Woanders wohnen – das machen einige angehende Landwirte schon während der Ausbildung. Spätestens zur Fachschule geht es dann meist wieder zurück nach Hause. Andere verlassen ihr Elternhaus gar nicht.
Oft bieten sich aber auch Zwischenlösungen an, wie eine eigene Wohnung auf dem Hof oder im Ort. Wann macht es Sinn, das Nest zu verlassen? Und heißt zu Hause leben auch immer gleich „Hotel Mama“? Wir haben mit vier Teilnehmern des Hauptkurses in Freckenhorst im Kreis Warendorf gesprochen.
Das Zusammenleben als Paar testen
Neuseeland oder Kanada – Michael Wildenhues aus Heek im Kreis Borken möchte nach der Fachschule ins Ausland, bevor er später zu Hause mit einsteigt. Erfahrungen sammeln und andere Betriebe kennenlernen lauten die Ziele des 21-Jährigen.
Seine Eltern halten in Heek im Kreis Borken 500 Sauen und 15 000 Legehennen. Michael ist das jüngste von drei Kindern. Seine älteren Geschwister sind schon ausgezogen. Im Haus seiner Eltern hat er gerade das etwas größere Zimmer seiner Schwester übernommen.
Sein Bruder wohnt mit seiner Freundin im Ort in einer Mietwohnung. „Sie wollen schauen, ob das Zusammenleben als Paar funktioniert“, sagt er. Diesen Zwischenschritt kann Michael sich auch mit seiner Freundin vorstellen. Außerdem lerne man so, auf eigenen Beinen zu stehen.
Ganz neu ist das für Michael nicht: Während der Ausbildung hat er ein Jahr auf dem Lehrbetrieb gewohnt. Dort hatte er eine kleine Wohnung, die er selbst sauber halten musste. Bügeln und Waschen hat ihm seine Mutter beigebracht.
Präsenz zeigen
Marie Werlemann aus Ahaus wohnt auf dem elterlichen Hof und das soll so bleiben – nicht nur während der Fachschule, sondern auch danach. Ihre Eltern halten 300 Bullen und 3500 Mastschweine. Hinzukommen 160 ha Land und 200 Legehennen.
Dort will Marie Präsenz zeigen, sich um die Tiere kümmern und gemeinsam mit ihrem Vater Entscheidungen treffen. Aktuell planen sie auf der anderen Straßenseite einen neuen Tretmiststall.
Sie hat zwei Brüder – einen Zwillingsbruder und einen jüngeren, der auch in die Landwirtschaft geht. Zurzeit leben sie mit drei Generationen im Haus. „Ich möchte zu Hause im Betriebsgeschehen bleiben und bei wichtigen Entscheidungen vor Ort sein“, sagt sie. Vermutlich werden zwei Kinder von dem Hof leben können.
Auf dem Hof gibt es noch eine Wohnung mit Küche und Bad. Sie steht gerade leer. Hier übergangsweise zu wohnen, kann sie sich vorstellen. Doch zu Hause leben, heißt nicht Hotel Mama gebucht zu haben. Ab und zu kocht Marie für alle Familienmitglieder.
Auch zu Hause selbstständig werden
Das Elternhaus verlassen – das kommt für Achim Hanhoff nicht infrage. „Zu Hause ist es einfach am schönsten. Man kennt dort alles und kann die eigenen Ideen umsetzen“, sagt er. Sein Vater hält 60 Milchkühe mit Nachzucht plus 1200 Mastschweine in Lippetal-Herzfeld im Kreis Soest.
Achim hat noch zwei Geschwister – eine ältere Schwester und einen jüngeren Bruder. Es steht noch nicht fest, ob seine Schwester oder er den Hof einmal übernehmen wird. Achim würde gerne mit ihr gemeinsam den Betrieb weiterführen.
Aktuell wohnt Achim noch in seinem Kinderzimmer. Während der Ausbildung hat er auch auf einem Lehrbetrieb gelebt. „Ich muss nicht den elterlichen Hof verlassen, um selbstständig zu werden“, sagt er.
Seine Eltern sind geschieden. Seine Mutter wohnt nicht mehr auf dem Betrieb. Achim hat schon früh gelernt, für sich selbst zu kochen und zu waschen.
In den nächsten Jahren zieht sein Vater in ein Nachbargebäude. So hat die nachfolgende Generation Platz im Haupthaus.
Mietwohnung zum Test in Betriebsnähe
Die Hofnachfolge ist für Hanne Lenting aus Ahaus kein Thema. Sie weiß jetzt schon, dass ihr ältester Bruder den Hof ihrer Eltern mit Kälberaufzucht und Bullenmast vermutlich übernehmen wird.
Sie hat noch drei Geschwister und möchte nach der Fachschule als angestellte Betriebsleiterin oder im vor- oder nachgelagerten Bereich arbeiten. Zurzeit wohnt sie noch in ihrem Kinderzimmer, wird aber auf Dauer das Haus verlassen.
Sie kann sich vorstellen, bald mit ihrem Freund zusammenzuziehen. Er kommt auch vom Hof, ist aber Mechatroniker für Land- und Baumaschinen. „Seine Eltern haben zwei Mietwohnungen in Betriebsnähe, wo schon zwei seiner Geschwister mit ihren Partnern gelebt haben. So konnten sie schauen, ob das Zusammenleben klappt“, erzählt sie.
Dass sie später nicht zu Hause wohnen wird, ist für sie kein Problem. „Ich finde die Eigenständigkeit sowieso spannender.“
Lesen Sie mehr: