Utopia: Der jungen Generation vom Land eine Stimme geben

Egal ob per Song, Gedicht oder als Theaterstück – auf der Utopia-Bundeskonferenz stellten junge Erwachsene ihre Herausforderungen mit dem Landleben dar und gaben so ihren Gefühlen einen Ausdruck.

So etwas hätte sich Elke Büdenbender in ihrer Jugend gewünscht: Ein Format, bei dem junge Leute vom Land nach ihren Problemen und möglichen Lösungen gefragt werden. Die Frau des Bundespräsidenten stammt aus Salchendorf im Siegerland.

Bei der Utopia-Bundeskonferenz am vergangenen Wochenende betonte die Juristin in ihren Grußworten, wie wichtig es sei junge Menschen nach ihren Erfahrungen zu fragen und sie in die Gestaltung der Zukunft der ländlichen Räume aktiv miteinzubinden. Denn nur so hätten sie auch Lust in der Region zu bleiben oder zurückzukehren.

Knapp 30 junge Menschen nutzten diese Chance und setzt ihre Erfahrungen mit dem Landleben kreativ in Szene. Von zu Hause schalteten sie sich zu und nahmen an den Workshops der Utopia teil. Die Fäden liefen in Olpe bei der Südwestfalen Agentur zusammen, die hinter der Bundeskonferenz stand.

Gedicht, Theater und Film

Die Teilnehmerinnen und Teilnehmer entwickelten am Samstag gemeinsam mit Künstlerinnen und Künstlern aus Südwestfalen binnen weniger Stunden kreative Beiträge rund um die Themen Mobilität, Dorfleben, Kultur und Digitalisierung.

Eine Gruppe komponierte mit dem Sänger Noah Appelhans einen Song über die mangelnde Mobilität auf dem Land. In das Lied flossen Erfahrung mit fehlenden Bussen in der Nacht und die Bedeutung des „Eltern-Taxi“ ein.

Mit dem Poetry-Slamer Pierre Stoltenfeldt dichtete ein Team einen Text zur Digitalisierung. Das Gruppen-Gedicht verdeutlichte den Unmut über eine schlechte Internet-Verbindung, aber auch das Unbehagen vor den Risiken der Digitalisierung.

Eine andere Gruppe thematisierte die Kultur auf dem Land. Zwar gebe es viele Angebote, aber oft fehlten der Nachwuchs und die Vernetzung – egal ob bei Schützenfesten, Konzerten oder Laienbühnen. Ein kurzes Theaterstück, gespielt vom Jungen Theaters Siegen, veranschaulichte das.

In einem Kurzfilm präsentierten die Teilnehmerinnen und Teilnehmer das Landleben 2030. Während in ihrem Albtraum mehr und mehr Häuser verfallen und nur noch die Glotze als kulturelles Angebot überlebt hat, hofften sie im zweiten Teil des Filmes, dass junge Familie in alte Häuser ziehen und die Dörfer wie die Kultur beleben.

Das Junge Theater Siegen setzt ein Stück aus der Bundeskonferenz Utopia um. (Bildquelle: Südwestfalen-Agentur)


Gäste auf dem Sofa

Am Freitagabend empfing Projektleiterin Alica Mielke analog und digital Gäste. In entspannter Wohnzimmer-Atmosphäre sprachen sie darüber, wie sich junge Menschen einbringen können.

Julian Lucas von der Akademie „Junges Land“, einer Bildungseinrichtung der KLJB, hob hervor, wie wichtig es sei, nicht über die Köpfe der Jugend hinweg zu entscheiden. „Was junge Menschen brauchen, sind Räume, in denen sie kreativ seien dürfen“, sagt er.

Die Agrarbloggerin Ann-Christin Kahler beschrieb, welche Vorteile das Dorfleben hat. Die gelernte Landwirtin schwört auf die Hilfsbereitschaft in ihrer Wahlheimat in Südniedersachsen. Sie selbst engagiert sich in der Freiwilligen Feuerwehr und plant sich im Ortsrat einzusetzen. Dort können sich junge Leute ganz lokal für junge Themen stark machen. Denn sonst ginge es da nur um die „neue Friedhofseinfahrt“.

Ende August zeigen die Teilnehmer und Teilnehmerinnen ihre Werke beim Südwestfalen-Forum Entscheidern aus Politik und Wirtschaft, um gemeinsam mögliche Lösungen auszuloten.

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