Wi sollt mehr platt küern! – Dat dööt wi doch…

Beim Plattdeutschen scheint der Abwärtstrend gestoppt. Das ergab eine Umfrage von Sprachforschern in acht Bundesländern des Nordens. Eine Schlüsselrolle spielen Familie, Freunde, Kindergarten, Schule – und Medien.

Beim Plattdeutschen scheint der Abwärtstrend gestoppt. Das ergab eine Umfrage von Sprachforschern in acht Bundesländern des Nordens. Eine Schlüsselrolle spielen Familie, Freunde, Kindergarten, Schule – und Medien.

Je älter jemand ist und je nördlicher er wohnt, desto wahrscheinlicher ist es, dass er oder sie fließend Platt spricht. Im Vergleich zu 2007 aber ist der Rückgang des Niederdeutschen gestoppt. Das ist das Kernergebnis einer Umfrage zur Verbreitung des Plattdeutschen in Deutschland. Sie wurde im Auftrag des Instituts für Deutsche Sprache in Mannheim (IDS) und des Instituts für Niederdeutsche Sprache (INS) in Bremen durchgeführt.

Sauerland und Niederrhein blieben "außen vor"

Die Mannheimer Forschungsgruppe Wahlen hat 1632 Personen der „Plattdeutsch-Bundesländer“ Schleswig-Holstein, Niedersachsen und Mecklenburg-Vorpommern, der Stadtstaaten Bremen und Hamburg sowie der nördlichen Regionen von Brandenburg, Sachsen-Anhalt und Nordrhein-Westfalen befragt. In NRW zählt sonderbarerweise nur die Region nördlich einer Linie Bottrop-Beverungen zum Erhebungsgebiet. Das Sauerland und auch der Niederrhein blieben außen vor – als ob dort niemand Plattdeutsch spräche.

Einige Ergebnisse der Umfrage:

  • 47,8 % aller Befragten verstehen Plattdeutsch „gut“ bis "sehr gut“. Dieses Verständnis beim Zuhören, das sogenannte passive Sprachvermögen, ist vor allem in Schleswig-Holstein und Bremen gesunken, in Mecklenburg-Vorpommern hingegen verzeichnet die Befragung im Vergleich zu 2007 eine Steigerung von 60,6% auf 70,1 %.
  • „Ich kann plattdeutsch gut oder sehr gut sprechen“ – das behaupten von sich lediglich 15,7 % aller Befragten. „Ich kann gar nicht plattdeutsch sprechen“ sagen mehr als 42 % der Befragten, also über den Daumen jeder zweite.
  • Das Sprachvermögen hängt vor allem vom Alter ab – es ist also insbesondere bei jüngeren und jungen Leuten gering –, aber auch Schulabschluss und Wohnortgröße wirken sich aus: „Befragte mit Hauptschulabschluss verstehen Plattdeutsch besser als diejenigen mit Mittlerer Reife oder Abitur“, heißt es in dem Bericht. Und: „Personen aus kleineren Wohnorten (bis 20.000 Einwohner) haben eine höhere passive Plattdeutschkompetenz als Bewohner von Orten mit über 20.000 Einwohner.“ Keinen Unterschied hingegen gebe es bei Frauen und Männern.
  • Erlernt wird das Plattdeutsche vor allem in der Familie. 44 % nannten dabei die Eltern, 41 % die Großeltern. Jeweils rund 8 % führten persönliche Begegnungen, das nähere Umfeld, Freunde, Bekannte, den Heimatort, Kollegen oder auch Nachbarn an. Die Schule wird nur von gut 5 % der Befragten genannt, allerdings mit einer bemerkenswerten Ausnahme: In Mecklenburg-Vorpommermn gaben 13,2 % der Befragten an, Plattdeutsch in der Schule erlernt zu haben.
  • Zwei Drittel der Befragten meinen, dass mehr für das Plattdeutsche getan werden sollte. Genannt werden dabei Schulen, Kindergärten, Vereine und Theaterbühnen.

Fazit: Abwärtstrend gestoppt, aber…

Das Plattdeutsche sei im Bewusstsein der Norddeutschen „mit vorwiegend positiven Attributen besetzt“, lautet das Fazit der Forscher. Die Zahl der Plattdeutschsprecher und derjenigen, die die Sprache verstehen, sei nicht, wie lange befürchtet, rückläufig, sondern habe sich im Vergleich zu letzten Umfrage von 2007 stabilisiert.

Unter dem Strich aber sei die Bedrohung der Regionalsprache keineswegs gestoppt. Vielmehr seien „noch erhebliche Anstrengungen erforderlich“, verbunden mit weitgehender und umfassender Förderung. Der Umfrage zufolge findet das bei der Mehrheit der Befragten eine Zustimmung. Eine Schlüsselrolle spielen dabei Medien wie Fernsehen und Radio, aber auch Schulen und Kindergärten. Str.