Herr Wischkony, vor Kurzem wurde bekannt, dass Sie die Leitung der Landvolkshochschule (LVH) Hardehausen abgeben, um künftig Aufgaben in der Seelsorge des Erzbistums Paderborn zu übernehmen. Was hat es mit dem Leitungswechsel auf sich?
Am Anfang steht ein Wunsch. Vielleicht auch eine Sehnsucht: Nämlich wieder in die Gemeindeseelsorge zu wechseln. Ich bin gerne Priester; nun schon fast 33 Jahre. Davon elf Jahre in verschiedenen Gemeinden. Immer wieder habe ich in meiner Zeit hier Hardehausen in den Dörfern ausgeholfen. Deshalb freue ich mich, dass es mir die Diözese ermöglicht, mich in den verbleibenden Jahren meines aktiven Dienstes in Krankenhaus und Gemeinde zu engagieren. Und ich nehme etwas mit: die guten Erfahrungen mit den Landfrauen und den Blick auf die Landwirte und ihre Familien. Ich weiß nicht, wie viele Ställe ich insgesamt besichtigen durfte, aber ich bin dankbar für den Stallgeruch.
Wie sieht der Zeitplan aus, wie die Nachfolgeregelung?
Der Wechsel ist für den Herbst geplant, zeitgleich mit dem meines Direktor-Kollegen und Diözesanjugendpfarrer Stephan Schröder, der ebenfalls ausscheidet und eine neue Aufgabe übernimmt. Bei der Nachfolge wird es nun spannend: Ich habe immer dafür plädiert, dass Hardehausen einen „hauptamtlichen“, priesterlichen Seelsorger braucht. Dies sieht glücklicherweise auch unser Träger, das Bistum, so. Wer das künftig sein wird, steht noch nicht fest. Wir erstellen gerade erst das Aufgabenprofil. Es steht aber bereits fest, dass die Landvolkshochschule und das Jugendhaus künftig von einem weltlichen Mitarbeitenden geleitet werden. Von wem und mit welchem Stellenprofil, wird derzeit von den Fachleuten erarbeitet.
Inwiefern ändern sich die Organisationsstrukturen?
Bereits vor zwei Jahren haben wir begonnen, über unsere Organisationsstrukturen nachzudenken. Wir wollen effektiver werden und Parallelstrukturen vermeiden. Es gibt jetzt beispielsweise einen Verwalter, der sich mit seinem Team um den Gästeservice und das Hausmanagement in LVH und Jugendhaus kümmert. Das entlastet diejenigen, die für Ausrichtung und Programm der Landvolkshochschule Verantwortung tragen, also die Direktion und den künftigen Geistlichen.
Vor wenigen Wochen wurden Baumaßnahmen im zweistelligen Millionenbereich angekündigt. Was planen Sie?
Wir müssen modernisieren. Das betrifft unser aus den 1960er-Jahren stammendes Bettenhaus mit den Büros genauso wie die Küche, die Speisesäle und die Heiztechnik. Die größte Herausforderung wird sicher der Abriss des Bettenhauses und sein Neubau im laufenden LVH-Betrieb sein. Aber auch hier bin ich froh, dass das Bistum sich so deutlich für unseren Standort ausspricht. Durch die Modernisierung soll dieser gestärkt werden. Unsere Gäste lieben Hardehausen schließlich: das alte Kloster mit seiner neuen Kirche, die Natur mit den Teichen und den Wäldern.
Trotzdem werden wir in der geplanten Umbauphase Ende 2022 bis Ende 2024 nicht alle Bildungsangebote hier vor Ort anbieten können und uns ergänzend auf den Weg in die Region machen. Wir sind gerade dabei, Ideen für das Programm „Hardehausen unterwegs“ zu sammeln.
Ist ein Führungswechsel in dieser Situation nicht etwas unglücklich?
Ja, aber noch rechtzeitig. Ich bin da zuversichtlich: „Beständig ist der Wandel“ – oft habe ich dieses Wort bei Führungen zitiert. Das alte Kloster und seine Einrichtungen haben so viele Veränderungen und Herausforderungen erlebt, gemeistert und gestaltet. Das gilt auch für die 72 Jahre Landvolkshochschule, von denen ich fast acht Jahre mitgestalten durfte. Unsere Tradition ist kraftvoll. Das macht mir für die kommenden Jahre Mut.
Ein Highlight des jährlichen Bildungsprogrammes ist der Hardehausener Grundkurs. Dieser konnte coronabedingt 2021 nicht stattfinden. Wird er nachgeholt?
Noch im vergangenen Jahr wurden wir für 70 Jahre Grundkurs ausgezeichnet. Ich hätte nicht gedacht, dass wir unseren für Januar 2021 geplanten 95. Grundkurs verschieben müssen, bin jedoch sehr dankbar für das unermüdliche Engagement unserer Grundkursverantwortlichen Barbara Leufgen. Sie hat immer wieder neu geplant und Kontakt zu den Bewerbern und Bewerberinnen gehalten. Aktuell planen wir den Grundkurs vom 17. Mai – 13. Juni 2021 mit einer Studienfahrt vom 10. – 15. Oktober. Anmeldungen sind noch möglich.
Wie ist die Landvolkshochschule denn bislang insgesamt durch die Zeit der eingeschränkten Bildungsangebote gekommen?
2020 hatten wir noch Glück: Bis zum 13. März wurden unsere Kurse bestens angenommen und besucht. Dann kam der Lockdown und in Hardehausen wurde es so still, wie ich es noch nie erlebt habe. Im Sommer haben wir dann einige neue Formate ausprobiert, bis wir im Herbst nur noch berufliche Bildung anbieten durften. Auch wir mussten uns in digitale Formate einarbeiten. Daraus sind eine Vielzahl von Web-Seminaren entstanden. Doch Hardehausen bleibt Hardehausen: Unsere Gäste vermissen die Fahrt durch das Tor in eine andere Welt. Das ist digital nicht zu vermitteln.
Vielleicht noch ein Wort zu unserer ländlichen Familienberatung: Sie hat nur eine kleine Pause gemacht, denn die Beratungsanfragen nehmen zu – leider, muss man wohl sagen. Die Situation auf den Höfen wird nicht einfacher. Wir haben uns deshalb entschlossen, einen weiteren Ausbildungskurs für Berater und Beraterinnen zu starten. Die erste (digitale) Veranstaltung hat uns sehr ermutigt.
Hardehausen war stets für hochkarätige agrarpolitische Veranstaltungen samt damit verbundener Diskussionskultur bekannt. Wie geht es in diesem Bereich weiter? Auf was können sich die Interessierten in der Region freuen?
Unsere agrarpolitischen Veranstaltungen werden zunächst im kleinen Rahmen starten; zunächst für junge Landwirte, die wir digital einladen werden. Wir hoffen auf das Liborifest im Spätsommer mit unserer traditionellen Landvolkskundgebung. 2022 wird es dann hoffentlich wieder ohne Einschränkung heißen „Porta patet – Cor magis“ also: „Die Tür steht offen – das Herz noch mehr“.