Ein Kind erzählt

Scheidung und ihre Folgen

Bei einer Scheidung zerbricht die Welt der Kinder oft in 1000 Scherben. Professionelle Hilfe ist gut, findet unsere Gesprächspartnerin Ella, deren Eltern sich vor 20 Jahren getrennt haben.

Noch heute weiß Ella (Name von der Redaktion geändert), welche Farbe die Blumen hatten, die auf dem Tisch standen. Sie saß neben ihrer Schwester Klara auf dem großen grauen Sofa, ihnen gegenüber ihr Bruder Tom mit Vater Martin. Mutter Petra saß einzeln auf einem Sessel. Das ist die erste Erinnerung im Leben von Ella. Damals war sie vier Jahre alt. Und es war der Tag, an dem ihre Eltern ihr und ihren Geschwistern eröffneten, dass sie sich trennen würden. „Mein Vater hat die ganze Zeit geweint – meine Mutter hat gesprochen“, erzählt Ella. In diesem Moment zerbrach Ellas kleine Welt in tausend Scherben.

„Noch heute sehe ich mich als kleines Mädchen dasitzen“, erzählt die mittlerweile 24-Jährige, „und wünsche mir nichts sehnlicher, als die kleine Ella da rauszuholen“. Diesen Grad der Reflexion hat sie nicht allein erlangt. Sie hatte professionelle Hilfe. Doch dazu brauchte es Zeit.

Ab jetzt Einzelkind?

Nach der Trennung blieben Ella und ihre neunjährige Schwester Klara bei der Mutter. Ihr Bruder Tom entschied, beim Vater leben zu wollen. Da beide Elternteile weiter im gleichen Ort blieben, war es für die Kinder einfach, zwischen ihnen hin- und herzupendeln. Regelmäßig waren die Mädchen unter der Woche und auch an Wochenenden bei ihrem Vater. Tom besuchte seine Mutter hingegen nur selten.

Nach vier Jahren zog Ellas große Schwester auch zum Vater. „Ich stand quasi vor der Entscheidung, als „Einzelkind“ bei meiner Mutter oder mit meinen Geschwistern zu leben“, erinnert sich Ella. Sie entschied sich ebenfalls zu ihrem Vater zu ziehen.

16 km wie eine Weltreise

Es dauerte nicht lang, bis die Mutter der drei wegzog. „Sie wohnte zwar nur 16 km entfernt, aber für uns Kinder war es eine nahezu unüberwindbare Distanz“, sagt Ella. Die räumliche Trennung von ihrer Mutter war das...