbarten Münster in einer WG und war erstmals in ihrem Leben überwiegend auf sich gestellt.

Für die Zeit nach dem Freiwilligendienst gerüstet

Rieke war nicht die einzige aus ihrem Abiturjahrgang, die ein Freiwilliges Soziales Jahr oder einen Bundesfreiwilligendienst leistete. „Den meisten gefällt es, dass man so viele neue Menschen kennenlernt und Kontakte auch für später knüpfen kann“, berichtet Rieke.

So geht es vielen Absolventen. 2020 leisteten bis zu den Einschränkungen durch Corona fast 40  000 Bufdis, wie die Freiwilligen auch genannt werden, ihren Dienst. Meist beläuft sich die Dienstzeit auf ein Jahr. Die Einsatzstellen entscheiden, wie hoch das Taschengeld ausfällt. Bei Rieke lag es bei 300 € im Monat. Die Höchstgrenze liegt bei 414 €.

Neben der Arbeit bei der FN traf Rieke sich an drei Wochen für jeweils fünf Tage mit anderen Bufdis aus NRW zu Seminaren und Workshops. „Dort hat sich eine tolle Gemein­schaft entwickelt.“ Durch praktische Übungen erfuhr sie so mehr über die Arbeit mit Jugendlichen. „Die Entscheidung, einen Freiwilligendienst bei der FN zu machen, war goldrichtig. Ich fühle mich für meine Zukunft gerüstet“, sagt Rieke, auch wenn durch Corona ihre Dienstzeit unterbrochen wurde.

Dienstwechsel wegen Corona
Viele Freiwilligendienstleistende müssen wegen der Corona-Krise zurzeit ihren Bundesfreiwilligendienst, ihr Freiwilliges Soziales Jahr (FSJ) oder ihr Freiwilliges Öko­logisches Jahr (FÖJ) unterbrechen oder beenden. Manche Einrichtungen schaffen wegen der Pandemie hingegen neue Stellen, für die sie Unterstützung gebrauchen können.

Um beide Seiten zusammenzubringen, hat das Bundesfamilien­ministerium in Zusammenarbeit mit der Initiative „hilf-jetzt.de“ eine Onlineplattform eingerichtet. Wichtig für die Freiwilligendienstleistenden ist es, neben der eigenen schriftlichen Zustimmung für eine Zusage seitens der ursprünglichen Dienststelle zu sorgen. www.freiwillige-helfen-jetzt.de