UNESCO-Anerkennung

Flechthecken, Hauberge und Osterradlauf sind jetzt "Kulturerbe"

Westfälische Bauern haben es jahrhundertelang getan, jetzt ist es "Immaterielles Kulturerbe": Das Flechten von Hecken hat die UNESCO Deutschland in ihre Liste aufgenommen, ebenso die Haubergswirtschaft im Siegerland und den Osterradlauf in Lügde.

Westfalen hat gleich drei hochrangige Anerkennungen zum "immaterielle Kulturerbe" erhalten. Flechthecken, die Haubergswirtschaft im Siegerland sowie der Osterräderlauf in Lügde, Kreis Lippe, sind in das bundesweite Verzeichnis des Immateriellen Kulturerbes aufgenommen worden. Das hat die deutsche UNESCO-Kommission mit Sitz in Berlin bekanntgegeben.

Das Expertenkomitee würdigt die Anlage und Pflege von Flechthecken „als kulturhistorisch gewachsene, spezifische handwerkliche Technik der Feldeinfriedung“. Die Bedeutung dieser Kulturform für die Landschaftspflege wie für die Ziele des Naturschutzes sei „positiv hervorzuheben“. Die deutsche UNESCO-Kommission wertete das Engagement der Trägergemeinschaft zur Erhaltung und zur Weitergabe der Kulturtechnik als vorbildlich. Besonders beindruckt zeigte sich die Kommission überdies von der Zusammenarbeit mit anderen Heimatvereinen sowie mit Hochschulen und Naturschutzvereinen.

Hauberge und Osterräderlauf

Die für das Siegerland typische Haubergswirtschaft wurde ebenfalls als immaterielles Kulturerbe ausgezeichnet. Dahinter verbirgt sich eine Sonderform der Waldnutzung, die nicht auf Privateigentum gründet, sondern auf gemeinschaftlichen Nutzungsrechten der Dorfbewohner. In den Haubergsgenossenschaften hat sich eine einzigartige Besitzstruktur entwickelt, bei der alle Anteilseigner Mitbestimmungsrechte haben. Das Besondere der Haubergswirtschaft besteht ferner in einem Geflecht von Nutzungen zwischen Ackerbau, Brache, Waldwirtschaft und Sonderformen wie etwa der Gewinnung von Baumrinde für das Gerberhandwerk.

Unter den Schutz des immateriellen Kulturerbes wurde außerdem der Osterräderlauf in Lügde, Kreis Lippe, gestellt. Bei diesem Sonderbrauch werden einmal jährlich am Abend des Ostersonntags hohe Eichenräder mit Stroh befüllt, das angezündet wird, ehe die Räder von einem Berg abseits des Altstadtkerns von Lügde heruntergerollt werden. Teil des Brauches ist das tagelange Wässern der Räder in der Emmer in der Karwoche sowie auch der Anbau einer besonderen, langhalmigen Roggensorte, dessen Stroh dann in die Räder geflochten wird.

Achtung, Verwechslungsgefahr

Die dreifache Auszeichnung des immateriellen Kulturerbes ist nicht mit den anerkannten Titeln „Welterbe" oder „Weltkulturerbe“ zu verwechseln. Während sie sich im rechtlichen Sinne auf materielles Erbe, zumeist also auf Baudenkmäler beziehen, werden unter dem „Immateriellen Kulturerbe“ Bräuche, Gepflogenheiten und Kulturtechniken anerkannt. Sternsingen, die deutsche Brotkultur, das Handwerk des Reetdachdeckens, PoetrySlams, Volkstanz oder das Schützenwesen – sie alle stehen im amtlichen Verzeichnis des immateriellen Kulturererbes in Deutschland, das nun 97 Einträge umfasst. Ziel sei es, die Vielfalt des lebendigen Kulturerbes zu erhalten, zu pflegen und zu fördern, erläutert die deutsche Unesco-Kommission.

Die weltweite Liste umfasst mehr 500 Einträge, darunter vier aus Deutschland: die Genossenschaftsidee, das Orgelspiel, die Falknerei und der Blaudruck. Dieses (Kunst-)Handwerk ist erst kürzlich in die weltweite Schutz- und Anerkennungsliste aufgenommen worden.

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