Sanfte Hügel südwestlich von Potsdam – das ist der Fläming. Dort spüren schon heute die Menschen, was der Klimawandel bedeutet. Dürre, Waldbrände und Rekordtemperaturen beunruhigen in den Hügeln Brandenburgs nicht nur Land- und Forstwirte.
Die Klimawerkstatt Fläming in der Kreisstadt Bad Belzig erhebt Daten vor Ort und versucht die Bewohnerinnen und Bewohner für das Thema verstärkt zu sensibilisieren. 80 Maßnahmen zum Klimaschutz hat das Bürgerforum erarbeitet und der Kommune präsentiert.
Denn wichtig sei nicht nur der Austausch der Bürger untereinander, sondern auch die Akzeptanz seitens der Rathäuser. Das betonte Irene Neumann von der Klimawerkstatt beim Fachforum „Auftrag als Chance: Wie ländliche Räume von der Transformation profitieren“.
Das organisierte der Deutsche Landfrauenverband (dlv) beim Zukunftsforum Ländliche Entwicklung auf der Grünen Woche. In 32 Fachforen unter der Schirmherrschaft des Bundeslandwirtschaftsministeriums ging es um Klimaschutz auf dem Land.
Land.Kann.Klima
Das Motto lautete in diesem Jahr „Land.Kann.Klima“. Für dlv-Präsidentin Petra Bentkämper könne das gelingen, wenn die Menschen vor Ort mitgenommen würden und aus den Herausforderungen des Klimawandels Chancen entstünden.
Ein Baustein dafür ist das Coworking, sprich ein gemeinsamer Arbeitsplatz am Wohnort für Selbstständige und Beschäftigte verschiedener Unternehmen. So lässt sich das klimabelastende Pendeln vermeiden und parallel die Vereinbarkeit von Familie und Beruf verbessern.
Der Landfrauenverband Niedersachsen brachte diese Idee den Landbewohnern näher, indem sie mit einem Coworking-Container übers Land tingelten. Doch Coworking auf dem Land fällt und steht mit dem Ausbau des Internets.
Bioenergiedorf vor Revival?
Dass die Energiewende auf dem Land und nicht in der Stadt geschehen wird, ist kein neuer Gedanke. Ob es gelingt, ist abhängig von der Akzeptanz der Menschen vor Ort. Dabei könnte die nicht ganz neue Idee der Bioenergiedörfer wieder eine Rolle spielen.
Schon Mitte der 2000er-Jahre begannen einige Dörfer, ihre Energieversorgung in die eigenen Hände zu nehmen. Zurzeit gibt es um die 150 Dörfer, die mindestens die Hälfte ihres Energiebedarfes vor Ort produzieren und selbst nutzen.
Im Zuge des russischen Angriffskrieges und der steigenden Energiekosten gewinnt diese Idee wieder an Aufwind.
So kann sich der Bürgermeister von Feldheim in Brandenburg gerade vor Anfragen nicht retten. Im Fachforum zur Bioenergie und Kommunen präsentierte er den energieautarken Ort.
Dort betreiben sie mehr als 50 Windkraftanlagen, verfügen über eine der größten Batteriespeicher Europas und beziehen Wärme aus einer Biogasanlage der örtlichen Agrargenossenschaft.
Landbesitzer ins Boot holen
Für Professor Peter Heck vom Umwelt-Campus im Hunsrück sei das ein Beispiel, wie Geld in der Gemeinde bleiben könne – frei nach dem Spruch von Raiffeisen: „Das Geld des Dorfes dem Dorfe.“
Der Professor bezeichnete sich selbst als Fan der in Verruf geratenen Bioenergie. Er hob dabei vor allem die Durchwachsene Silphie als Maisersatz hervor. „Pflanzen sie die Blühpflanze dort, wo die Lehrer herfahren“, riet er mit einem Augenzwinkern den Landwirte.
Er betonte aber ihre Bedeutung, um die Biodiversität in die Fläche zurückzubringen. Denn der Schwund der Arten ist neben dem Klimawandel eine der Megakrisen unserer Zeit.
Nichtsdestotrotz könne laut dem Professor Klimaschutz auf dem Land nur gelingen, wenn die Landbesitzer mit ins Boot geholt würden und es sich für sie rentiere.
Gesetze bremsen
Rainer Schreiber, Nebenerwerbslandwirt und Bürgermeister eines Bioenergiedorfes im Spessart, gab zu bedenken, dass viele Menschen sich für eine Beteiligung an Energiegenossenschaften interessieren.
„Sie springen aber vorher ab, wenn die Planung und Genehmigung einer Windkraftanlage sieben Jahre dauert“, so der langjährige Verwaltungschef.
Daher war der Tenor der Bürgermeister, dass Landes- und Bundesgesetze oft das Engagement vor Ort ausbremsen und der Wende im Weg stehen. Es brauche einen gesetzlichen Rahmen, aber oft mehr Spielraum, so deren Fazit.
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