Wegkommen von eingefahrenen Mustern

Bäuerinnen aus Coesfeld auf Exkursion: Landwirtschaftliche Unternehmensführung und Skulpturen standen auf dem Programm. Beide Ausflüge lieferten frische Impulse. Das hilft im eigenen Alltag weiter.

Bäuerinnen aus zwei WiN*-Gruppen im Kreis Coesfeld waren auf Exkursion. Anlässlich ihres 20-jährigen Bestehens legten sie selbst zwei Exkursionen fest, die so nicht im Programmheft zu finden sind. Beide Ausflüge regten zum Umdenken an. Das hilft im eigenen Alltag weiter.

So düste die eine Gruppe mit dem Rad durch Münster und besuchte die Ausstellung „Skulptur Projekte“. Allein die Radtour war aufregend, sagten die Bäuerinnen hinterher. Denn es erwies sich in manchen Situationen als recht schwierig, mit einer großen Gruppe auf dem Drahtesel von A nach B im Feierabendverkehr durch die Stadt zu fahren. Radfahren auf dem Land sei viel bequemer und einfacher, stellte die Gruppe fest. Auch war es etwas völlig anderes, sich intensiv mit Künstlern, ihren Werken, Plastiken und Skulpturen auseinanderzusetzen.

Obskure Skulpturen

„Was will uns der Künstler mit diesem oder jenem Werk sagen?“ Etwa bei den blau angestrichenen Bronzearbeiten mit dem Titel „Beliebte Stellen“ im Erbdrostenhof. Selbst eine Antwort auf die Frage zu finden, ist gar nicht so einfach. Gut, dass Kunstvermittlerin Sarah Wöhler dabei war. „Jedes Kunstwerk der Skulptur Projekte steht in engem Bezug zu seiner Umgebung“, erklärte sie. Damit wurde es klarer. Die blaue Farbe der Skulptur im Erbdrostenhof spiegelte die blau angestrichenen Regenrinnen und Gitter um das barocke Adelspalais wider. Man müsse nur etwas nach links und rechts blicken und umdenken, dann entdecke man den Sinn, riet die Kunstexpertin.

Schwäche für Neues

„Weg von eingefahrenen Mustern“ hieß es auch für die andere Grup­pe der Bäuerinnen. Sie sah sich zwei landwirtschaftliche Betriebe in Bottrop-Kirchhellen im Kreis Recklinghausen an und traf auf zwei verschiedene Unternehmer.
Zuerst ging es zu Burkhard Sagel. Der Betriebsleiter steht für Kreativität.

„Ich habe eine Schwäche für Neues“, berichtete er. „Ausprobieren, scheitern, weitermachen“ lautet sein Credo. Burkhard Sagel hat seinen Sauenbestand reduziert und setzt nun auf die Vermarktung von Rindfleisch. Zudem bietet er „soziale Landwirtschaft“ an und verpachtet Gemüsegärten.

Anderer Unternehmertyp

Etwa 1 km entfernt liegt der Schmücker Hof. Zuverlässigkeit, Planungssicherheit, Dokumentation, Kontrolle und Synergieeffekte nutzen lauten die Prinzipien dieser Art der Unternehmensführung. Der Hof der Eheleute Eberhard und Alexandra Schmücker ist ein Spezialbetrieb für Obstanbau. Erdbeeren, Äpfel, Himbeeren und Kirschen zählen zu den Hauptarten. Zusätzlich betreiben Schmückers ein Hofcafé und eine Direktvermarktung. „Damit es rund läuft, muss alles aufeinander abgestimmt und geplant sein“, betont der Betriebsleiter.

Auch wenn es sich bei beiden WiN-Gruppen um zwei völlig verschiedene Exkursionen handelt und die eine gar nichts mit der Landwirtschaft zu tun hat, gibt es einen gemeinsamen Nenner: offen für Neues sein. rk

*WiN: Weiterbildung im Netzwerk der Frauen in der Landwirtschaft“, ein Angebot der Landwirtschaftskammer (LWK) NRW