Bachelor im Schneckentempo?

Deutschland, das Land mit den ältesten Hochschulabsolventen europaweit – diesen Ruf wollten wir eigentlich loswerden. Dazu sollte auch die Einführung des Bachelor-Studiums beitragen. Doch hat sich dadurch die Studienzeit tatsächlich verkürzt?

Eine Untersuchung der „Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung“ (FASZ) kommt zu einem anderen Ergebnis. Die Mehrheit der deutschen Studenten überschreitet demnach die Regelstudienzeit von sechs Semestern deutlich. Das zeigen Statistiken aus Nordrhein-Westfalen, Berlin und Bayern. Durchschnittlich 8,64 Semester benötigten etwa die Bachelor-Studenten in NRW vergangenes Jahr bis zu ihrem Abschluss.

„Die Studienzeiten in den Bachelor-Programmen waren bisher reine Phantomzeiten. Erst jetzt nähern wir uns den realen Werten“, erklärte Aloys Krieg von der Rheinisch-Westfälischen Technischen Hochschule Aachen der FASZ. Anfangs wurden in den Statistiken nur die Absolventen erfasst, die in der Regelstudienzeit studierten.

Nach und nach kommen nun auch die langsameren Studenten über die Ziellinie. Wirkliche Langzeitstudenten gehen übrigens gar nicht in die Berechnung ein, um den Durchschnitt nicht zu verzerren. Der Wissenschaftsrat ermittelte die Studienzeiten zuletzt vor fünf Jahren und kam auf eine Durchschnittsdauer von 5,8 Semestern. Damals gab es lediglich 36 000 Bachelor-Absolventen deutschlandweit. Heute sind es rund 200 000.