Die Zukunft der Ernährung

Vegan, Frutarier, Detox: Medien, Moden und echte Essens-Trends

Blättert man in den großen Publikumsmedien, dann betreibt die Mehrheit der Gesellschaft gerade „Intervallfasten“, ernährt sich mit Bio-Produkten und verzichtet auf Fleisch. Aber ist das so?

Kennen Sie die angesagtesten Trends bei der Ernäh­rung? Auf diese Frage könnte eine Antwort lauten: „Intervallfasten“. Das ist seit etwa zwei Jahren der letzte Schrei und wird nach einem vielfach in Funk und Fernsehen präsenten Arzt und Moderator auch „Hirschhausen-Diät“ genannt.

Andere Medien geben andere Antworten: Clean ­Eating zum Beispiel. Oder Paläo-Diät. Oder „LowCarb“, „Detox“. „Plant Based Food“ – und natürlich: vegane Ernährung. Bei ihr ist rundweg alles vom Tier aus der Speiseliste gestrichen, während das eine andere Trendgruppe entspannter sieht: „Sogenannte Flexitarier essen sehr bewusst, achten auf gute (Bio-)Qualität der Lebensmittel, bevorzugen regionale Produkte“, erfahren wir im Magazin „Meine Familie und ich“.

Aber sind das nun alles echte Trends, die über ­einen längeren Zeitraum und für einen nennenswerten Teil unserer Gesellschaft gelten? Oder sind es lediglich kurzfristige Mode- und Medienerscheinungen, die mit „Trends“ nur verwechselt werden, weil es „angesagt“ klingt? Vieles, was in der medialen Darstellung als Trend bezeichnet wird, hat diese Bezeichnung kaum verdient. Dazu zwei Beispiele:

      Bio-Lebensmittel: Ihr Verzehr sei „mehr als nur ein Trend“, hieß es im Februar 2022 in einer Meldung des ZDF, das sich seinerzeit auf Bundeslandwirtschaftsminister Cem Özdemir berief. Dieses Bild wird häufig in Zeitungen, Zeitschriften und Rundfunk vermittelt. Es passt allerdings nur bedingt zur Realität. Der Umsatz mit Bio-Lebensmitteln hat sich seit zwei Jahrzehnten zwar etwa verachtfacht und liegt jetzt bei 15,9 Mrd. € (2021). Der gesamte Lebensmittelhandel aber umfasst mehr als das 16-Fache: rund 258,9 Mrd. €. Bio-Lebensmittel machen also gerade einmal 6 % aus. Bei Biofleisch liegt der Marktanteil unter 1 %, allen Bekenntnissen der Kundschaft zum Trotz.
      Fleischkonsum: Er liegt laut Bundesinformationszentrum Landwirtschaft bei 55 kg Fleisch pro Kopf und Jahr (2020). Das sind 6 kg weniger als vor 25 Jahren, aber immer noch erheblich mehr, als es zum vermeintlichen Trend einer nachhaltigen, pflanzenbasierten Ernährung passen würde.

Zweifellos ändern sich hierzulande die Ernährungsgewohnheiten. Aber welche echten Trends, also langfristig wirkende Veränderungen für einen erheb­lichen, also wirklich nennens­werten Teil unserer Gesellschaft, gibt es? Das führt zu zwei Grundfragen: Wa­rum essen wir, was wir essen? Und: Was essen wir morgen?

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