Zwischen Selbstbild und Fremdbild klaffen bekanntermaßen oft Welten. Wie sehr sich das Selbstbild eines Landwirts vom Fremdbild des Verbrauchers unterscheidet, zeigt eine Studie der Agentur „rheingold salon“ im Auftrag von WLV und DBV mit finanzieller Unterstützung der Stiftung Westfälische Landwirtschaft und der Stiftung des Landwirtschaftsverlages.
Die Ergebnisse zeigen die große Diskrepanz.
Landwirte sehen sich selbst als:
- Ernährer,
- ackernde Manager,
- leidenschaftliche Naturburschen und
- familiäre Traditionsbewahrer.
Verbraucher sind der Meinung, dass Landwirte ...:
- die Natur ruinieren,
- schlecht mit ihren Tieren umgehen,
- dumm sind
- oder als Bio-Bauern das Paradies erschaffen.
Neue Narrative entwickelt
Bei all diesen Beschreibungen handelt es sich um sogenannte „Narrative“. Derartige Erzählungen transportieren Werte und Emotionen, die Einfluss darauf haben, wie wir unsere Umwelt wahrnehmen. In diesem Fall zeigen sie, wie weit sich die Sichtweisen unterscheiden, wie die designierte DBV Vize-Präsidentin Susanne Schulze Bockeloh am Mittwoch beim Treffen des Frauennetzwerks Agrar des Westfälisch-Lippischen Landfrauenverbandes erläuterte. 27 Mitglieder hatten sich dazu auf dem Hof von WLLV-Präsidentin Regina Selhorst in Ascheberg-Herbern, Kreis Coesfeld, versammelt.
In der Befragung wurde jedoch auch klar, dass durchaus gemeinsame Wertvorstellungen existieren. Und so entwickelte die Agentur auf dieser Grundlage Narrative, die auf beiden Seiten auf Zustimmung treffen könnten. Es gab folgende Vorschläge:
Landwirte als ...
- Ernährer
- Versorger
- Bewahrer der Schöpfungregionale
- Identitätsstifter
- oder „Zukunfts-Bauer“.
Opferrolle verlassen
Der Begriff des „Zukunkunfts-Bauers“ gefiel sowohl Landwirten als auch Verbrauchern am besten. Dieses neue Narrativ soll daher Landwirten und dem Verband helfen, sich in der Gesellschaft neu zu positionieren. Grundvoraussetzung ist dafür laut Susanne Schulze Bockeloh, dass Landwirte aus der Opferrolle herauskommen und den Gedanken aus dem Kopf bekommen, dass sie als Bauern „bereits mit dem Stein auf der Brust geboren werden“.
Ebenfalls von Bedeutung sei eine professionelle Kommunikation. Zudem könne es für einzelne Betriebe ein sinnvoller Schritt zu sein, sich Nischen zu suchen. „Wer hätte vor ein paar Jahren gedacht, dass Hühnermobile mittlerweile so gefragt sind, dass sie ausverkauft sind?“
„Wir haben keine Zeit mehr“
Die anwesenden Landfrauen begrüßten die Diskussion, die mit dem Projekt „Zukunfts-Bauer“ angestoßen wird. So erhofft eine Teilnehmerin sich, dass die Initiative ihren Söhnen neue Hoffnung geben wird, den Betrieb fortzuführen. Die Politik müsse jedoch ebenfalls Lösungen bieten, sonst könne es nicht funktionieren.
Eine Bäuerin sagte: „Der Ansatz ist gut, aber die Realität ist schon ein Stück weiter. Wir haben keine Zeit mehr darüber nachzudenken, in welche Richtung es gehen soll.“ Für den einzelnen Betrieb komme der Ansatz zu spät, für die Branche sei die Diskussion jedoch sehr wichtig.