Bund der deutschen Landjugend

BDL-Jubiläum: Einfach landgemacht

Von der Europawahl bis zur Düngeverordnung – der Bund der deutschen Landjugend (BDL) bezieht seit 70 Jahren auch zur Bundespolitik Stellung. Warum das gerade heute so wichtig ist, erklärt der stellvertretende Vorsitzende Stefan Schmidt.

Wochenblatt: Nach dem 70. Jubiläum der Westfälisch-Lippischen Landjugend (WLL) vor zwei Jahren feiert dieses Jahr auch der BDL sein 70-jähriges Bestehen. Was habt ihr für Aktionen geplant?

Schmidt: Das ganze Jubiläumsjahr steht unter dem Motto „#landgemacht“. Die einzelnen Landesverbände zeigen im Zeitraum vom 18. bis 26. Mai in 70-Stunden-Aktionen, was alles auf dem Land los ist. Was genau sie dabei machen, ist ihnen freigestellt. Die Idee ist aber, etwas Sinnvolles für das Land und die Menschen auf die Beine zu stellen.

Zum Beispiel?

Schmidt: Hier in Westfalen-Lippe werden wir Insektenhotels bauen. Wir als Landesvorstand haben auf unserer letzten Jahreshauptversammlung gewettet, dass die Ortsgruppen es nicht schaffen werden, mindestens 70 Insektenhotels zu bauen und aufzustellen.

Und was ist euer Wetteinsatz?

Schmidt: Bei der WLL haben wir um ein Tier am Spieß auf der nächsten Jahreshauptversammlung gewettet. Ob Hase oder Ochse hängt dann davon ab, wie viele Insektenhotels gebaut werden.

Mit unserem Vorhaben unterstützen wir aber nicht nur die 70-Stunden-Aktion vom BDL. Wir greifen mit dem Insektensterben auch ganz gezielt ein Thema auf, das in Gesellschaft und Medien aktuell sehr präsent ist, und setzen uns für den Umweltschutz ein. Nicht lang schnacken, sondern anpacken ist da die Devise.

Wie baut ihr Reichweite auf? Und vor allem: Wie erreicht ihr auch die Leute ohne einen landwirtschaftlichen Hintergrund?

Schmidt: Die einzelnen Landesverbände werden ihre Aktionen mit dem Hashtag „landgemacht“ in den sozialen Netzwerken begleiten. Gerade an Instagram kommt man heute als Jugendverband nicht mehr vorbei. Ein genereller Vorteil für uns als Landjugend ist, dass wir eine ganz andere Reichweite als der Bauernverband haben. Landjugend ist ja total durchmischt. Wir sind nicht nur Landwirte, sondern haben Mitglieder querbeet durch die ländliche Bevölkerung. Das macht uns die Öffentlichkeitsarbeit für die Landwirtschaft auch ein Stück weit einfacher.

Stefan Schmidt motiviert die Landesverbände der Landjugend, ihre Aktionen zum BDL-Jubiläum unter dem #landgemacht in den sozialen Medien zu teilen. (Bildquelle: Schildmann)

Der Aktionszeitraum von „#landgemacht“ endet zeitgleich mit der Europawahl. Und auch in der aktuellen BDL-Zeitschrift beschäftigt ihr euch ausgiebig mit dem Thema Europa. Warum muss man sich gerade jetzt so stark für Europa engagieren?

Schmidt: Wir haben in Deutschland die Situation, dass Parteien einen großen Zuspruch erfahren, die antieuropäisch denken und handeln wollen. Das kann nicht im Sinne der Landjugend sein. Klar, Europa macht nicht nur Gutes. Gerade in den Auflagen und Bestimmungen sehen wir viel Verbesserungsbedarf. Aber man muss ganz deutlich sagen: Wir profitieren alle ganz maßgeblich von Europa. Wir leben in Frieden. Wir können frei reisen. Das gerät manchmal in Vergessenheit. Auch die Wirtschaft und die Landwirtschaft profitieren stark von einem gemeinsamen Europa. Alle die, die wählen dürfen, sollten dies am 26. Mai auch wirklich machen.

Die Landjugend positioniert sich seit 70 Jahren auch zu bundespolitischen Debatten. Hat sich die politische Arbeit insgesamt verändert?

Schmidt: Die Grundthemen sind gleich geblieben. Die Landjugend setzt sich schon immer für ein starkes Europa und eine starke Landwirtschaft ein. Aber im Bereich der Landwirtschaft muss man ganz deutlich sagen, dass sich die Kübel an Kritik, die über uns ausgeschüttet werden, zurzeit sehr häufen. Man kommt gerade als Ehrenamtlicher gar nicht mehr hinterher, angemessen auf alles zu reagieren. Aktuell beschäftigen uns die Themen Düngeverordnung und Hofabgabeklausel stark. Wir könnten eigentlich alle zwei Wochen einen Arbeitskreis machen.

Das gesellschaftliche Bild der Landwirtschaft hat sich in den vergangenen Jahren stark gewandelt. Nehmt ihr das in eurer alltäglichen Verbandsarbeit wahr?

Schmidt: Von den Junglandwirten hören wir oft, dass sie massive Probleme haben. Sobald auch nur das Gerücht rumgeht, dass ein Stall umgebaut oder gar gebaut werden soll, werden die Familien vor Ort an den Pranger gestellt.

Was ratet ihr den Betroffenen in solchen Fällen?

Schmidt: Auf jeden Fall sachlich und auf einem gewissen Niveau mit den Leuten zu sprechen. Aber mittlerweile muss ich auch ganz deutlich sagen – insbesondere nach Bekanntgabe der neuen Düngeverordnung –, dass wir an einem Punkt sind, wo wir uns deutlich positionieren müssen. Zum Beispiel in Form einer Kundgebung, wie sie am 4. April in Münster stattfinden wird.

Eine deutliche Positionierung, die nicht nur in Richtung Bevölkerung abzielt.

Schmidt: Genau. Die Politik hat verlernt, Führung zu übernehmen. Wissenschaftliche Fakten werden immer unwichtiger. Die meisten Politiker laufen nur der Meinung der Mehrheit der Bevölkerung hinterher. Gerade wir Junglandwirte brauchen aber Planungssicherheit. Wir sind bereit, uns zu verändern. Die Betriebe sind bereit, Verbesserungen durchzuführen, auch wenn das teilweise sehr viel Geld kostet. Aber dafür müssen wir uns auf gewisse Rahmenbedingungen verlassen können. Und das können wir aktuell nicht.

Ja, wir wollen Veränderungen gestalten. Aber dafür brauchen wir Zeit. Wenn Politik und Gesellschaft weiter so mit der Landwirtschaft umgehen, werden wir in Zukunft in Deutschland keine Tierhaltung mehr haben. Dies soll auch auf der Kundgebung in Münster vermittelt werden. Wir Landwirte sind für den Gewässerschutz und nicht dagegen.

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