Fünf kleine Lastwagen der Arnsberger Tafel sind von montags bis samstags unterwegs. In der ganzen Region sammeln sie Lebensmittel und andere Waren ein, die nicht mehr verkauft werden können. Stephan Blefgen und Ewald Hille sind jedes Mal aufs Neue erstaunt, welche Mengen zusammenkommen. Als Geschäftsführer und zweiter Vorsitzender helfen sie, die Tafel zu steuern. „Nebenher ist das kaum zu schaffen“, sagt Blefgen. Als er mit Mitte 50 vorzeitig in den Ruhestand ging, übernahm er den Posten im Ehrenamt. „Vorher hatte ich wenig Ahnung davon, mit wie wenig manche Menschen hier auskommen müssen“, sagt er, „auch zu Weihnachten“.
Die Tafel als Scharnier
Ewald Hille war lange in der Kommunalpolitik aktiv. Seine Motivation für den Einsatz bei der Tafel zieht er aus zwei Quellen: „Zu 60 % ist es das Soziale, zu 40 % geht es mir darum, Ware vor der Vernichtung zu bewahren.“
Die Tafel ist das Scharnier zwischen Mangel und Überfluss. Auf der einen Seite stehen 2500 Kunden, darunter viele Kinder, die ohne die Tafel kaum über die Runden kommen würden. Auf der anderen Seite sehen die Helfer das schier grenzenlose Angebot in den Supermärkten. Dort wird aussortiert, wenn das Mindesthaltbarkeitsdatum naht oder Ware nicht makellos ist. „Diese Qualitätsmerkmale kann man sich nur in einer Überflussgesellschaft leisten“, sagt Ewald Hille.
Öl in der Weihnachtstüte
In einem der Räume der Tafel im ehemaligen Güterbahnhof von Hüsten packen drei Frauen Weihnachtstüten. Sie gehören zu den mehr als 60 Ehrenamtlichen, die den Tafelbetrieb am Laufen halten. In die Tüten kommen Öl, Marmelade, Fisch aus der Dose, Kartoffelpüree und Süßes. „Wir achten darauf, dass man daraus ein Menü machen kann“, sagt Ruth Dohmann. In den zwei Wochen vor Weihnachten sollen möglichst viele Familien eine solche Tüte bekommen. Im vergangenen Jahr konnte die Tafel auch Brettspiele dazulegen. „Für viele ist es sonst schwer, solche Dinge zu beschaffen“, sagt Ewald Hille.
Spenden helfen
Ihre Berechtigung zum Einkauf bei der Tafel müssen die Kunden alle sechs Monate neu nachweisen. Erwachsene zahlen bei jedem Besuch 2 €. Dafür bekommen sie, was sie für ihre Familie brauchen. Die Tafel lässt sich damit nicht finanzieren. 10 000 bis 12 000 € benötigt sie pro Monat für ihre laufenden Kosten, das sind unter anderem Strom, Wasser und Gas, Benzin und Diesel, Versicherungen und Computertechnik. Das Gros finanziert sie aus Spenden und Mitgliedsbeiträgen.
Der Einsatz bei der Tafel hilft, die eigenen Maßstäbe immer wieder geradezurücken. Für Ewald Hille wird das klar, wenn er Sätze wie diesen hört: „Nur weil ihr das so hinbekommt, kann ich mir ab und zu eine CD kaufen.“
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