Alte Bräuche

Was sind Mittwinterhörner?

Kennen Sie Mittwinterhörner? Wenn nicht, erfahren Sie hier, warum diese ­traditionellen Instrumente früher so nützlich waren, wie es heute Handys sind, wie sie gebaut werden und worauf Einsteiger achten sollten.

Kennen Sie Mittwinterhörner? Wenn nicht, erfahren Sie hier, warum diese ­traditionellen Instrumente früher so nützlich waren, wie es heute Handys sind, und warum Küssen dabei hilft, den richtigen Ton zu treffen.

Gehört dazu wie Kekse und Christkind

Mittwinterhorn: Wer das Wort zum ersten Mal hört und kein Plattdeutsch oder Niederländisch spricht, für den klingt es komisch. Mittwinterhorn, auch Middewinterhorn oder Mirrewinterhorn genannt – die Schreibweisen sind verschieden – um was geht es? Es ist ein sehr alter Brauch. Wie Kerzen, Kekse, Lieder und das Christkind gehört das Mittwinterhorn zur Weihnachtszeit. Mittwinterhörner wurden und werden nur zwischen dem 1. Advent und dem 6. Januar gespielt.

Ein Mittwinterhorn ist aus Holz und etwa 1,30 m lang. Die Gestalt leitet sich vom Rinderhorn ab. (Bildquelle: Kopf)

Mittwinterhörner sind Rufinstrumente

Mittwinterhörner waren nicht immer Teil des kirchlichen Weihnachtsbrauchs. Vom Ursprung her gehören sie zum germanisch-heidnischen Brauchtum. Demnach wurden Mittwinterhörner nicht entwickelt, um mit ihnen zu musizieren. Es sind Rufinstrumente. Das Geläut ist gewiss keine fröh­liche Musik, sondern ein lauter, durchdringender, wehklagender Schall, um böse Geister und die winterliche Düsternis zu vertreiben. Auch leistete das Horn den Hirten treue Kommunikationsdienste, als sie mit ihren Schafen in den Raunächten umherzogen.

Weil es nun mal keine Handys gab, verständigten sie sich eben über das eindringliche Signal. Ebenso taten es die Bauern. Drohte Hochwasser, Feuer, Pest oder war Not am Mann, blies der Bauer sein Horn und die ganze Nachbarschaft wusste Bescheid. Erst mit Einzug des Christentums diente das Signalhorn dazu, die Geburt Christi zu verkünden. „Wenn die Bauern im Morgengrauen aufbrachen, um rechtzeitig in der Christmette zu sein, ließen sie das Instrument erklingen“, berichtet Maria Post.

Gemeinsam geht es doch!

Die 81-Jährige ist Organisatorin der Mittwinterhorngruppe Ochtrup, Kreis Steinfurt. Bläser und Gruppen gibt es im deutsch-niederländischen Verbreitungsgebiet mehrere und alle halten die Tradition auf ihre Weise am Leben. Das Besondere an der Gruppe um Maria Post ist jedoch, dass sie wie ein Ensemble zusammenspielen, obwohl das von der Überlieferung her völlig unüblich ist. Zusammen spielen, das gab es nicht. „Früher baute jeder sein Horn selbst. Deswegen klang jedes Horn anders“, kommentiert Maria Post, "unsere Hörner klingen gleich. Denn ein und derselbe Mann hat unsere acht Hörner gebaut und gestimmt."

Die Bauweise eines Mittwinterhorns

Dieser Mann ist Henk Stegging aus Rossum, Niederlande. So baut er die Hörner: "Ein Mittwinterhorn ist etwa 1,30 m lang. Das Chassis ist aus Holz. Ein krummer Stamm, vorzugsweise Birke, Erle, Weide, wird in zwei Hälften gespalten, mit dem Stech­eisen ausgehöhlt und wieder zusammengebunden. Heute werden die Hörner geleimt, um die Naht luftdicht abzuschließen."

Beim Spielen muss man die Lippen fest an das Mundstück pressen. Maria Post zeigt, wie es geht. (Bildquelle: Kopf)

Tipps für Einsteiger

Bis man aber weiß, wo alle Töne sind, braucht es Übung. Wer ein Mittwinterhorn spielen will, sollte ein paar Dinge klären:

  • Kann ich das Horn über längere Zeit freihändig halten? Schließlich wird es nicht wie ein Alphorn auf dem Boden abgestellt.
  • Komme ich mit dem Druck der Luft zurecht?
  • Welches Mundstück, auch Happen genannt, passt? Vor allem die Lippen tun anfangs weh, wenn man länger nicht gespielt hat oder nicht das passende Mundstück hat.
  • Letztendlich ist es einfach. Vorkenntnisse braucht es nicht. Der eine kommt sofort mit dem Horn klar, der andere später. Aber jeder schafft es, den richtigen Ton zu treffen.


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