Modernes Bild der Landwirtschaft

Zwei, die das Land neu zeigen

Zwei junge Designer, auf dem Land groß geworden, erkunden auf eigene Faust die Landwirtschaft des Münsterlandes. Das, was sie zu sehen bekommen, lässt sie staunen – und weckt ihren kreativen Geist.

Auf diese Idee muss erst einmal jemand kommen: „Wir wollten einen Geschäftsbericht gestalten, so wie es bei den großen DAX-Unternehmen gang und gäbe ist, mit allem grafischen Schnickschnack – aber eben nicht über ein DAX-Unternehmen, sondern über die Landwirtschaft im Münsterland!“

Mit diesem Satz umreißen die Designer und Jungunternehmer Stefan Große Halbuer und Jan Höckesfeld, 30 und 31 Jahre alt, die Grundidee, die sie ein Jahr lang nicht mehr losgelassen hat. Im Rahmen ihres Grafikdesign-Studiums an der Fachhochschule Münster hatten sie eine Projektarbeit abzuliefern. Und nun, gut 1000 Arbeitsstunden später, halten sie ihre Idee in Händen: 202 bedruckte Seiten, gebunden und mit einem lackglänzenden Umschlag versehen. Auf ihm ist in einer schicken Schriftart zu lesen: „Gistern, vun­daag, muorn: Bi mi tohuus – Die Agrarwirtschaft im Münsterland“.

„Zeigen, wie es ist"

Ihre Projektarbeit haben sie in kleiner Auflage drucken lassen. Wer sie aufschlägt, spürt sofort: Hier waren keine bestellten Öffentlichkeitsarbeiter irgendeiner Agrarorganisation am Werke, hier haben sich aber auch keine abgehobenen Werbefuzzis ausgetobt. Vielmehr ist den beiden jungen Erwachsenen die Sache ernst. Erkennbar ist das an der gediegenen Gestaltung der Seiten, aber auch an der Art, wie sie ihr Leitthema behandeln. „Wir wollten die Landwirtschaft im Münsterland von allen Seiten betrachten, so wie sie ist“, waren sich Höckesfeld und Große Halbuer einig.

Dass die beiden mit Leidenschaft bei der Sache waren, hängt sicher auch damit zusammen, dass sie auf dem Land groß geworden und mit der Landwirtschaft aufgewach­sen sind.

Zeichnen gehörte dazu

„Kreativität und Landleben liegen näher beieinander, als man denkt“, sagt Stefan Große Halbuer. Er stammt aus Beelen im östlichen Münsterland und ist dort auf einer ehemaligen Hofstätte aufgewachsen. Jan Höckesfeld stammt von einem Bauernhof in Rinkerode bei Münster. Seit dem ersten Tag an der Fachhochschule kennen sich die beiden – und heute arbeiten sie in ihrer eigenen Firma zusammen, einem „Studio für visuelle Kommunikation“ in Münster. Sie gestalten Werbefilme, Webseiten, Magazine und andere Werbemittel.

Aus der Projektarbeit: Schaubild zum ­Strukturwandel der Landwirtschaft im Münsterland. (Bildquelle: Hiamovi MS)

Ihr gemeinsam erstellter „Geschäftsbericht“ ist eine realistische Bestandsaufnahme – gestützt auf Statistiken, Berichte und Interviews. Gesprächspartner waren unter anderem

  • Josef, Elisabeth und Frank Große Verspohl, Landwirte in Havixbeck bei Münster,
  • Johann Prümers, Landwirt in Burgsteinfurt und Vorsitzender des WLV-Kreisverbandes Steinfurt,
  • Katrin und Sebastian Heining aus Greven, die als junge Eltern die Landwirtschaft aus Sicht des Konsumenten betrachten,
  • Waltraut Ruland von der Landwirtschaftskammer NRW und
  • Heinrich Grove, der als „ehemaliger Landwirt aus Ascheberg“ vorgestellt wird.

Ein Problem sei bisweilen die mangelnde Zeit der Gesprächspartner gewesen. Höckesfeld: „Wenn man mit Leuten vom Land Interviews führt, werden sie schnell unruhig – es herrscht da ein großer Termindruck. Uns wurde aber im Großen und Ganzen viel Bereitschaft entgegengebracht. Die Interviewpartner haben sich wirklich viel Zeit genommen und geduldig alle Fragen beantwortet. Selbst die Inszenierung der Fotos war kein Problem.“

„Viel Halbwissen unterwegs“

Insgesamt war es Höckesfeld und Große Halbuer wichtig, realistisch an die Sache heranzugehen. „Die Branche ist sich selbst im Klaren über die Probleme, die sie hat“, stellt Stefan Große Halbuer nüchtern fest. „Wir hüten uns vor Vereinfachung, und es passiert auf dem Land ja auch eine ganze Menge.“ Entscheidend für die Zukunft der Landwirtschaft sei vor allem die Rolle der Verbraucher, sind sich die beiden einig. „Es ist da sehr viel Halbwissen unterwegs. Da muss die Agrarbranche mehr tun.“

Den vollständigen Beitrag lesen Sie im Wochenblatt für Landwirtschaft & Landleben, Folge 49, vom 7. Dezember 2017.