Das Haus Pietig kennt Ulla Grünewald mittlerweile bis in die letzte Fuge. Seit drei Jahren saniert sie das alte Handwerkerhaus in Möhler, einem Ortsteil von Herzebrock-Clarholz im Kreis Gütersloh, gemeinsam mit ihrem Mann Wolf Bredow. Die meisten Arbeiten stemmen sie in Eigenregie. In dem denkmalgeschützten Haus wollen sie drei Wohnungen schaffen. Einige ihrer Tipps können auch anderen weiterhelfen, die ein altes Haus sanieren möchten.
Geschäumtes Glas
Alle paar Jahre kann das Haus Pietig nasse Füße bekommen. Wenn es stark regnet und Durchflüsse verstopft sind, sucht der Axtbach seinen Weg ins Dorf. Ulla Grünewald und Wolf Bredow haben den Bodenaufbau deshalb in Abstimmung mit dem Architekten Christoph Luther-Mosebach aus Hitzacker an der Elbe so gewählt, dass er schnell wieder abtrocknen kann. Der Sandboden ist mit einer durchlässigen Geofolie bedeckt. Darauf wurden 30 cm Schaumglasschotter geschüttet. Dieser besteht aus recyceltem Altglas, dem Kohlenstoff zugesetzt wird. Bei Temperaturen über 1000 °C entstehen Gasbläschen. Das sorgt später für einen dämmenden Effekt des Materials. Nach der Verdichtung mit einer leichten Rüttelplatte und der Abdeckung mit einer weiteren Geofolie sollen noch eine Fußbodenheizung in Kalkestrich und offenporige Tonfliesen folgen.
Lehm und Holzfasern
Mehr als 18 % Holzfeuchte dürfen es im Fachwerk auf Dauer nicht sein. Damit das gelingt, empfiehlt sich ein diffusionsoffener Wandaufbau. Beim Haus in Möhler folgen auf die ausgemauerten Fachwerkwände innen ein Lehmunterputz und 6 cm dicke Holzfaserdämmplatten. Weitere Schichten sind ein zweiter Lehmunterputz, ein dünnes Armierungsgewebe und ein Oberputz. Wichtig: Der Lehm muss immer gut abtrocknen. Gestrichen werden sollen die Wände mit Kalkkasein-Farbe und Sumpfkalk.
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Der Lack muss ab
Holz von alten Farb- und Lackschichten zu befreien, ist schwierig. Jahrelang hat Ulla Grünewald mit dem Heißluftföhn Schicht um Schicht abgelöst und reichlich Schleifpapier verbraucht. Mittlerweile schwört sie auf die Farbschaber der Firma Bahco. Mit Klingen aus Hartmetall und wenig Krafteinsatz lassen sich Farben und Lacke abkratzen, auch von Beton und Metall. Der einfache Schaber kostet rund 25 €. Ersatzklingen sind für etwa 12 € zu haben.
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Gebrauchte Baustoffe
Wer ein altes Haus saniert, ist immer auf der Suche nach Baustoffen, die zu den vorhandenen passen. Eine Fundgrube sind Abbruchhäuser oder die Onlineplattform eBay mit dem dazugehörigen Kleinanzeigenmarkt. Ulla Grünewald hat gerade diese Lehmziegel an Land gezogen, die ihr im Nachbarort angeboten worden waren. Mit ihnen wird sie Innen-Gefache ausmauern.
Dämmen mit Altpapier
Die Decke zum Dachboden haben die Bauherren von oben mit Zellulose gedämmt. Für die Fasern wird Altpapier aufbereitet und mit Zusätzen versehen, die das Material schwer entflammbar machen. Alternative zur losen Schüttung, hier 25 cm dick, sind gepresste Dämmplatten aus Zellulose.