Äpfel, Birnen oder Mandarinen, Kohlrabi, Möhren und mehr – bunt ist die Mischung, die Theo Hovestadt jeden Montag und Mittwoch in 27 Schulen im Kreis Steinfurt bringt. Jedes Kind bekommt dort zweimal pro Woche eine kostenlose Portion Obst und Gemüse. Der Landwirt bestellt die Ware im Großmarkt und teilt sie klassenweise nach Schülerzahl auf seinem Betrieb, dem „Heide-Hof“ in Altenberge, ein. Zwei Angestellte helfen ihm beim Kommissionieren und Ausliefern.
„Schnibbel-Omis“
In den Schulen wird die Ware in mundgerechte Stücke geschnitten. Vielerorts helfen dort Großeltern oder Eltern beim Schnibbeln, teils schneiden die Kinder selbst mit, weiß Theo Hovestadt. Ein vielfältiger Mix und gute Qualität sind ihm wichtig. „Was zurückkommt, geht gegen Null“, freut er sich. Zu 25% fördert das Land NRW, zu 75% die EU das Obst und Gemüse, insgesamt 300 g pro Woche je Kind. Der 60-Jährige erhält entsprechend
der Schülerzahl einen Festbetrag. „Ich kaufe möglichst regional und saisonal. Bei Erdbeeren und Kirschen etwa zahle ich drauf, das gleiche ich woanders wieder aus.“
Vor 30 Jahren stieg der Landwirt als Lieferant zunächst ins Schulmilch-Programm ein, baute auf seinem damaligen Milchviehbetrieb eine Molkerei mit Flaschenspülung und Pfandsystem auf und vermarktete so einen Teil der Milch. Er lieferte Milch und ungezuckerte Milchmixgetränke wie Kakao und Vanillemilch aus. „Das lief gut. Die Nachfrage nahm ständig zu“, erinnert er sich. Mit der Zeit wurde die Molkerei zu klein, die Milch reichte nicht aus. Zusammen mit einem Betrieb im Nachbarort versorgte er bald fast 100 Schulen und Kitas. 2010 ergänzte er das Angebot um Obst und Gemüse.
Aus für die Schulmilch
Im Jahr 2021 wurde die Förderung der Schulmilch umstrukturiert. Bis dahin bestellten interessierte Kinder die Getränke, der Landwirt brachte die jeweilige Menge täglich aus. Eltern zahlten einen Anteil. Inzwischen erhält jedes Kind der Klasse kostenlos zweimal pro Woche 1/4 l Milch. Milchmixgetränke werden nicht mehr gefördert.
„Seit die Förderung verändert wurde, ist das Projekt bei uns ‚tot‘, sagt Theo Hovestadt. „Nicht jedes Kind mag reine Milch, oft kamen volle Flaschen zurück." Die Schulen fragten die Milch kaum noch nach. "Mit dem Beginn der Corona-Zeit und dem HomeSchooling war bei uns daher Schluss mit der Schulmilch. Die Schulen merkten, dass es auch ohne geht. Viele Einrichtungen haben jetzt Wasserspender oder Eltern kaufen Wasserkisten für die ganze Klasse“, weiß er. Heute beschränkt er sich auf Obst und Gemüse. „Das läuft sehr gut und ruhig,“, ist er zufrieden.
Jedes Jahr erneut bewerben: Über das EU-Schulprogramm NRW erhalten derzeit 1070 Schulen mit über 230.000 Kindern jede Woche Obst und Gemüse. Milch bekommen rund 30.000 Kinder an 182 Schulen und 41.000 Kinder in 654 Kitas. Das Kontingent ist begrenzt. Die Einrichtungen müssen sich jedes Jahr neu bewerben. Erhalten sie den Zuschlag, suchen sie sich einen Lieferanten. Das Milchprogramm richtet sich an Kitas, Grund- und Förderschulen mit Primarstufe. Für Obst- und Gemüse können sich Grund- und Förderschulen bewerben. Um einen nachhaltigen Effekt zur gesunden Ernährung zu erzielen, sind begleitende pädagogische Maßnahmen vorgeschrieben, etwa Unterrichtseinheiten zum Thema oder eine Hofbesichtigung. Informationen für Schulen sowie für Lieferanten finden sich unter www.schulobst-milch.nrw.de. Lesen Sie mehr: