Zu jeder Ecke in ihrem Haus können Karina Rehers-Bohne und ihr Mann Thorsten eine Geschichte erzählen. Die Sandsteine am Sockel stammen vom nahen Hof, auf dem sie aufgewachsen ist. Er hat sie alle von Hand geschnitten und bossiert, damit sie wie grob behauen wirken. Die Betondecken haben sie selbst eingeschalt und gegossen und die Fliesen im Keller waren die ersten, die sie eigenhändig verlegt haben.
Bauen statt warten
Gerade mal 20 und 24 Jahre alt waren die beiden, als sie sich 2006 einen Bauplatz im Neubaugebiet von Bilk sicherten. 38 € war damals der Kurs für 1 m2 voll erschlossenes Bauland in dem Ortsteil von Wettringen im Kreis Steinfurt. „Eigentlich wollten wir einen Hof, aber wir hatten keine Geduld“, erinnert sich Thorsten.
Ruckzuck hatte der gelernte Maurer den gemeinsamen Traum vom Haus gezeichnet. Wichtig war beiden vor allem eine große Küche . Sonntags fuhren sie „spekulieren“, sprich schauen, wie andere bauen. Was ihnen gefiel, übernahmen sie. Ein Ergebnis ist der auffällige Erker auf der Rückseite.
Nach der Baugenehmigung schachteten sie schon im Herbst aus, natürlich selbst mit Bagger und Trecker. Im nächsten Sommer war das Dach dicht und an der Fassade baumelte der Sockenkranz zu Thorstens 25. Geburtstag.
Erst Ferienjob, dann Lehre
Der heute 40-Jährige ist in Wettringen aufgewachsen. Nach dem frühen Tod des Vaters jobbte er schon als Jugendlicher auf Baustellen. Er fand Gefallen an der Arbeit und entschloss sich zur Maurer-Lehre. „Das ist echt kreativ“, sagt er. „Wir bauen von unten nach oben alles, vom Verlegen der Rohrleitungen bis zu Stahlbetonarbeiten.“ Heute arbeitet er beim Wohnungsverein in Rheine, der eine eigene Bautruppe hat. Seinen Meister hat er während der Elternzeit für Theo, das zweite der drei Kinder, gemacht.
Als die beiden mit ihrem Haus begannen, herrschte gerade Flaute auf dem Bau. Über den Winter war Thorsten arbeitslos, danach heuerte bei einem Forstbetrieb an. Jede freie Minute verbrachten er und Karina, die gelernte Floristin ist und heute in der Gastronomie arbeitet, auf der Baustelle. „Mein Job war Schlitze stemmen, Steine schneiden und sortieren und abends aufräumen“, berichtet die 36-Jährige. Auch beim Trockenbau packte sie mit an.
Mit Familie und Freunden
70 % der Arbeiten, so schätzen die beiden, haben sie selbst oder mit Unterstützung der Familie gemacht. Beim Dach halfen befreundete Zimmerer. Die Installationen und den Einbau der Hackschnitzelheizung übernahmen ortsansässige Fachleute, ebenso wie die wichtigsten Elektroarbeiten – allein schon aus Versicherungsgründen. Oft haben sie sich Schritt für Schritt an Neues herangetastet. Ein Beispiel: Garage und Keller haben sie zuerst gefliest und sich dann an die Räume im Wohnbereich gewagt.
Einzug war nach dreieinhalb Jahren, auch wenn die Treppe noch nicht gefliest und die Küche nur provisorisch eingerichtet war. Alles andere auf den 200 m2 Wohnfläche plus Keller folgte später. Eine separate Wohnung im Haus bewohnt Thorstens Mutter. Den Garten haben die Rehers’ pünktlich zur Hochzeit im Jahr 2014 in Form gebracht.
Lust am Bauen
Die Lust am Bauen haben die beiden in all den Jahren nicht verloren. „Das würde wir nochmal machen“, sagen sie. Sie schätzen, dass ihr Bau um rund 40 % günstiger war, als wenn sie alles vergeben hätten. Und was würden sie anders angehen? Die Dachüberstände wären verkleidet, um nicht immer wieder streichen zu müssen. Vor allem aber würden sie früher einen Architekten einbeziehen und geradliniger bauen. Weil das Treppenhaus schräg im Haus steht, gibt’s in vielen Räumen spitze Ecken. Das erschwert den Einbau von Möbeln. Auf dem Dach hätten sie heute gerne eine Photovoltaik-Anlage, aber das ist bei den vielen Giebeln, Gauben und Ausbauten schwierig.
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