Tipps zum Homeschooling

Zu Hause lernen: So klappt es

Hier gibt es Tipps für Eltern, mit denen sie ihre Kinder beim Lernen zu Hause unterstützen können, und Kontakte zu ehrenamtlichen Tutoren. Wir haben die hilfreichsten Online-Plattformen durchforstet.

Seit Mitte März befinden sich Kinder, Eltern und Lehrer im Ausnahmezustand. Während für Schüler, die im Sommer ihren Abschluss machen, der Unterricht nach der Corona-Zwangspause am 23. April wieder losging, und die Viertklässler am 4. Mai nachziehen sollen, müssen alle ­anderen zu Hause bleiben und ­lernen.

Das ist für alle eine große Herausforderung. „Die Lehrer tun, was sie können, doch es bleibt an den Eltern hängen. Viele Familien sind mit der digitalen Fernschule massiv überfordert“, sagt Andrea Heck, Vor­sitzende des Elternvereins NRW. Eine Lehrerin aus OWL sieht es genauso: "Ob das Lernen zu Hause auch Früchte trägt, hängt davon ab, wie engagiert die Eltern ihre Kinder unterstützen können und wie gut die digitale Ausstattung daheim ist." Die meisten Eltern fragen "Dr. Google" um Hilfe. Wir haben diverse Online-Plattformen durchforstet und die hilfreichsten Tipps des Schulministeriums NRW, der Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft, des Betzold- und des Klett-Verlages für das Lernen, den neuen Alltag und zum Umgang mit Stress zusammengefasst.

Was hilft, um den Alltag gut zu gestalten?

Das Wichtigste zuerst: Wie schaffen es Familien, den neuen Alltag zu gestalten? Ein paar Leitfragen helfen, dem neuen Alltag Struktur zu geben:

  • Wann stehen die Eltern auf? Wann die Kinder? Wann ist Frühstück?
  • Welche Zeit brauchen die Eltern für die eigene Arbeit?
  • Welche Zeit eignet sich als Lernzeit die Kinder?
  • Welche Arbeiten fallen ansonsten im familiären Alltag an und wievie Zeit fressen sie, bespielsweise Hausarbeit und Versorgen von Haustieren?
  • Welche Zeit braucht jedes Familienmitglied für sich persönlich, um Dinge zu tun, die für es bedeutsam sind, zum Beispiel Sport machen, chillen, mit Freunden und Familienmitgliedern, die man zurzeit nicht sehen kann, kommuniizieren?

Tipp: Feste Schlafens- und Aufstehzeiten, Pausen und Mahlzeiten und auch Bewegungs- bzw. Sportzeiten einhalten.

5 Tipps für den neuen Schulalltag zu Hause

So sieht Homeschooling aus: Statt im Klassenraum lernen Kinder auf Distanz. (Bildquelle: Halfpoint /stock.adobe.com)

1. Stundenplan: Ähnlich wie in der Schule sollte das Kind sich täglich für ein abgestimmtes Zeitfenster an die Aufgaben setzen. Ein "Stundenplan", der den Tagesablauf regelt, hilft Kindern dabei, sich auch für das Lernen daheim zu organisieren. Erstellen Sie den Stundenplan gemeinsam mit dem Kind. Besprechen Sie, wann der Wecker gestellt werden soll, wann die Lernzeit beginnt und endet.

2. Pausen: Die Konzentrationsfähigkeit von Kindern ist begrenzt. Je jünger Kinder sind, umso häufiger benötigen sie Pausen, um konzentriert zu arbeiten. Es ist also sinnvoller, häufiger und kürzer zu arbeiten. In der Schule ist deswegen meist alle 45 Minuten eine Pause eingeplant. Überlegen Sie zusammen mit Ihrem Kind, wie viel es an einem Tag von den Übungen bearbeiten möchte oder sollte. An vielen Grundschulen gibt es häufig Bewegungspausen. Mit Bewegungspausen für draußen und drinnen können die Kinder angestaute Energie loswerden.

Springreiten oder "Vier gewinnt": Kinder, schaut auf unserer Wochenblatt-Kinderseite vorbei und probiert die lustigen Spiele aus.

3. Hilfestellungen

  • Je jünger die Kinder sind, desto häufiger benötigen Sie häufig Hilfe, wenn sie Fragen haben oder nicht weiter kommen. Soweit Sie als Eltern können, geben Sie Hilfestellungen. Versuchen Sie beim Helfen nicht zu viel vorzugeben.
  • Kontrollieren Sie die Aufgaben. Sind Aufgaben falsch oder falsch verstanden, lassen Sie Ihr Kind noch einmal darüber nachdenken, wo der Fehler liegen könnte.

4. Wissen erarbeiten und vertiefen

Wechseln Sie ab zwischen Phasen, in denen Sie Ihrem Kind helfen, sich Wissen zu erarbeiten, mit Phasen, in denen dieses Wissen gefestigt und wiederholt wird. Die Phasen, in denen sich Kinder Wissen erarbeiten, sind wichtig für Eltern, um selbst zum Arbeiten zu kommen. Planen Sie für Wiederholung und Vertiefung insgesamt mehr Zeit ein als für die Erarbeitung eines bestimmen Lerninhaltes.

5. Feedback oder "Ganz wichtig: Loben!"

Das Feedback der Eltern ist für Kinder unglaublich wichtig, wenn das der Lehrkräfte wegfällt. Sagen Sie Ihrem Kind, was gut läuft und wo noch Verbesserungsbedarf besteht. Und: Es muss nicht alles perfekt sein. Stress und Druck kann das Familienleben belasten (siehe "Umgang mit Stress").

Homeschooling ganz easy

Vokabeln lernen: Vokabeln zunächst laut lesen und dann mehrmals schriftlich kontrollieren, bis sie sitzen. Nach acht bis zehn Vokabeln eine kleine Pause machen. Es empfiehlt sich, schwer merkbare Vokabeln auf Lernkarten zu schreiben oder zu markieren und regelmäßig zu wiederholen. Das Schulministerium empfiehlt dieses Lernvideo.

Bildungsmedien: Lockern Sie den Lernalltag Ihrer Kinder auf. Im Fernsehen sind in dieser Zeit interessante, gut aufbereitete Programme rund um schulische Themen zu sehen. Viele dieser Angebote findet man später auch Online in den Mediatheken.

Spielerisch lernen: Memory, Domino und quizartige Formate, aber auch digitale Angebote fördern das Lernen und die -motivation. Ermutigen Sie ihre Kinder dabei auch, eigene Vorschläge zu machen, und setzen Sie diese mit ihnen gemeinsam um.

Klassenkameraden: Speziell für Jugendliche, die sich eher an ihren Peergroups als an den Erwachsenen orientieren, ist es wichtig, für erfolgreiches Lernen mit ihren Schulkameraden in Kontakt zu treten! Zahlreiche Onlineangebote (etwa Planspiele) bieten interessante Möglichkeiten des gemeinsamen Lernens. Auch die üblichen sozialen Netzwerke können die Schüler nutzen, um gemeinsam Sachthemen zu diskutieren und sich über Lerninhalte auszutauschen.

Lehrer: Wenn Ihr Kind inhaltliche Fragen hat oder Sie etwas zum Lernstoff wissen wollen oder selbst Hilfe und Tipps brauchen, sollten Sie sich immer mit dem Lehrer austauschen. Schreiben Sie Ihre Fragen per Mail oder rufen Sie in der Schule an.

Tutor: Ganz nach dem Motto "Es gibt keine dummen Fragen" haben Schüler und Eltern auch die Möglichkeit, Tutoren um Hilfe zu bitten. Der Elternverein NRW empfiehlt die kostenlose Plattform "naklar.io". Dort bekommen Kinder per Video- und Audiochat Unterstützung bei ihren Ausgaben von pensionierten Lehrern, Studenten und Schülern - alles ehrenamtlich, kostenfrei und unter dem Siegel der Initiative von #wirvsvirus - der Hackathon des Bundesregierung. Hier können Sie sich registrieren.

Dokumentation: Vereinbaren Sie mit Ihren Kindern, dass sie ihre Lernprozesse dokumentieren. Es gibt einfache Formen der Dokumentaion:

  • Schulanfänger: Bilder oder einer den Eltern diktierten Stichwortliste
  • ältere Kinder: Lerntagebuch
  • Jugendliche: digitale Dokumentationsformen etwa über Lernforen

Umgang mit Stress

Perfektion ist gerade nicht das Gebot der Stunde. Schafft Ihr Kind mal eine Aufgabe nicht oder ist an einem Tag mal gar kein Vorankommen, ist Gelassenheit gefragt. Eltern können und sollen die Schule und die Lehrer nicht ersetzen, sondern ihre Kinder so gut wie es ihnen möglich ist begleiten.

Manchmal fühlen Eltern sich nicht in der Lage, ihre Kinder hilfreich zu fördern: Sie sind vielleicht "viel zu nah dran" oder sogar in Lernprobleme mit eingebunden. Verstehen sie das Lernproblem nicht, unterstellen Eltern oft "Faulheit" oder sind verärgert. In diesen Fällen empfiehlt das Schulministerium, weniger für die Schule zu machen und erst mehr in die Beziehung zu investieren. Das klappt, indem Sie gemeinsam versuchen, den Streit zu lösen. Forschen Sie dafür in Ruhe nach Ursachen und erarbeiten Sie gemeinsam tragfähige Lösungen (Stichwort "Familienkonferenz"). Die Kinder haben einen großen Nutzen davon. Sie lernen für's Leben, lernen den Umgang mit Beziehungen, steigern ihre Sozialkompetenz und damit auch Ihr Selbstbewusstsein. Nutzen Sie als Eltern diese Zeit.

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