Bräuche im Sauerland, in Ostwestfalen und im Münsterland

Wenn ein Nachbar stirbt

Totenglocke und Totengebet, Aussegnung und Sarg tragen: In den vergan­genen Jahrzehnten haben sich viele Traditionen rund um den Tod verändert. Ein Blick in die Regionen und in die Normalität außerhalb von Corona-Zeiten.

Wormbach, heute ein Ortsteil von Schmallenberg, zählt zu den ältesten Pfarreien im Sauerland. Der Friedhof ist bekannt für die vielen schlichten Holzkreuze. Mechthild Biermann (70) pflegt regelmäßig die Gräber ihrer Familie. Gemeinsam mit Adelheid Vogt (82), über 60 Jahre Organistin, berichtet sie von den Bräuchen im Ort.

Stirbt jemand, sagen die Angehörigen dem Pfarrer und dem ersten Nachbarn Bescheid. Die Küsterin läutet dann am folgenden Tag um 12 Uhr die Totenglocke. „Der Nachbar sorgt dafür, dass vier Tannen in die Leichenhalle gestellt werden“, berichtet Mechthild Biermann. Dort wird der Tote aufgebahrt. Außerdem organisiert der Nachbar sechs Sargträger.

Eine Nachbarin betet vor

Untereinander sprechen die Nachbarn ab, wer am Abend vor der ­Beerdigung beim Totengebet vorbetet. Nachbarn und nahe Angehörige treffen sich in der Kirche. Zur Nachbarschaft gehören in Wormbach alle Häuser aus dem Ortsteil.

Beerdigungen beginnen werktags um 15 Uhr, samstags um 10.30 Uhr. „Wenn der Verstorbene im Schützenverein war, gehen Vorstand und Offiziere mit“, erklärt Adelheid Vogt. „War die Verstorbene in der Frauengemeinschaft, beten einige Frauen am offenen Grab.“ Genauso macht es der Gesangverein.

Alle treten ans Grab

Nach dem Seelenamt verteilen die Messdiener an der Kirchentür die Totenzettel. Anschließend findet die Beisetzung statt. Nach und nach tritt die ganze Trauergesellschaft ans Grab. Seit 1995 sind in Wormbach Einzelgräber die Regel.

Die Nachbarn schreiben gemeinsam eine Trauerkarte und sammeln Geld für Grabschmuck. Üblich sind Beträge zwischen 5 und 10 € pro Person. Urnenbeisetzungen und Rasengräber nehmen zu. Ist das Grab zu klein für ein Gesteck, wird das Geld am Tag der Beerdigung im Umschlag überreicht.

Nach der Beisetzung bittet die Familie meist zum Beerdigungskaffee in eine Gaststätte. Die Nachbarn waren früher nicht dabei. Die Begründung des Pfarrers: „Jeder ist mal dran.“

Der tägliche Rosenkranz

Einen Karton voller...