Betriebsübergabe

Übergabe: Alle Interessen im Blick

Soll der landwirtschaftliche Betrieb übertragen werden, ist das meist hochemotional – für alle Beteiligten. Die Übergabe ist ein gemeinschaftlicher Prozess und erfordert oft Kompromissbereitschaft.

Der Hof – das ist für viele Betriebsinhaber und -inhaberinnen ihr Lebenswerk. Hierfür haben sie hart gearbeitet, mussten immer wieder Entscheidungen treffen und Kompromisse eingehen. Dieses Lebenswerk zu übertragen, fällt daher oft nicht leicht. Hinzu kommt: Die Übergabe lässt sich nicht testen und die Entscheidung dazu nicht rückgängig machen. Sie läutet einen Lebensabschnitt ein, der mit Bedeutungsverlust zu tun hat und in der Regel den Blick auf den Lebensabend wirft.

Doch irgendwann ist der Zeitpunkt für eine Entscheidung der Hofnachfolge gekommen. Eltern bzw. Betriebsinhaber wollen es richtig – am besten allen recht machen. Doch das gestaltet sich mitunter schwierig.

Betriebsübergabe ist ein Gemeinschaftsprojekt

Unterschiedliche Vorstellungen und Wünsche aufseiten der Betriebsübergeber und Hofnachfolger sorgen häufig für Diskussionsstoff. Weichende Erben und manchmal auch noch Altenteiler wollen wertgeschätzt und in den Hofübergabeprozess eingebunden sein. Gelingt das nicht, führen Enttäuschungen darüber bei den weichenden Erben nicht selten zu schwelenden Konflikten über viele Jahre hinweg. Zerwürfnisse zwischen Geschwistern sind jedoch das Letzte, was sich Eltern und Hofnachfolger wünschen.

Vielen Familien gelingt trotz vieler Unwägbarkeiten eine relativ reibungslose Betriebsübergabe. Doch der Prozess dorthin ist oft lang und gelingt nicht immer. Diese Erkenntnis hat auch Iris Fahlbusch, Referentin für Weiterbildung an der Landwirtschaftskammer NRW gemacht. Als Supervisorin begleitet sie Phasen der Betriebsübergabe und weiß aus Erfahrung: „Die Betriebsübergabe ist ein Gemeinschaftsprojekt und eine hochemotionale Gemengelage. Sie kann zwei bis sieben Jahre dauern. Und manchmal findet sie auch gar nicht statt.“

Bausteine der Hofübergabe
Wer seinen landwirtschaftlichen Familienbetrieb übergeben möchte, sollte sich vorab mit Themen wie diesen auseinandersetzen.
Finanzen: Was habe ich zu vererben? Wie viel ist es wert? Wie hoch sind die Verbindlichkeiten? Ist der landwirtschaftliche Betrieb überhaupt wirtschafts- bzw. zukünftig existenzfähig? Welche finanzielle Höhe für mein/unser Altenteil stelle ich/stellen wir uns vor? Was möchte ich noch nicht übertragen? Wie und in welcher Höhe müssen, können und sollen die weichenden Erben bedacht werden?
Erbrecht und Steuern: Welche Möglichkeiten der Übertragung bestehen? Welche Ansprüche haben weichende Erben? Welche Erbschaftssteuern fallen wann und in welche Höhe an?
Wohnsituation: Wer soll wo und wie wohnen? Und wer ist wofür verantwortlich? Wie soll eine Pflege­situation bewältigt werden?
Arbeitswirtschaft: Wer bleibt wie lange GbR-Partner? Ist die Mithilfe durch Altenteiler noch notwendig bzw. erwünscht?

...