Ländliche Infrastruktur

Wie weit ist es zum nächsten Krankenhaus?

Fast 3 Mio. Menschen in Deutschland wohnen mehr als 20 km von einem Krankenhaus entfernt. Das geht aus einer Antwort der Bundesregierung hervor. Überraschend: In Westfalen-Lippe klaffen die weitaus größten Lücken in den Kreisen Paderborn und Lippe.

Rund 173.000 Menschen wohnen in Deutschland mehr als 10 km vom nächsten Hausarzt entfernt. Davon betroffen sind laut Bundesregierung neben der Bevölkerung auf den Inseln der Nord- und Ostsee vor allem die Einwohner dünn besiedelter Gebiete in Mecklenburg-Vorpommern, Brandenburg, Thüringen sowie im Grenzgebiet zu Luxemburg und zu Österreich.

Wie aus der Antwort der Bundesregierung auf eine Kleine Anfrage der FDP-Bundestagsfraktion weiter hervorgeht, leben derzeit rund 2,95 Mio. Menschen mehr als 20 km von einem Krankenhaus entfernt. Das entspricht einem Anteil von etwa 3,6 % der Gesamtbevölkerung.

Lücken im Krankenhaus-Netz

In Niedersachsen besonders betroffen sind Ostfriesland, die Lüneburger Heide, das Emsland und die Grafschaft Bentheim. In NRW klaffen besonders große Lücken am Niederrhein, im Bergischen Land, im Sauerland und in Siegen-Wittgenstein. Mehr als 20 km Fahrweg zum nächsten Krankenhaus haben in Westfalen-Lippe (absteigend nach Zahl der Betroffenen)

  • im Kreis Paderborn: 23.062 Einwohner,
  • Kreis Lippe: 8922 Einwohner,
  • Siegen-Wittgenstein: 6319 Einwohner,
  • Kreis Gütersloh: 6161 Einwohner,
  • Märkischer Kreis: 6098 Einwohner,
  • Hochsauerlandkreis: 5714 Einwohner,
  • Kreis Warendorf: 2260 Einwohner,
  • Kreis Höxter: 1529 Einwohner,
  • Kreis Steinfurt: 311 Einwohner.

Fach- und Hausärzte fehlen (noch) nicht

Die Zahl der Arztsitze im ländlichen Raum beziffert die Bundesregierung für Ende 2016 auf 38.272. Das seien etwa 1.500 mehr gewesen als 2012. Als Ursache für den Anstieg nennt die Regierung vor allem eine höhere Zahl von Psychotherapeuten. Im gleichen Zeitraum habe die Zahl der Fachärzte im ländlichen Raum etwas zugenommen, während die der Hausärzte leicht gesunken sei.

Die Bundesregierung kündigt in ihrer Antwort an, sie wolle sich weiter um eine bessere ärztliche Versorgung in den ländlichen Gebieten bemühen. Neben mobilen Konzepten will man insbesondere auf sektorenübergreifende Versorgungsmodelle wie Lokale Gesundheitszentren einen Schwerpunkt legen. Insgesamt gelte es, die Vernetzung und Kooperation zu stärken und „das Potential der Telematik und der Digitalisierung“ in mögliche Maßnahmen einzubeziehen.